Ausstellung Eine karnevalistische Zeitreise
Köln · Der Kölner Karneval ist das Lebensgefühl einer ganzen Region und fester Bestandteil der kölschen Identität. Dieses Jahr feiert er seinen 200. Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt das Kölnische Stadtmuseum in Kooperation mit dem Festkomitee Kölner Karneval von 1823 eine neue Sonderausstellung: „Karneval in Köln.
Wie alles begann“ bietet eine außergewöhnliche Zeitreise – zurück bis ins Jahr 1823 – zu den Wurzeln des bis heute gefeierten Fastelovend.
Gezeigt wird die Ausstellung seit gestern und bis zum 30. Juli im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK). Auf die Besucher warten einzigartige Exponate und kurzweilige Einblicke in die Entstehung und Entwicklung der „fünften Jahreszeit“ in den vergangenen 200 Jahren.
Viele Merkmale des Karnevals entstanden im 19. Jahrhundert
„2023 ist eine ganz besondere Session“, betont Silvia Rückert, stellvertretende Direktorin des Kölnischen Stadtmuseums. „Einerseits, weil der Karneval durch die Jubiläumsausstellung musealisiert wird und andererseits, weil der Karneval im Jubiläumsjahr auch außerhalb der Session präsent ist. Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Ausstellung alle Besucher zu den Anfängen der jecken Tage mitnehmen können.“
Viele Organisationselemente und Charakteristika des heutigen Karnevals entstanden bereits im 19. Jahrhundert. Am 10. Februar 1823 zog der erste organisierte Maskenzug über den Kölner Neumarkt – damals eine Reaktion auf das Ausufern des fastnachtlichen Fests und das drohende Verbot durch die preußischen Herrscher. „Es galt, das wilde Treiben in geordnete Bahnen zu lenken und Regeln aufzustellen“, erklärt Silvia Rückert. „Die Neuorganisation des Karnevals und seiner Dramaturgie oblag fortan einem ‚Festordnenden Comité‘, dem heutigen Festkomitee Kölner Karneval.“
Bereits in den ersten Jahren definierte dieses Komitee die wesentlichen Grundpfeiler, die bis heute die fünfte Jahreszeit prägen. Dazu gehörten der Rosenmontagszug oder die Einsetzung des „Helden Carneval“, später „Prinz Karneval“ genannt, als zentrale Figur. „Mit vielen eindrucksvollen Originalobjekten lassen wir diese Zeit wieder auferstehen und zeigen verblüffende Kontinuitäten,“ berichtet Johanna Cremer, Kuratorin der Ausstellung.
„Unser besonderer Dank geht zudem an das MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln“, betont Silvia Rückert. „In unserem eigentlichen Museumsstandort in der Minoritenstraße gibt es zurzeit keine Raumkapazitäten, hier entsteht unsere neue Dauerausstellung. Dass wir die Ausstellung ‚Karneval in Köln‘ durch die Unterstützung des MAKK trotzdem zeigen können, ist gelebte gute Nachbarschaft und zeigt die Vernetzung der städtischen Museen untereinander.“
Prachtvolle Maskenbälle, organsiert durch das Festkomitee, fanden bereits ab 1824 im Gürzenich statt, ab 1838 wurden für besondere Verdienste eigens geschaffene Karnevalsorden verliehen. In die „Komiteesitzungen“ fanden nach und nach Rede und Gesang Eingang und wurden so zum Ursprung der heutigen Karnevalssitzungen. „Schon damals war der Karneval in Köln ein Publikumsmagnet weit über die Stadtgrenzen hinaus und damit wichtiger Wirtschaftsfaktor“, ergänzt Kuratorin Johanna Cremer. „Tausende Menschen reisten schon im 19. Jahrhundert zum Rosenmontagszug per Dampfschiff oder Eisenbahn. Allein am Rosenmontag 1866 beförderte die rheinische Eisenbahn 16.907 Personen nach Köln. Wir blicken mit der Ausstellung aber nicht nur auf die Anfangszeit, sondern sie zeigt auch die Entwicklung der wesentlichen karnevalistischen Grundpfeiler in den folgenden Jahrzehnten.“
Interaktive Angebote und abwechslungsreiches Programm
Viele interaktive Angebote sind Teil des Ausstellungsrundgangs. Über einen mit künstlicher Intelligenz gesteuerten Museums-Chatbot können Besucher beispielsweise direkt mit den Exponaten ins Gespräch kommen. Für Kinder gibt es ein kostenloses Mitmachheft, mit dem sie – gemeinsam mit Jecko, dem Maskottchen des Festkomitees – auf Entdeckungstour gehen können. Auch das anspruchsvolle Ausstellungsdesign, entworfen von der Kölner Agentur „Good to know“, macht den Besuch zu einem besonderen Erlebnis.
Die Ausstellung wird ergänzt durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm – mit vielen Führungen, Vorträgen der Karnevalsexperten Wolfgang Oelsner und Prof. Werner Mezger, einem Tanz-Workshop der Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde, einem Chor-Workshop mit den Klüngelköpp, einem Mitsing-Abend mit Björn Heuser, einem Open-Air-Pop-up-Konzert mit J. P. Weber und vielem mehr.
„Wir schätzen es sehr, dass wir gemeinsam mit dem Kölnischen Stadtmuseum jetzt auf die Wurzeln des Kölner Karnevals blicken und den vielen Jecken die Hintergründe unserer gelebten Tradition näherbringen können“, begeistert sich Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval von 1823, das die Ausstellung von Beginn an als Kooperationspartner unterstützt hat. „Beim diesjährigen 200. Jubiläum des Festkomitees war uns von Anfang an wichtig, nicht alleine im Vordergrund zu stehen, sondern auch mit der ganzen Stadt gemeinsam zu feiern. Schließlich sind wir nur ein Puzzleteil im viel größeren Kölner Karneval, der früher wie heute so wichtig für die Gesellschaft und für die Gemeinschaft ist.“
Zu sehen ist die Ausstellung „Karneval in Köln. Wie alles begann“ im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), An der Rechtschule 7, noch bis zum 30. Juli dienstags bis sonntags in der Zeit von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 5, ermäßigt 2,50 Euro.