Kleider nicht nur für Flüchtlinge

Der Kleiderladen des Kinderschutzbundes hat im Zuge der Flüchtlingshilfe auch mit Problemen und Missverständnissen zu kämpfen.

Burscheid. Kleiderspenden stehen bei der Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge oft an erster Stelle. In Burscheid wird dafür immer wieder der Kleiderladen des Kinderschutzbundes in der Geilenbacher Straße genannt. Aber die Ehrenamtlichen dort haben seither auch verstärkt mit Problemen und Missverständnissen zu kämpfen.

„Viele wollen ausschließlich für Flüchtlinge spenden und reagieren verärgert, wenn wir ihnen sagen, dass wir das bei unseren Kunden nicht unterscheiden können und außerdem die Spenden verkaufen und nicht verschenken“, sagt der Vorsitzende Det Junker. Seit Jahren finanziert der Kinderschutzbund über die Erlöse des Kleiderladens die Betriebskosten für das Gebäude, in dem außerdem noch Seminarräume und die zwei Kindergruppen der Zwergenbande untergebracht sind.

Junker hält es ohnehin für würdevoller, wenn sich die Flüchtlinge für ganz geringes Geld im Kleiderladen selbst aussuchen, was sie tragen wollen, als einfach, wie immer wieder geschehen, Säcke mit Altkleidern wahllos vor die Unterkünfte gestellt zu bekommen.

Zumal längst nicht alle die Regel befolgen, nur gut erhaltene Kleidung zu spenden, die sie sich selbst auch noch secondhand kaufen würden — und diese dann auch gewaschen abzuliefern. „Es passiert immer wieder, dass in den Säcken die Ekelgrenze überschritten wird“, weiß Junker: ungewaschene Unterwäsche, vergilbte Hemdkragen, ausgelatschte und dazu noch einzelne Schuhe. Ein verärgerter Spender habe einmal vier Säcke voller Dirndln und Lederhosen zurückgelassen. „Stellen Sie sich darin bitte einmal eine syrische Familie vor.“ Ein anderer fuhr gleich mit 150 Säcken vor. Aber große Lagermöglichkeiten bestehen nicht.

18 ehrenamtlich tätige Frauen organisieren seit Jahren den Kleiderladen des Kinderschutzbundes. Und sie sind dringend darauf angewiesen, dass Spenden nur während der Öffnungszeiten dienstags, mittwochs und donnerstags abgegeben werden. Stattdessen werden immer wieder Säcke und Kartons einfach vor der Haustür abgestellt, stehen im Regen und werden unbrauchbar. „Wir können hier nicht waschen“, sagt Junker. Was aussortiert wird, landet am Ende in Bethel.

Zwischenzeitlich hatte der Kinderschutzbund die Annahme eingestellt, mittlerweile hat sich die Lage wieder entspannt. Für Junker ist jetzt wichtig, dass die Flüchtlinge überhaupt von dem Kleiderladen erfahren, am besten, indem Helfer sie einmal dorthin begleiten. „Wenn wir mehr verkaufen, können wir auch wieder mehr Sachen annehmen.“ Aber auch wenn der Migrantenanteil unter den Kunden hoch ist, die Einrichtung für den kleinen Geldbeutel bleibt wie bisher ein Kleiderladen für jedermann.