Museumsnacht 46 Kunststationen präsentieren Ausstellungen, Musik und Kultur

Köln · Zum 21. Mal feiert Köln nach zweijähriger pandemiebedingter Pause am Samstag, 5. November, ab 19 Uhr die Museumsnacht. Das Prinzip: Einmal zahlen und die ganze Museumsnacht lang um die Häuser ziehen.

Bei der Museumsnacht Köln können Besucher Kunststationen in einem ganz neuen Licht entdecken.

Foto: Christoph Stallkamp

Zwischen 19 und 1 Uhr - in manchen Kunstorten geht die Nacht sogar bis 2 Uhr - verwandelt sich die facettenreiche Kölner Museums- und Kulturlandschaft in eine coole Kunst- und Kultur-Festival-Area. Insgesamt gibt es 150 Einzelveranstaltungen an 46 Stationen. Bekannte Ausstellungsorte und Räume der Kunstproduktion werden mit Einbruch der Dämmerung zu teils vollkommen neuen Locations. Erfahrungsgemäß kommt dann zahlreich zusammen, was zusammengehört.

Neben den großen Häusern wie dem  Museum Ludwig, Wallraf-Richartz-Museum oder Rautenstrauch-Joest-Museum bieten auch kleinere und weniger bekannte Kunststätten einen facettenreichen Einblick in diverse Kunstrichtungen vom Mittelalter bis zur modernen Gegenwartskunst, von Gemälden über Performances bis hin zu multimedialen Installationen. Alle Kunststationen laden zu Diskussionen und einem regen Austausch ein, um die Museumsnacht so lebhaft wie möglich zu gestalten.

Große Häuser zeigen
besondere Ausstellungen

Im Historischen Archiv etwa lässt sich im Gedächtnis der Stadt kramen. Besucher können dort das stattliche Vermächtnis bestaunen und in einem der bedeutendsten europäischen Kommunalarchive stöbern. In der Ausstellung „Colonian Rhapsody — Spuren einer Musikstadt im Wandel der Zeit 1945-1990“ geht es auf musikalische Zeitreise. Sie erzählt die musikalische Geschichte der Stadt eindrucksvoll anhand der wichtigsten Institutionen und Persönlichkeiten.

Das 1913 eröffnete Museum für Ostasiatische Kunst wiederum verkörperte schon damals das Bekenntnis zum aufgeklärten Dialog mit der Welt. Das denkmalgeschützte Gebäude knüpft mit seinen strengen, klar gegliederten Kuben an japanische Traditionen an. Mit seiner zugleich modernen Formensprache gehört es zu Kölns wichtigsten Baudenkmälern der klassischen Moderne. Aktuell erweitert dort die gleichnamige Ausstellung gegenwärtige „Horizonte“. Zeitgenössische, international bekannte Künstler aus China, Korea und Japan bewegen sich an der Schnittstelle zwischen fernöstlicher und westlicher Kunst.

Das Käthe Kollwitz Museum schließlich wurde einer der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet. In ihren Werken beschäftigte sich Kollwitz mit zeitlosen Themen – auch mal mit spitzem Humor. „Der neue Simplicissimus. Satire für die Bonner Republik“ wurde extra für die Museumsnacht verlängert. Es ist also die letzte Chance, die Ausstellung zu sehen.

Foyers und Ausstellungsräume werden zu Konzertbühnen

Auch viele Foyers und Ausstellungsräume verwandeln sich in der Museumsnacht. Sie werden zu Konzert- oder Performance-Bühnen, chilligen Loungehallen und mehr. Die Museumsnacht sorgt für unerwartete und überraschende Settings und Konstellationen. Die Cäcilienkirche im Museum Schnütgen beispielsweise wird dieses Jahr von elektronischer Musik der Acts Afar und Jascha Hagen erfüllt – plus Clubkind-Visuals.

Das Foyer des Museum Ludwig entpuppt sich derweil als Spielwiese für eine begehbare mediale Landschaft und DJ-Sets von und mit dem Team des Kölner Internetradio-Senders dublab. Das Rautentstrauch-Joest-Museum erlebt eine Voguing-Performance im Foyer – der Sichtbarkeit und der authentischen Darstellung der Ballroom-Szene in Deutschland gewidmet. Choreografiert und getanzt von Espoir Freitas mit musikalischer Unterstützung von Amro Assy.

Ein besonderes Konzerterlebnis wartet im NS-Dokumentationszentrum auf das Publikum. Amaka & Friends spielen populäre Musik der 1930er und 40er Jahre - von Schlagern bis Jazz. Das Trio, bestehend aus Sängerin Amaka, Lissy Szakács am Saxophon und Marius Pietruszka am Klavier, präsentiert einen Querschnitt aus Melodien der Zeit und lässt Musik der Swing-Ära wiederaufleben.

Ganz neu in
der Museumsnacht

Sechs Stationen sind erstmalig Teil der Museumsnacht. Dazu gehört auch der Historische Park Deutz, der zum Schlendern durch die römische Stadtgeschichte der rechtsrheinischen Innenstadt einlädt. Als musealer Stadtraum am rechten Rheinufer zwischen Deutzer- und Hohenzollernbrücke thematisiert der Park an Original-Schauplätzen die mehr als 1700-jährige Geschichte von Deutz - dem rechtsrheinischen und zweitältesten Teil der Kölner Innenstadt. Speziell ans Herz gelegt seien die Kurzführungen durch die historischen Gewölbekeller und die Krimilesung „Hafenwasser mit Schuss“.

Das Museum Raffael Becker umfasst den künstlerischen Nachlass des 2013 verstorbenen Kölner Malers. Kaum einer hat sich mit so viel Witz und Liebe zum Detail dem Kölner Leben gewidmet - von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Nullerjahre. Das Programm umfasst Führungen, unter anderem mit ausgewählten Audio-Aufnahmen von Raffael Becker und um 22 Uhr das Filmscreening „Spurensuche“ von Reinold Louis.

Eine weitere neue Station der Museumsnacht ist der Frauenmediaturm - Feministisches Archiv und Bibliothek. Der beherbergt seit fast 30 Jahren eine der bedeutendsten Sammlungen zur Historischen und zur Neuen Frauenbewegung in Deutschland. Unter seiner mittelalterlichen Schale verbirgt der Turm einen überraschenden Kern: Die von der Architektin Dörte Gatermann Anfang der 1990er Jahre gestalteten Räumlichkeiten von Archiv und Bibliothek laden mit modernem Design, verschwiegenen Ecken und einer Hängegalerie unterm Dach zum Entdecken ein.

Eine Nacht für
Groß und Klein

Die größte Museumsnacht in NRW ist zudem ein Event für die ganze Familie. Kinder können an vielen Orten mitmachen, zum Beispiel in der Lampionwerkstatt im Museum für Ostasiatische Kunst. Das Käthe Kollwitz Museum bietet eine Kinderführung an und auch im Cöln Comic Haus treffen sich die Generationen.

Das Römisch-Germanische Museum befindet sich derzeit im Belgischen Haus und hält dort von 19 bis 21 Uhr eine besondere Attraktion für Familien bereit: Unter dem Motto „Kleider machen römisch“ können Kleidungsstücke ausprobiert werden, wie sie vor 2000 Jahren in Köln getragen wurden. Von der bunten Tunika über die stattliche Toga bis hin zum warmen Wollmantel. Musikalisches Inselfeeling bietet das Rautenstrauch-Joest-Museum um 19 Uhr beim Schnupperkurs „Gamelan“ für die ganze Familie. Hier können Besucher die Musikrichtung der indonesischen Inseln Java und Bali kennen lernen. Das Käthe Kollwitz Museum bietet um 19.10 Uhr mit „Voll auf den Hund gekommen“ eine etwa 20-minütige Entdeckertour für Kinder ab sechs Jahren an. Und um 19.30 Uhr startet im Museum Ludwig eine Führung für die Kleinen mit dem Titel „Echte Hingucker!“.