Kathedrale Figurenkopf: Rückkehr aus den USA
Köln · Die aufwendige Restaurierung der Archivolten und des Tympanons vom Michaelsportal am Kölner Dom konnte in diesem Sommer nach etwa zehnjährigen Arbeiten abgeschlossen werden. In den vergangenen Wochen wurde das Portal ausgerüstet.
In den kommenden Jahren erfolgt dann die Restaurierung des gotischen Ziergiebels über dem Portal und der Seitenwände. Ermöglicht wird die Restaurierung wesentlich durch ein Patenschaftsprogramm des Zentral-Dombau-Vereins.
Das Michaelsportal ist das zentrale Portal der Nordquerhausfassade des Domes. Es wird vom Bonifatius- und Maternusportal flankiert. Die Portalarchitektur inklusive der Konsolbaldachine in den Archivolten entstand zwischen 1843 und 1849 nach Plänen von Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner in enger Anlehnung an das aus dem 14. Jahrhundert stammende Petersportal und das im Mittelalter begonnene Hauptportal des Domes.
Das Portal wurde 1881
komplett fertiggestellt
Die Ausführung des Skulpturenschmucks erfolgte erst gut 30 Jahre später durch die Werkstatt des Dombildhauers Peter Fuchs. Erst 1881, ein Jahr nach der offiziellen Domvollendung war er fertiggestellt. Thema des Bildprogramms ist die „Verwirklichung des Erlösungswerkes in der Menschheit durch Christus und seine Stiftung in der Kirche“.
Als zentrale Figur im Ziergiebel über dem Michaelsportal erscheint daher der auferstandene Christus mit der Siegesfahne. Er wird von den vier lateinischen Kirchenvätern flankiert. Das Tympanon (Relieffeld) zeigt in vier Registern Szenen aus dem Leben Jesu nach seiner Auferstehung und aus der Apostelgeschichte.
In den beiden darunterliegenden Registern ist die Aussendung der Apostel, die Himmelfahrt Christi, die Aussendung des Heiligen Geistes und die Bekehrung des Paulus dargestellt. Im unteren Register folgen schließlich Darstellungen des Apostelabschiedes und des Apostelkonzils von Jerusalem. In der letzten Darstellung nimmt Petrus den zentralen Platz ein.
In den Archivolten (Bogenlaibungen) sind thronende Figuren von 58 Schutzpatronen unterschiedlicher Berufsgruppen dargestellt. Die mit Blendmaßwerken und figürlichen Knäufen ausgestatteten Throne der Heiligen orientieren sich am Petersportal. Die zentrale Figur des Erzengels Michael als Beschützer der Kirche und des Deutschen Reiches am Trumeaupfeiler (Mittelpfeiler) wird von acht Gewändefiguren flankiert, die Vertreter der geistlichen Stände und Ordensgründer darstellen.
Massive Zerstörungen
im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Dom schwere Zerstörungen. Während die großen Bauschäden in der Nachkriegszeit wiederhergestellt wurden, sind am Bauwerk auch heute noch unzählige kleinere Zerstörungen zu erkennen. Besonders auffällig sind diese im Bereich der Domportale. So klafften in den Archivolten und im Tympanon des Michaelsportals bis zu Beginn der Restaurierung Einschusslöcher und kraterförmige Aussprengungen. Nur der hl. Michael und die beschädigten Gewändefiguren sind zwischen 1965 und 1972 durch den Bildhauer Erlefried Hoppe in moderner Formensprache ergänzt worden.
2013 begannen die Arbeiten
am Michaelsportal des Doms
2013 begann die Dombauhütte mit der äußerst aufwendigen Restaurierung des Portals. Ziel war es, die Lesbarkeit im Bildprogramm wiederherzustellen. Dabei sollte möglichst viel Originalsubstanz erhalten bleiben. Nach vorbereitenden Maßnahmen erfolgte zunächst eine Vorreinigung, bei der Taubenkot und grober Schmutz entfernt wurden, anschließend die oberflächenschonende Reinigung der aus Kalkstein gefertigten Skulpturen und Reliefs mithilfe von Reinigungslasern.
Anschließend erfolgte die Ergänzung zerstörter Bogenstücke, Konsolbaldachine und Skulpturen. Von den Architekturbereichen, die ergänzt wurden, verdienen die zerstörten Baldachine in den Archivolten und im Tympanon besondere Erwähnung. Aufgrund ihrer kleinteiligen, detailreichen und vielfach durchbrochenen Gestaltung zählen sie zu den aufwendigsten Steinmetzarbeiten. Ihre Herstellung kann etliche Monate, bei aufwendigen Stücken auch über ein Jahr Arbeit erfordern.
In ähnlicher Weise wurden durch die Bildhauer die zerstörten und teilzerstörten Figuren erneuert oder ergänzt. Hierzu wurden die zerstörten Partien auf die Torsi der Skulpturen aufmodelliert oder, bei gänzlich zerstörten Skulpturen, neue Modelle gefertigt. Als Vorbilder dienten die zumeist gut erhaltenen Gipsmodelle von Peter Fuchs aus den Jahren 1879/80. Anschließend wurden die Figuren in Stein ausgeführt.
Nach 70 Jahren kam der Skulpturenkopf zurück nach Köln
Auch ein fehlender Skulpturenkopf kehrte nach 70 Jahren zurück nach Köln. Dombaumeister Peter Füssenich berichtete, dass während der Restaurierungsarbeiten eine Kunsthistorikerin aus den USA anrief und später einen Originalkopf nach Köln mitbrachte. Wie sich herausstellte, war es das Haupt eines römischen Soldaten, der gerade zu der Zeit restauriert wurde. Ein in Deutschland stationierter US-Soldat hatte den Kopf in dem Trümmerfeld vor dem Dom gefunden und mit nach Amerika genommen.