Kino & TV Die Kraft der bewegten Bilder

Köln · Vom 17. bis zum 24. Oktober gibt es die Neuauflage des Film Festivals Cologne mit mehr als 150 Einzelveranstaltungen an acht Tagen und 80 Programmbeiträgen, die aus 1400 Einreichungen aus 50 Ländern ausgewählt wurden.

Jacques Audiard schafft mit „Emilia Pérez“ vor dem Hintergrund des mexikanischen Drogenkrieges ein ungewöhnliches Musical.

Foto: Film Festival Cologne/Shanna Besson

Gezeigt werden insgesamt sieben Filme, die für ihr Land ins Rennen um den Oscar gehen.

Getrübt wurde die Vorfreude auf das kulturelle Highlight in Köln, durch Vorwürfe von neun ehemaligen Mitarbeitenden gegen die Festivalleiterin Martina Richter. In einem anonym verfassten „offenen Brief“ wurde der Geschäftsführerin der Cologne Conference GmbH „Machtmissbrauch“ sowie ein „Klima der Angst“ im Unternehmen vorgeworfen. Kritisiert wurde auch ein „intransparenter Umgang mit Fördergeldern“ und die „Beschäftigungspraktiken“ des Festivals. Richter wies die Vorwürfe zurück und bot an „zu allen Anschuldigungspunkten alles Notwendige offenzulegen, um diese zu entkräften“.

Internationale Beiträge geben Einblicke in fremde Lebenswelten

Beim Film Festival verstärkt sich in diesem Jahr der Trend zu mehr Diversität und Internationalität in den Fokus. Durch Beiträge aus allen Teilen der Welt bekommen die Zuschauer im Kino Einblicke in Lebenswelten, die sonst so nicht möglich wären. Viele Dokumentar- und Spielfilme behandeln zudem die antidemokratischen und autoritären Kräfte, die weltweit auf dem Vormarsch sind.

Dazu zählt auch „Of Caravan and the Dogs“, ein Film, der zeigt wie in Russland seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine auch noch die letzten Reste von freier Presse und Zivilgesellschaft durch staatliche Zensur getilgt werden. In „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ opfert ein iranischer Jurist die Unabhängigkeit seinem Karrierestreben. Und im in Venedig aufgeführten „Edge of Night“ beginnt ein Leutnant der türkischen Armee während eines besonders heiklen Auftrags an seiner Linientreue zu zweifeln.

Auch in Deutschland sind mit den Wahlerfolgen der AfD antidemokratische Kräfte auf dem Vormarsch. Daran erinnert zum Beispiel der Eröffnungsfilm des Festivals, Andree Veiels „Riefenstahl“. Sein intensiv recherchierter Film entlarvt die beliebte Trennung von Riefenstahls Person und ihrer Kunst als problematisch. Denn auch das Werk von Hitlers liebster Filmemacherin zeigt, dass sie nicht nur eine politische Opportunistin war. Weitere Filme, die sich mit der deutschen NS-Vergangenheit auseinandersetzen, sind unter anderem „Führer und Verführer“ sowie „Verfolgt - die sieben Leben des Dany Dattel“.

Das Festival blickt nicht nur auf Kriege wie in der Ukraine oder im Nahen Osten, die aktuell im Rampenlicht stehen. In den Beiträgen geht es auch um Konflikte, die schon fast in Vergessenheit geraten sind, wie bei der irischen Oscareinreichung „Kneecap“ von Rich Peppiatt, der aus dem Trauma des Nordirlandkonflikts einen mitreißenden Musikfilm entstehen lässt. Vor dem Hintergrund des mexikanischen Drogenkrieges entsteht in der französischen Oscareinreichung „Emilia Pérez“ von Jacques Audiard ein ungewöhnliches Musical.

Den Blick auf die amerikanische Präsidentenwahl wirft Michael Premo mit seinem Dokumentarfilm „Homegrown“, der die Welt von drei gewaltbereiten Trump-Unterstützern thematisiert und der beim Festival mit dem „phoenix“-Preis ausgezeichnet wird. Den „Filmpreis Köln“ erhält der haitianische Filmemacher Raoul Peck. Gezeigt wird beim Festival unter anderem dessen Doku „Ernest Cole: Lost and found“ über den südafrikanischen Fotografen, der mit seinem Fotobuch „House of Bondage“ 1967 der Welt die rassistische Realität des Apartheidstaates vor Augen führt. Ausgezeichnet wird am 24. Oktober im E-Werk auch die Kölner Schauspiellegende Udo Kier. Er erhält den „International Actors Award“.

Um popkulturelle Phänomene geht es unter anderem bei einem Beitrag über die amerikanische New-Wave-Band Devo, die bei der Entwicklung des Musikvideos eine zentrale Rolle spielte. In der Reihe „Top TV“ wird die Verfilmung des erfolgreichen Podcasts „Zeit Verbrechen“, die spanische Mystery-Serie „The Messiah“ sowie der Dokumentarfilm „Hape Kerkeling - Total Normal“ zum 60. Geburtstag des Entertainers gezeigt. Die Premiere des neuen Köln-Tatorts sowie des neuen „Friesland“-Krimis stehen zudem in der Reihe „Special Screenings“ auf dem Programm.

Beim NRW-Wettbewerb geht der österreichische Oscarbeitrag „Des Teufels Bad“ ins Rennen, der unter anderem im Bergischen Land gedreht wurde. Dazu kommt der mit Alicia Vikander und Elisabeth Olsen hochkarätig besetzte Science-Fiction „The Assessment“. Der NRW-Filmpreis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Gezeigt werden außerdem die Arbeiten von renommierten internationalen Regisseuren wie Pedro Almodóvar, der mit seinem ersten englischsprachigen Film „The Room Next Door“ in Venedig als Gewinner hervorging. Tilda Swinton und Julianne Moor standen dort als ehemalige Kolleginnen vor der Kamera, die sich auf einen existenziellen Roadtrip begeben.

Weitere Information zum Film Festival Cologne gibt es online unter: