Tödliche illegale Autorennen bewegen Kölner
Köln (dpa) - Radfahrer halten an und nehmen sich ein paar Minuten Zeit, Menschen legen Blumen nieder, andere zünden Kerzen an: Köln trauert um einen 26 Jahre alten Radfahrer, der vermutlich durch ein illegales Autorennen ums Leben gekommen ist.
Er ist wohl schon der dritte Unfalltote, der allein in der Domstadt in diesem Jahr auf das Konto von Teilnehmern illegaler Autorennen geht.
Auch aus anderen Regionen Deutschlands gibt es Berichte über solche Autorennen, die sich nicht mehr im Verborgenen, sondern teils innerstädtisch abspielen.
An der Stelle, an der sich in Köln der jüngste Unfall am Freitag ereignete, bildeten Blumen, Kerzen und Fotos am Mittwoch eine Gedenkstätte. An diesem Donnerstag wollen Bürger zu einer Mahnwache und zum stillen Protest zusammenkommen.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen die beiden Autofahrer, die in den Crash verwickelt waren, wegen fahrlässiger Tötung.
Die beiden Männer im Alter von 26 und 29 Jahren sollen sich am Freitagabend in der Innenstadt mit Mietwagen ein illegales Rennen geliefert haben. Dabei hatte sich einer der Wagen mehrfach überschlagen und den 26-jährigen Radfahrer erfasst. Er starb wenige Tage später an seinen schweren Verletzungen.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft schloss sich als Reaktion auf die Vorfälle einer Forderung der Grünen an: Eine PS-Obergrenze für junge Autofahrer sei prüfenswert. Es sollte darüber nachgedacht werden, „den Zugang junger Fahrer zu leistungsstarken Autos zum Selbst- und Fremdschutz einzuschränken“, forderte der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Erich Rettinghaus.
Begonnen hatte die Kölner Serie tödlicher Autorennen 2015 am 26. März: Ein 19-jähriger Autofahrer krachte in ein Taxi, in dem ein österreichischer Fahrgast starb. Der junge Mann hatte sich der Polizei zufolge mit einem 21-Jährigen ein Rennen geliefert.
Am 14. April der nächste Tote: In Köln-Mülheim rasten ein 22 und ein 21 Jahre alter Autofahrer mit Limousinen durch die Stadt. Das Todesopfer: eine junge Radfahrerin, 19 Jahre alt. Sie trug einen Helm und fuhr vorschriftsmäßig auf einem Radweg. Das Auto des mutmaßlichen Rasers soll mehr als 100 Stundenkilometer schnell gewesen sein, als es die junge Frau tötete.
Auch im benachbarten Leverkusen lief ein illegales Rennen aus der Spur: Ein Radfahrer überlebte verletzt.
Mit der speziellen Ermittlergruppe „Rennen“ hat die Kölner Polizei der illegalen Raserszene den Kampf angesagt. „Dieses testosterongesteuerte, lebensgefährliche Verhalten muss gestoppt werden. Das sind wir den Opfern schuldig“, kündigte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers an.
Ein Appell der Polizei ging auch an die Kölner Bevölkerung: „Wer weiß, wo solche Treffpunkte sind, oder wo öfter solche Rennen gefahren werden, soll uns unbedingt informieren.“ Manchmal beginnen die Rennen aber auch spontan irgendwo im Stadtgebiet: „Da stehen zufällig zwei an einer Ampel, die nehmen Blickkontakt auf, und dann wird losgerast.“
Am 13. September ist Oberbürgermeisterwahl in Köln. Die illegalen Rennen sind bereits zum Politikum geworden.