Märchenwald: Der herausgeputzte Kater
Seit zwei Jahren schuftet Inhaber Detlev Kreber, um den Park zu sanieren. Es hat sich schon viel getan.
Rhein.-Berg. Kreis. Die Krawatte schimmert golden und schaut zerknüllt aus dem Jacket hervor, der grüne Hut hängt schief über den Augen. "Das sind nicht meine Sachen", sagt Detlev Kreber und lacht. "Das Jackett ist, glaube ich, noch von meinem Vater." Kreber zieht dem Drehorgelmann am Eingang des Altenberger Märchenwalds die Krawatte zurecht, schiebt den Hut in Position. Er kann nicht anders.
Anfang der 90er Jahre ist er in den Familienbetrieb eingestiegen. Kreber wünscht sich, dass auch der Sohn irgendwann das Geschäft übernimmt. Nein, Geschäft passt nicht. Für Kreber ist der Märchenwald Passion. Das merken die Gäste sofort, wenn er von seiner Arbeit spricht: "Alles, was ich verdiene, investiere ich wieder." Vom Wilhelm Schneider - er gründete den Märchenwald 1931- spricht er wie von einem guten Freund.
Vor zwei Jahren hat es Kreber gepackt. Er machte sich daran, den Park zu sanieren. Seitdem verbringt er fast jede freie Minute im Märchenwald, klopft neue Schindeln an die alten Häuser, restauriert Geländer, kleidet Puppen neu ein, erneuert die Fundamente. Schneider bleibt sein Vorbild: "Ich will nicht radikal verändern, der Stil muss erhalten bleiben. Micky Maus, das geht nicht."
Die Sanierung kostet Nerven - und Geld. Ohne die Hilfe anderer könnte Kerber die Arbeit nicht stemmen. Die historischen Schilder, die früher zum Märchenwald wiesen, mussten erneuert werden. Ein Jagdkollege sprang ein, ein gelernter Schnitzer, 82Jahre alt. Er schuf neue Wegweiser nach altem Vorbild und durfte die alten zum Dank behalten. "Und eine der Bedienungen näht gerade ein neues Kleid für Rapunzel", erzählt Kreber.
Kreber bleibt am Haus von Rumpelstilzchen stehen, klopft zweimal in die Hände, das Fenster öffnet sich, Rumpelstilzchen schaut aus dem Fenster. Kreber grinst. "Da bekommen die Kinder immer einen Schreck."
Die Technik musste Kreber in den vergangenen Jahren ebenfalls erneuern. Über Jahre war sie nicht überholt worden. "Das ist wie bei einem alten Auto", sagt der 46-Jährige. "Irgendwann muss man einfach ran." Der gestiefelte Kater zum Beispiel. "Da lief früher nur Musik, ich fand das langweilig." Jetzt erzählt ein Sprecher per Knopfdruck das Märchen vom Kater, der den armen Müllerssohn zum Großgrundbesitzer macht.
Die Figur selbst ließ Kreber generalüberholen. Das Fieberglas wird leicht brüchig. "Obwohl ich überrascht war, wie gut der Zustand der Figur war." Schließlich harre der Kater bei Wind und Wetter auf dem Dach der Mühle aus.
Pannen passieren. Der Kater war gerade wiederhergestellt, da brach der Figur der Arm. "Und wir mussten von vorn anfangen." Überhaupt sei bei der Sanierung nicht immer alles glatt gelaufen. Heute kann Kreber über die Unfälle lachen.
Als er mit dem Bagger anrückte, um die Wege zu verbreitern, habe er einen Wassertank beschädigt. Literweise lief das Wasser den Hang hinab, bis die Feuerwehr anrückte und den Fluss stoppen konnte.
Überhaupt, die Wege. "Vorher war das einfach zu eng." Um mehr Luft zu schaffen, hat Kreber einzelne Bäume am Hang gefällt - in Eigenregie, dabei sei er gar nicht schwindelfrei. Eine schwierige Aufgabe, die fallenden Bäumen durften keines der Ausstellungsstücke treffen. "Aber wir haben das gut hinbekommen."
Kreber liebt seine Gäste. Der Vater kommt mit dem Sohn und der irgendwann mit den eigenen Kindern. Ein Gast brachte mal ein altes Foto mit, auf dem er als Kind zu sehen war. Damals konnten die Besucher vom Hang weit ins Tal schauen. "Das ist jetzt wieder möglich", sagt Kreber. Noch sei die Sanierung nicht abgeschlossen. Zur Zeit erweitere er das Wildgehege. Kreber ist, um es mit seinen Worten zu sagen, "einfach immer im Brass".