Ford Fünfsitzer soll ab dem dritten Quartal 2023 im Kölner Werk vom Band laufen

Köln · Ford will mit seinem ersten in Europa produzierten Elektro-Pkw Boden gegenüber der Konkurrenz auf dem wichtigen Automarkt gutmachen. Der Hersteller zeigte jetzt in Köln die E-Variante des Explorer. Sie soll große Bedeutung für das europäische und deutsche Geschäft des US-Konzerns bekommen.

Martin Sander, Vorsitzender der Ford-Geschäftsführung, stellt im Werk den neuen vollelektrischen Explorer vor.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Zuletzt machte Ford hier auch durch Kürzungen von sich reden. Und im Vergleich zum E-Auto-Angebot anderer deutscher Marken wie Volkswagen, Opel, Audi, Mercedes-Benz oder BMW liegen die Kölner derzeit recht weit zurück.

Sein neues Elektro-SUV sieht das Unternehmen folglich als „Wegbereiter einer rein elektrischen Modellpalette, mit der sich Ford in Europa neu aufstellen wird“. Der „Crossover“-Fünfsitzer soll den Auftakt für eine Reihe eigener Stromer machen, die bis 2030 aufgebaut wird. Produktionsbeginn im E-Auto-Zentrum der Ford-Werke in Köln ist im dritten Quartal, der Verkaufsstart in Europa ist noch in diesem Jahr geplant. Der Grundpreis soll bei unter 45.000 Euro liegen.

„Wir bauen den Explorer in Köln für unsere Kunden in Europa“

Das Management betonte bei der Vorstellung vor vielen Beschäftigten, der E-Explorer sei federführend in der Bundesrepublik entwickelt worden. Deutschland-Chef Martin Sander ergänzte: „Wir bauen ihn in Köln für unsere Kunden in Europa.“ Derlei Klarstellungen mögen auch hilfreich gewesen sein, weil Ford im Februar die nächste Sparrunde angekündigt hatte. Bis Ende 2025 sollen 2300 Stellen wegfallen.

In Köln hat Ford derzeit rund 14.000 Beschäftigte, in einem Aachener Forschungszentrum 200. Vor allem die Produktentwicklung kommt unter die Räder - 1700 Stellen dürften auslaufen, fast die Hälfte der Jobs dort. In Saarlouis soll die Fertigung 2025 komplett zu Ende gehen.

Es gibt Befürchtungen, Entwurf und Planung neuer Fahrzeuge könnten künftig allzu sehr von den US-Kollegen dominiert werden - mit dem Risiko, spezifische Kundenwünsche auf dem europäischen Markt nicht mehr wahrzunehmen. Allerdings investiert Ford am regionalen Hauptsitz in Köln auch Milliarden in die Umrüstung der Produktion für elektrische Autos, wenngleich die Modellentwicklung gleichzeitig abgespeckt wird. Sander hatte entgegnet, Letztere bleibe stark genug, um weiter mitzureden. In puncto Design gelte aber: „Wir wollen amerikanischer werden.“

Eine entscheidende Rolle bei einigen Elektroautos von Ford spielt bisher zudem ein mächtiger Partner: Die Kölner lassen sich zentrale Komponenten des Antriebsstrangs vom Volkswagen-Konzern liefern. Teile von dessen E-Plattform MEB sind inzwischen offen für externe Kunden der Branche. Nicht ganz zufällig dürfte daher die Basisstruktur des E-Explorer ein wenig derjenigen des VW-Elektro-SUV ID.4 ähneln. Auch die angepeilten Preise bewegen sich in einer ähnlichen Größenordnung.

Die Autokonzerne gehen immer mehr dazu über, in der Massenproduktion standardisierte Gleichteil-Systeme einzusetzen. Dies spart bei großen Fertigungszahlen Kosten und reduziert den technischen Aufwand. Der Ford-Konzern und VW arbeiten auch bei anderen Modellen zusammen, zum Beispiel im Segment der leichten Nutzfahrzeuge. So entstand die neue Version des Pick-ups Amarok von Volkswagen als Kooperation beider Firmen. VW will bei seinen Elektro-Baukästen mit weiteren Herstellern ins Geschäft kommen, etwa mit dem indischen Anbieter Mahindra.

Mittelfristig erwägt Ford, auch selbstentwickelte E-Plattformen oder solche von anderen Partnern zu verwenden. Bei der Entwicklung von Techniken rund um das autonome Fahren hatten VW und Ford zunächst Milliarden in Gemeinschaftsprojekte bei der US-Software-Firma Argo AI fließen lassen - im vergangenen Herbst dort aber den Stecker gezogen. Der neue E-Explorer soll laut Ford unter anderem bereits erweiterte Assistenzfunktionen wie ein automatisches Spurwechsel-System haben.