Frieden Klare Worte bei Friedenskundgebung

Köln · Am Ende waren deutlich weniger Menschen zur Friedenskundgebung „Give Peace a Chance!“ an den Aachener Weiher gekommen, als im Vorfeld erwartet worden war. Der Veranstalter schätzte die Zahl der Teilnehmer zwar auf etwa 2000, in Medienberichten war dagegen von “Hunderten Menschen” die Rede, die am Sonntagnachmittag den Weg in den Grüngürtel gefunden hatten.

Hunderte Menschen kamen zur Friedenskundgebung von „Arsch huh“ an den Aachener Weiher.

Foto: step/Eppinger

Flaggen waren dort nicht zu sehen, es gab nur einige wenige Teilnehmer mit Schildern und Aufrufen zum Frieden und zum Waffenstillstand.

Im Vorfeld der vom Kölner Verein „Arsch huh“ organisierten Kundgebung hatte es von mehreren Seiten Kritik am Aufruf gegeben. So sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer seine Teilnahme wieder ab, weil dort die Terrororganisation Hamas und die israelische Armee in dem Aufruf auf eine Ebene gestellt würden. Er warf den Organisatoren vor, das Selbstverteidigungsrecht Israels zu leugnen.

Kritik an der Rednerliste
der Friedenskundgebung

Außerdem kritisierte Lehrer, die Rednerliste der Kundgebung, auf der auch Aiman A. Mazyek als Vorsitzender des Zentralrats der Muslime stand. Dieser betonte, „dass jedes tote palästinensische und israelische Kind eines zu viel ist“, und forderte, den Krieg sofort zu stoppen. Es sei ein politischer Konflikt, der gelöst werden müsse. Das Ziel müsse eine friedliche Koexistenz sein. „Wir werden Judenhass in unseren Straßen nicht dulden, genauso wie die Feindlichkeit gegen Muslime oder Homophobie. Wir werden nicht zulassen, dass der Nahost-Krieg uns hier spaltet.“

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) pflichtete Lehrer bei seiner Aussage bei und äußerte sein großes Bedauern, dass dieser so an der Kundgebung nicht teilnehmen könne und wolle. In dem Aufruf von „Arsch huh“ werde der mörderische Überfall der Hamas zwar verurteilt, er setze aber Angreifer und Opfer auf eine Stufe. Es sei nicht zu akzeptieren, wenn von „beiden Kriegsparteien“ die Rede sei. Es gehe nicht, dass israelische Soldaten mit einer „terroristischen Verbrecherbande“ gleichgesetzt würden.

Israel sei eine funktionierende Demokratie, wie die Demonstrationen gegen die von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf den Weg gebrachte Verfassungsänderung gezeigt habe. Baum kritisierte die Bündelung rechter Kräfte in der israelischen Regierung und deren aggressive Siedlungspolitik in der Westbank. Baum trat deutlich für Israels Recht auf Selbstverteidigung ein, mahnte aber auch die Regeln der Menschenrechte dabei an. Diese seien allerdings für Israel nicht leicht umzusetzen, da die Hamas die zivile Bevölkerung als Schutzschild missbrauche.

Der frühere SPD-Bundesvorsitzende und NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans gehörte ebenfalls zu den Rednern am Aachener Weiher: „Der bestialische Überfall der Hamas ist ohne Wenn und Aber zu verurteilen und jede Form von Judenhass muss entschlossen bekämpft werden“, betonte der Kölner und fragte gleichzeitig: „Kann man mit so einer glasklaren Haltung gleichzeitig Empathie für 1,7 Millionen Menschen im Gazastreifen empfinden, die auf der Flucht sind? Ja, sicher!“

Neben Kölner Bands wie Brings, Miljö und Erdmöbel kamen auch Kabarettisten wie Wilfried Schmickler und Jürgen Becker auf die „Arsch huh“-Bühne: „Es ist unerträglich, dass in der Offenbach-Stadt Köln Antisemitismus und Judenhass wieder aufflammt. Das ist eine Schande. Das ist es wichtig, jetzt ein Zeichen zu setzen. Es muss möglich sein, das Juden und Muslime friedlich zusammenleben - im Nahen Osten und in Köln“, erklärt Becker und bekommt dafür von den Teilnehmern viel Zustimmung..