Neue Kunst im alten Schlosspark
In Stammheim lädt der Skulpturenpark direkt am Rhein auch an heißen Tagen zu einem schattigen Kulturgenuss ein.
Köln. Auch am Schlosspark in Stammheim ist die mit der Hitzewelle des Sommers einhergehende Dürre nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Dennoch ist der beliebte Skulpturenpark selbst an heißen Tagen ein Ort, an dem man den Sommer mit einem Kulturspaziergang im Schatten durchaus genießen kann. Zwei Löwen empfangen den Besucher am Ende der Schlossstraße, bevor es auf das Gelände geht, das unmittelbar am Rhein liegt. Eine schattige Allee erfreut das Auge des vom Supersommer geplagten Besucher.
Direkt am Eingang finden sich die Holzskulpturen von Peter Nettesheim — die Radfahrerin scheint genauso wie die Skaterin in Zeitlupe eingefroren zu sein. Nur wenige Meter weiter schaukelt Emily in einem der mächtigen Bäume und blickt von dort auf den Gast in ihrem Reich. Geschaffen wurde die Figur von Steff Adams. Sie gehört genauso wie die riesige grell orangefarbene Tierfalle von Guido Weggenmann zu den Kunstwerken, die schon seit Jahren ihren Platz im Schlosspark gefunden haben. Zu den Hinguckern zählt direkt am Eingang das „Teekesselchen“ von Anno Bergmann — ein Parkschild mit einem überdimensionalen goldenen Schloss. Direkt daneben hat eine schräger Roboterfigur Platz auf einer Parkbank genommen. Das Kunstwerk von Tobi Möhring und Paul ter Veld trägt den vielsagenden Titel „Mind the Gap! - die Unerreichbarkeit der Parkbank“.
Schon lange steht das verwunschen scheinende Grafenpaar von Herbert Labusca an seinem Platz und hat ein Schlosstor im Blick. Es erinnert an Freiherr Franz-Egon von Fürstenberg-Stammheim, der einst hier am Rheinufer flanierte und der von dort den Blick auf den mächtigen Strom genoss. Linda Cunningham erinnert mit ihrer Skulptur „Überbleibsel“ an die gewaltigen Zerstörungen, denen das Schloss in Stammheim im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen ist. Zum Stammpersonal im Schlosspark gehört der goldene Lilienthal-Mops von Michail Stamm, der mit seinen filigranen Flügeln abzuheben droht.
Unweit davon durchschlägt eine Rakete den Torso eines alten und verwitterten Baumes. Direkt daneben dringt eine weitere Rakete beim Kunstwerk „Gegenwehr“ von Armin Benson in den noch grünen Rasen ein. Das Ganze erinnert an die militärische Auseinandersetzung zwischen der Weltmacht USA und dem Irak zum Beginn des neuen Jahrtausends. Für den Spaziergang im Park hat sich dagegen Helga, die Stahlskulptur von Birgit Berbeck-Paul hübsch gemacht.
Und die sich befreienden Parkbänke von Andreas Schmotz zeigen die ungeheure Macht der Natur im alten Park. Fast unwirklich wirken die „Wa(r)tenden“ von Peter Marth und Stefanie Schröter, drei Betonfiguren, die vom Erdboden immer mehr verschluckt werden und wirken, als hätte man sie auf dem Weg zum Rhein urplötzlich eingefroren.
Zu den neuen Kunstwerken zählen aus dem Jahr 2017 das Wächterpaar von Beate Haltern oder „Der tanzende Vitruvmann“ von Uwe Jürgens. In diesem Jahr sind unter anderem das durchschossene Herz von Dieter Alexander Boeminghaus, das den vielsagenden Titel „Zielstrebig getroffen“ trägt, „Pravda“ von Tobi Möhring und Paul der Veld sowie „Angry Boy“ von Viktor Freso dazugekommen. Golden strahlt der kleine Stuhl von seiner Säule, den Maria Hills unter dem Titel „Am sicheren Ort“ geschaffen hat. Insgesamt gibt es in diesem Jahr 20 neue Kunstwerke für den Park.
Der Stammheimer Schlosspark direkt am Rheinufer gelegen, zählt zu den schönsten und eindrucksvollsten Parks in Köln. Neben vielen einheimischen Bäumen finden sich auf dem 80 000 Quadratmeter großen Gelände auch viele seltene Arten aus aller Welt. Das hohe Alter mancher Bäume lässt darauf schließen, dass der Park weit über zwei Jahrhunderte alt sein muss. Zu sehen ist auch so manch exotisch bunter Vogel, der die Parklandschaft für sich als Zuhause gewählt hat.
Service: Der Eintritt zum Schlosspark ist frei. Der Weg dorthin führt von Köln, Leverkusen oder Düsseldorf mit der S-Bahnlinie 6 bis zum Haltepunkt „Stammheim“ und von dort mit den Buslinien 151 und 152 bis zur Haltestelle „Friedhof Stammheim“ (Fahrtrichtung: Chempark). Von der ist man in etwa fünf Minuten im Schlosspark.
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