Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Titel des neuen Albums?
Interview Mut für musikalisches Neuland
Die Kölner Band Monophonist kommt mit ihrem aktuellen Album „Über die Freiheit der praktischen Unvernunft“ am 16. Februar nach Remscheid ins Kultshock. Was die Fans erwartet, sagt Sänger Jonathan Hoffmann.
Jonathan Hoffmann: Der Titel gibt einen guten Überblick über die Themen, die wir mit dem neuen Album behandeln. Es geht um viele Aspekte der menschlichen Besonderheiten und der menschlichen Unvernunft in diesen Zeiten. Unsere Musik zitiert oft verschiedene Einflüsse und sie kombiniert und verändert diese, sodass etwas Neues entstehen kann. Kombiniert werden im Titel auch zwei Buchtitel, nämlich Schopenhauers „Freiheit des menschlichen Willens“ und Kants „Kritik der reinen Vernunft“.
Bevor es die Band gab, hatten Sie schon die Musik geschaffen.
Hoffmann: Ich habe schon immer Musik gemacht und wollte das auch während des Studiums zum Toningenieur fortführen. So entstanden die musikalischen Ideen, die später ausgearbeitet und eingespielt worden sind. Die Musiker dazu habe ich zusammengesucht, nachdem ich mit meiner Diplomarbeit fertig war. So ist dann eine echte Band entstanden. Die erste Veröffentlichung, an der wir dann alle später gemeinsam gearbeitet haben, hieß dann folgerichtig auch „Personalunion“.
Was macht den Sound von Monophonist aus?
Hoffmann: Zum einen sind wir immer auf der Suche nach Neuen, zum anderen zeichnet uns die Kombination von Hardcorepunk und Jazz aus. Bei den ersten Veröffentlichungen haben wir noch sehr viel ausprobiert. Danach gab es den Versuch, das Ganze musikalisch einzugrenzen und so das Beste auszusortieren. Gerade beim neuen Album ging es mir darum, ein paar Aspekte herauszuarbeiten und sie auf den Punkt zu bringen. Zum Punk und Jazz kommen auch Blues und Swing, und gerade bei unseren Liveauftritten auch viel Improvisation. Wichtig sind außerdem die deutschen Texte, die eine gewisse lyrische Qualität besitzen müssen.
Bei einer Tour gab es eine besondere Kombination von Ton und Bild auf der Bühne. Soll das fortgesetzt werden?
Hoffmann: Das entstand aus der Diplomarbeit unseres Gitarristen und war mit einem enormen Aufwand, auch finanziell verbunden. Daher war es zunächst eine einmalige Sache. Aktuell sind wir eine Band, die ganz klassisch auftritt. Aber der Wunsch besteht absolut, so ein Projekt noch einmal zu realisieren. Dazu bräuchten wir aber die entsprechenden Fördermittel und natürlich auch eine entsprechend lange Vorbereitungszeit.
Aktuell werden Sie vom Musikfonds gefördert.
Hoffmann: Der Musikfonds ist ein neuer Zusammenschluss großer deutscher Musikinitiativen. Wir waren überrascht, dass wir direkt bei der ersten Förderrunde berücksichtigt worden sind – vor allem auch, weil wir eigentlich keinem Genre und keiner Sparte zuzuordnen sind, was sonst in Deutschland gerade bei solchen Fördermitteln immer ganz wichtig genommen wird. Mit dem Fördergeld konnten wir uns nun zum Beispiel eine professionelle PR-Betreuung leisten.
Zwischen den Sparten zu stehen und einmal etwas Neues zu wagen, ist hierzulande nicht immer ganz einfach.
Hoffmann: Dabei ist die Zielgruppe durchaus vorhanden, die großes Interesse an Neuem zeigt. Manchmal hatten wir aber auch das Gefühl, dass wir mit unserer Musik über das Ziel hinausgeschossen sind und die Leute überfordert haben. Uns geht es darum, gegensätzliche Dinge wie Jazz und Punk zusammenzuführen, zu verändern und daraus etwas Neues zu schaffen. Diese Mischung ist nicht immer ganz einfach, man muss sich beim Zuhören darauf einlassen und eine gewisse Offenheit dafür mitbringen. Dabei gab es schon mal 1998 eine Band, die sich bei einigen Stücken in dieser Kombination versucht hat. Auch bei der Arbeit in der Band läuft es so, dass ich die Ideen sammle, zusammenfüge und so etwas Ganzes schaffe. Oft beleuchten iese Ideen die gleiche musikalische Materie aus verschiedenen Blickwinkeln. Das ist wie ein und die selbe Statue, die man aus verschiedenen Perspektiven und unter verschiedenen Lichtverhältnissen sich anschaut.
Wo würden Sie sich in der Kölner Musikszene verorten?
Hoffmann: Ich komme wie auch zum Teil die anderen Bandkollegen aus der Hardcorepunk-Szene. Der Jazz kam erst später dazu bzw. wurde später entdeckt. Wir haben aber auch Mitglieder aus der Jazzszene, die teilweise auch an der Kölner Musikhochschule studiert haben. Wenn wir uns in Köln in einer Musikszene aufgehoben fühlen, dann ist es die Jazzszene, die sehr offen für Neues ist. Dort werden wir von den Akteuren auch wahrgenommen, wie das Winterjazzfestival gerade gezeigt hat.