Stadtentdecker Auf Zeitreise: 700 Jahre Kölner Dom
Köln · Wer die VR-Brille aufgezogen hat, erlebt einen 700-jährigen Zeitsprung zum Bau des Kölner Doms im Mittelalter. Noch ist um 1320 der romanische Alte Dom teilweise zu sehen, aber sein gotischer Nachfolgebau in Form des Domchores wächst bereits schnell in die Höhe.
Wer sich umblickt, erlebt die 360-Grad-Ansicht im Atrium des alten Hildebold-Doms mit einem Kreuzgang und zahlreichen Menschen, die dort unterwegs sind. Im August 1248 startete mit der Grundsteinlegung vor 775 Jahren der Bau des gotischen Doms, der erst im 19. Jahrhundert von den Preußen vollendet wurde.
Dieses Szenario ist der Start einer neuen Zeitreise von Time Ride. Unter dem Titel „Time Ride Go! Kölner Dom 360“ wird ab sofort ein Stadtrundgang angeboten, der die Geschichte und die Bedeutung des Weltkulturerbes auf eine besondere Art und Weise erlebbar macht. Dabei wird ein klassischer Spaziergang um den Dom mit einem neuen Virtual-Reality-Erlebnis kombiniert.
Mit der VR-Brille wird die Vergangenheit wieder erlebbar
Insgesamt fünf Stationen gibt es, die in etwa 45 Minuten vom Mittelalter in die Gegenwart führen. Los geht es mit dem Baubeginn an Kreuzblume. Dazu braucht es nur eine VR-Brille, einen realen Stadtführer und die zusätzlichen akustischen Hintergrundinformationen zum Gesehenen mittels eines in der Brille integrierten Lautsprecher. Technisches Vorwissen ist für die Teilnahme nicht notwendig.
Die zweite Station führt jetzt auf die Südseite mit dem Roncalliplatz. Die Zeitreisenden befinden sich nun im Spätmittelalter als 1520 für mehr als 300 Jahre die Bauarbeiten gestoppt wurden. Fertig war nur der 1322 geweihte Domchor. Auf dem Südturm thront der Baukran und in der Mitte des Doms hat man erst gar nicht mit den Arbeiten für das Langhaus begonnen.
Grund für den Baustopp war das neue Zeitalter der Renaissance, in dem die Gotik aus der Mode kam. Außerdem wurde das Geld knapp und andere Bauprojekte wie der Petersdom in Rom hatten eine höhere Priorität. Der lebendige Platz vor dem Dom gleicht eher noch einem Acker und wird von kleinen Häusern und Kirchen umgeben.
Nun geht die reale Tour weiter zur Ostseite des Doms mit Blick auf den Rhein und auf die alte Hohenzollernbrücke, die 1920 noch mit Autos befahren werden konnte. Damals befand sich der Petrusbrunnen, anders als heute, noch im Osten der Kathedrale.
Der Dom selbst wurde 1880 vollendet und eingeweiht. 1842 wurde unter den Preußen der zweite Grundstein für den Dombau gelegt. Eine zusätzliche Station soll ab Herbst beim neuen Stadtrundgang an dieses Ereignis erinnern. In dieser Zeit der Romantik gab es in Köln ein wahres Dombaufieber und reiche Bürger wie der Kunsthändler Boisserée unterstützten tat- und finanzkräftig die Arbeiten am großen Gotteshaus.
Die Zeitreisenden machen jetzt mit den VR-Brillen in der Geschichte nur einen kleinen Sprung ins Jahr 1926. Real geht es auf den Bahnhofsvorplatz. In der virtuellen Welt kann man den alten, prächtigen Hauptbahnhof bestaunen und blickt bei einer Drehung dank der 360-Grad-Bewegtbild-Szenerien zum Dom, der auf einer Anhöhe seinen Platz hat. Die heutige Domplatte kam erst viel später zum Dom. Zu erleben gibt es Straßenbahnen direkt an der Kathedrale und das quirlige Leben der 1920er Jahre. Allerdings sorgte die Industrialisierung schon damals dafür, dass der Dom seine heutige dunkle Farbe bekam.
Die letzte Station der Zeitreise ist wieder an der Kreuzblume angesiedelt und thematisiert die massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, die auch den Dom betrafen. Mittels der VR-Brillen wird der Kontrast zwischen dem Domvorplatz vor und nach der Bombardierung besonders eindrucksvoll dargestellt. Entlassen werden die Teilnehmer noch mit einer besonderen, versöhnenden Überraschung.
Entstanden ist die Idee zum neuen Stadtrundgang um den Dom bei einem Treffen mit dem Dombaumeister Peter Füssenich und Vertretern von Köln-Tourismus. Mit 30 Mitarbeitern wurde die VR-Zeitreise binnen eines halben Jahres umgesetzt. Beteiligt waren dabei Historiker genauso wie 3D-Künstler. Dabei wurde das Projekt von Köln-Business finanziell gefördert.
„Viele Kölner und Touristen kennen unsere Zeitreisen ins Vorkriegs-Köln anno 1926 oder unsere VR-Stadtrundgänge durch die Kölner Altstadt, die wir auch weiter anbieten werden. Aber es gab immer wieder den Wunsch nach neuen Zeitreiseangeboten. Mit der neuen Spezialtour rund um den Kölner Dom kommen wir dieser Bitte sehr gerne nach“, sagt Jonas Rothe, Gründer und Geschäftsführer von Time Ride. Mit seinen 2017 an den Start gegangenen Unternehmen ist er inzwischen in fünf Städten vertreten.
Service: Die Tickets für den VR-Stadtrundgang um den Dom kosten ohne Ermäßigung 19,90 Euro. Die Touren werden täglich angeboten. Wegen der hohen Nachfrage empfiehlt es sich, die Tickets zum Wunschtermin frühzeitig online zu buchen. Verkauft werden diese auch direkt beim Time Ride am Alter Markt sowie bei Köln-Tourismus.