Nachwuchs Einblicke in die Zukunft der Bildung

Köln · Bei der jüngsten Pisa-Studie haben deutsche Schüler im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen in anderen Ländern so schlecht abgeschnitten wie noch nie. Das zeigt die tiefe Krise, in der das deutsche Schulsystem derzeit steckt.

Neue, digitale Technologien sind eines der zentralen Themen bei der Bildungsmesse Didacta in Deutz.

Foto: step/Eppinger

Wie sich diese überwinden lässt, zählt zu den wichtigen Fragestellungen der internationalen Bildungsmesse Didacta, die gestern in Deutz gestartet ist.

Das zentrale Thema der Messe ist nach wie vor die Digitalisierung, welches die gesamte Bildungsbranche antreibt. Nachdem mittlerweile an vielen Stellen schnelles Internet vorhanden ist und Lehrer sowie Schüler besser mit PCs, Tablets und Laptops ausgestattet sind, konzentriert sich jetzt der Blick auf die Ausgestaltung der digitalen Welt in der Schule. Das gilt zum Beispiel für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz beim Lehren und Lernen.

Die Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Schule

Programme wie Chat GPT könnten helfen, dass Lehrer mit relative geringem Aufwand Materialien erstellen, die sich gezielt an schwächere und stärkere Schüler richten und die jeweils für jede Zielgruppe individuelle Lösungen sowie Fördermöglichkeiten anbieten. Davon könnten beispielsweise Schüler mit Migrationshintergrund profitieren, die sich schwertun, die deutsche Sprache zu erlernen. Dabei setzt die Didacta schon beim Themenbereich frühe Bildung in den Kitas an.

Insgesamt präsentieren bis zum kommenden Samstag auf der größten und wichtigsten Bildungsmesse in Europa mehr als 730 Aussteller ihre innovativen Konzepte und Produkte sowie neue Technologien und Dienstleistungen. „Die Didacta ist ein Ort, auf solche Chancen zu schauen - ein Schaufenster für die Zukunft“, erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrer Videobotschaft bei der Eröffnung am Dienstagvormittag.

Der Bildungserfolg hänge nach wie vor stark von der sozialen Herkunft ab. „Das muss sich ändern, wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende“, sagt die FDP-Politikerin mit Blick auf das Startchancen-Programm, bei dem in den kommenden Jahren zehn Milliarden Euro investiert werden, um eine Million Schüler an 4000 Schulen besonders zu fördern.

Ziel ist es, die Zahl der Schüler zu halbieren, welche die Mindeststandards beim Lesen, Schreiben und Rechnen verfehlen. Besonders im Fokus sind hierbei die Grundschulen. Dazu komme ein Digitalpakt 2.0, der passgenauer und unbürokratischer als sein Vorgänger sein soll. „Dazu gehören auch KI-Anwendungen, die neue Chancen für Lehren und Lernen eröffnen.“

Eröffnet wurde die Didacta von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU): „Bildung ist der Schlüssel für jeden Einzelnen für die Entfaltung seiner Talente, für ein selbst bestimmtes Leben und für den beruflichen Erfolg. Bildung ist aber auch wichtig für das Land und die Gesellschaft, für den Zusammenhalt, für Wohlstand, soziale Sicherheit und für eine starke Demokratie.“

Die Herausforderungen in der Bildung seien riesengroß, sagt Wüst mit Blick insbesondere auf die Integration von Zehntausenden Kindern aus Familien, die nach Deutschland geflüchtet sind. „Jedes vierte Kind verlässt die Grundschule, ohne altersadäquat mit der deutschen Sprache umgehen zu können. Da ist die Bildung schon am Ende, bevor sie losgeht. Es darf bei der Bildung nicht entscheidend sein, woher ein Kind kommt. Das sind alles unsere Kinder“, sagt der Ministerpräsident und verspricht, dass bei Kindern und Jugendlichen sowie bei der Bildung auch in Zeiten knapper Kassen nicht gespart werde.

Man gebe im laufenden Jahr in NRW 38 Milliarden Euro für Bildung aus, das sei ein neuer Rekord. Weitere 38 Millionen Euro würden in den Kitas für die frühe Förderung der Sprachkenntnisse investiert. Außerdem wolle man bis 2027 10.000 neue zusätzliche Lehrer ins Schulsystem bringen, um den Unterricht sicherzustellen.

„Dass Bund und Länder jetzt mit dem Startchancen-Programm Schulen in sozialen Brennpunkten fördern wollen, begrüße ich ausdrücklich im Sinne der Chancengerechtigkeit. Doch diese Maßnahme allein wird nicht ausreichen, unsere Kinder besser auf die Zukunft vorzubereiten. Unsere Lehrpläne sind immer noch auf die Reproduktion von Fertigwissen ausgelegt. Damit bleibt die Fähigkeit auf der Strecke, Wissen kreativ auf neue Themenfelder anzuwenden. Doch genau diese Eigenschaft brauchen wir so dringend. Schichten wir also um – zugunsten echter Zukunftskompetenzen. Weniger klassischer Bildungskanon, mehr Blick nach vorn auf die großen Transformationsaufgaben, die unsere Gesellschaft meistern muss“, erklärt die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei ihrer Begrüßungsansprache.

Weitere Infos unter: