Interview Mit „99 Luftballons“ in die Arena

Köln · 1983 erschien das Debütalbum „Nena“ mit Songs wie „Nur geträumt“, „Leuchtturm“ oder „99 Luftballons“. Lieder die bis heute die Fans berühren und die wie „99 Luftballons“ zum Welthit wurden.

 Nena geht mit der Neuauflage ihres Debütalbums groß auf Tour.

Nena geht mit der Neuauflage ihres Debütalbums groß auf Tour.

Foto: picture alliance/dpa/Jan Woitas

Jetzt gut 40 Jahre später veröffentlicht Nena die Jubiläumsausgabe ihres Debütalbums und geht mit ihren großen Hits auf Tour. Am 24. Oktober ist die Sängerin zu Gast in der Kölner Lanxess-Arena. Wir haben mit Nena vorab gesprochen.

Wie ist vor 40 Jahren der Song „99 Luftballons“ entstanden?

Nena: Die Vision für das Lied hatte unser Gitarrist Carlo Karges, als wir mit der Band 1982 in einem Rolling Stones-Konzert in Berlin waren und die Stones am Ende der Show Ballons hochsteigen ließen. Der Wind trug sie Richtung Mauer, Richtung DDR. Und Carlo hat sich bei diesem starken Bild damals die Frage gestellt, was alles passieren könnte, wenn das jemand falsch versteht. Noch in derselben Nacht schrieb er den Text, gab mir am nächsten Tag im Proberaum den handgeschriebenen Zettel und sagte grinsend: „Lies mal.“ Ich las laut vor: „Hast du etwas Zeit für mich, dann singe ich ein Lied für dich” Ich war unmittelbar berührt und in dem Moment wusste ich irgendwie, dass das was Großes wird. Wir wussten es beide. Und ohne etwas zu sagen, schauten Carlo und ich uns kurz tief und direkt in die Augen und mussten laut lachen. Ab dann war das nicht mehr aufzuhalten. Wenn ich danach gefragt werde, muss ich jedes Mal schmunzeln. Für uns war klar: „99 Luftballons“ wird unsere dritte Single, Punkt. Die Plattenfirma fand das völlig abwegig, sie haben alles versucht uns das auszureden. Ohne Erfolg. Ihre Begründung damals lautete: Der Song hat keinen Refrain und ist nicht kommerziell genug. Wenig später regnete es für uns und die Luftballons überall auf der Welt goldene Schallplatten, und bis heute singen die Menschen bei Nena-Konzerten das Lied von vorne bis hinten mit und das, obwohl es keinen Refrain hat. (lacht) Es lohnt sich immer den eigenen Weg zu gehen und sich dafür gerade zu machen.

Wie wichtig ist für Sie dieser Song?

Nena: Ich liebe dieses Lied. Und solange ich auf der Bühne stehe, wird es kein Nena-Konzert ohne die Luftballons geben. Ein guter Song bleibt ewig und es gibt in meinem Repertoire noch einige mehr, die einfach nicht mehr gehen wollen. Ich habe generell Freude, meine Lieder zu singen.

Was kann Musik heute global bewegen und wie wichtig ist Musik für Menschen in schwierigen Zeiten?

Nena: In meinen Konzerten gehe ich in Kontakt mit den Menschen, die da sind. Das geht sehr schön durchs gemeinsame Singen. Wer singt, der schwingt. Und wenn man gemeinsam singt, strömt Herzenergie aus, in alle Richtungen. Und genau das brauchen wir. Herzenergie ist Liebe und Liebe ist die stärkste Kraft.

Wie ist die Idee zum neu veröffentlichten Nena-Debüt-Album entstanden? Wie haben Sie die Songs dafür ausgewählt und verändert? Und was hat es mit den unveröffentlichten Stücken auf sich?

Nena: Vor ein paar Monaten fand jemand in den Archiven eine noch völlig unveröffentlichte und von mir auf Französisch gesungene Version von „Nur geträumt“. 40 Jahre hatte sie dort gelegen. Und bis heute weiß ich nicht, wie und wo und mit wem sie damals entstanden ist. Totaler Black Out. Gefreut haben wir uns über diesen Fund und gleich nach weiteren unveröffentlichten „Schätzen“ aus dieser Zeit gesucht. Wir fanden noch unveröffentlichte Live-Mitschnitte und so entstand die Idee, das alles zusammen mit unserem neu gemischten Debüt-Album rauszubringen.

Wäre eine Karriere, wie Sie sie in den 80er Jahren begonnen haben, heute noch möglich? Wie haben sich das Musikgeschäft und die Hörgewohnheiten verändert?

Nena: Ich suche nicht nach Erklärungen dafür, warum und wieso sich ständig alles bewegt und verändert. Das Leben ist Veränderung und das war schon immer so. Die spannende Frage für mich ist: Wie gehe ich damit um, was mache ich daraus. Gestalte ich mein Leben oder lasse ich mich gestalten? Ich habe mich für das erstere entschieden. Mit 17 war ich die Sängerin in meiner ersten Band. Damals hatte ich keine Ahnung von goldenen Schallplatten, ich wusste nicht mal, dass es so was überhaupt gibt. Wir hatten uns und die Musik. Darum ging es. Es ging um das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, den eigenen Lebensraum durchs Musikmachen zu erweitern. Das fühlte sich frei an, das ist Freiheit für mich und aus diesem Gefühl bin ich nie mehr ausgestiegen.

Am 24. Oktober kommen Sie in die Kölner Arena, was erwartet dort das Publikum?

Nena: Freut euch auf eine knackige Rockshow mit vielen lauten und leisen Gänsehaut-Momenten. Wir gehen auf eine Reise durch über 40 Jahre Nena-Musik. Ich lade euch ein, gemeinsam mit uns zu singen, zu tanzen, zu lachen. Lasst uns gerade in dieser herausfordernden Zeit das Leben feiern.

Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Köln?

Nena: In Köln wird viel gelacht und gerne auch mal ein Witzchen zu viel als zu wenig erzählt. Ich mag das. Ich mag den Kölner Humor und komme gerne immer wieder.

Karten für das Kölner Konzert am 24. Oktober gibt es ab 64,50 Euro online unter: