Lindner „klaut“ Tebroke die Punkte

Der CDU-Mann gewinnt zwar, bleibt mit rund 40 Prozent aber deutlich unter früheren Bosbach- Ergebnissen. Wahl des Landrats erst in einer Stichwahl.

Foto: Siewert

Burscheid/Rhein.-Berg. Kreis. Dass es nicht 58,5 Prozent werden würden, wie CDU-Kreisurgestein Wolfgang Bosbach bei seinem sechsten Erfolg mit einem persönliches Rekordergebnis 2013 geholt hatte, war Hermann-Josef Tebroke wohl vorher klar. Dass der Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises aber mit fast exakt 18 Prozent unter dem Traumergebnis seines Vorgängers blieb, hätte er vermutlich nicht erwartet.

Allerdings dürften die „verlorenen“ Prozentpunkte auch der Tatsache einer wiedererstarkten FDP geschuldet gewesen sein: Die Liberalen waren bei den Erststimmen vor vier Jahren nur auf mickrige 1,7 Prozent gekommen. Christian Lindner pendelte sich bei der Auszählung der Wahlbezirke bereits früh bei 15 Prozent ein und holte am Ende 15,7 Prozent. Genau diesen FDP-Bonus hob auch Wolfgang Bosbach als Grund für den Verlust der Stimmen hervor. Im Kreishaus sprach er zwar für seinen Nachfolger von einem guten Erfolg, sah aber ein desaströses Ergebnis seiner Partei auf Bundesebene. Kaum Veränderungen dagegen bei der SPD: Nikolaus Kleine lag bei 25 Prozent wie die Sozialdemokraten bei den Erststimmen im Jahr 2013.

Auch bei den Zweitstimmen fiel die CDU deutlich ab. 2013 schaffte sie noch 43,8 Prozent, 35,6 waren es gestern bei der Bundestagswahl im Kreis. Die FDP holte 16,7 Prozent. Die AfD blieb mit etwa acht Prozent im Rheinisch-Bergischen Kreis deutlich unter dem bundesweiten Ergebnis. Auch die SPD rutscht mit 21 Prozent immer weiter in die Tiefe (2013: 26,1 Prozent)

Mit lauten Buh-Rufen und großer Empörung hatten die rund 200 Besucher bei der Präsentation der ersten Hochrechnung das bundesweite AfD-Ergebnis quittiert. Als via Fernsehbild deren Kandidat Alexander Gauland auf der Großleinwand ankündigte, Bundeskanzlerin Angela Merkel jagen zu wollen, riefen einige im Kreishaus: „Wir dich auch.“ CDU-Kreisfraktionschef Johannes Dünner fand kaum Worte angesichts des Wahlerfolgs der Rechten: „Ich bin sprachlos über das AfD-Ergebnis.“ Gerhard Zorn (SPD) sprach von einem „gruseligen Ergebnis“.

Früh am Abend war auch klar, dass der neue Landrat noch nicht mit der Wahl für den Bundestag feststeht. Stephan Santelmann blieb unter 45 Prozent, schaffte also die absolute Mehrheit im ersten Anlauf nicht. Hermann-Josef Tebroke, der jetzt Wolfgang Bosbach im Bundestag beerbt, hatte sich vor sechs Jahren mit 50,9 Prozent im ersten Anlauf durchgesetzt. Santelmann muss nun in die Stichwahl am 8. Oktober gegen Tülay Durdu (SPD), die auf über 25 Prozent kam.

In Burscheid kam die CDU auf 34 Prozent der Zweitstimmen. 2013 standen dort noch eine andere Zahl: 42,3. Die SPD schaffte es vor vier Jahren auf 28,3 Prozent. Mit 24,2 Prozent lag sie ebenfalls darunter. Großer Rückhalt auch hier für die FDP. Auf 5,9 Prozent kam die Partei vor vier Jahren. Gestern erzielte sie 14,8 Prozent. Grüne: 7,7 Prozent (2013: 8,0), Linke: 6,5 (5,4), AfD: 8,9 (4,7).

Die Wahlbeteiligung im Kreis lag bei 80,4 Prozent (2013: 78,3).