Orchesterverein erfüllt Teil eins der Mission mit Bravour
Mit 24,5 von 25 Punkten hat der OVH den Landes-Orchesterwettbewerb gewonnen — zum achten Mal in Folge. Jetzt geht es 2016 nach Ulm.
Burscheid. Wenn der Orchesterverein Hilgen (OVH) beschrieben werden soll, fällt schnell der Hinweis auf die drei Meistertitel beim Deutschen Orchesterwettbewerb in der Kategorie „Sinfonisches Blasorchester“. Dass der Verein aber den jeweils vorgeschalteten Landes-Orchesterwettbewerb gar schon siebenmal in Folge gewonnen hat, gerät dabei schnell in Vergessenheit. Am Sonntag fügten die Bläser in Duisburg das achte Mal hinzu.
Damit ist der OVH Landesmeister, seit Blasorchester an dem vierjährlichen Wettbewerb teilnehmen können. Allein im Gründungsjahr 1983 war das Orchester nicht dabei, weil es da die entsprechende Kategorie noch nicht gab. Und am Sonntag blieben die Musiker mit 24,5 Punkten gerade mal 0,5 Punkte unter der Maximalwertung. Nicht, dass sie die nicht auch schon erreicht hätten: Das war bei den Landestiteln 2007 und 2011 der Fall.
Also alles eine Selbstverständlichkeit, nicht weiter der Rede wert? Dagegen spricht nicht nur, dass Duisburg für den neuen Dirigenten Timor Chadik über den OVH hinaus eine generelle Wettbewerbspremiere war. Bisher kannte er diese Art der Leistungsüberprüfung nur aus der Sicht des Jurors. Den Seitenwechsel hat er mit Bravour gemeistert. Und noch ein zweiter Aspekt verschafft Duisburg eine besondere Bedeutung: die Funktion des Durchlauferhitzers. Denn der OVH verfolgt eine Mission — und der Sonntag war die erste Station.
Der letzte Titelgewinn auf Bundesebene liegt nun schon elf Jahre zurück. Ein Wettbewerbsverzicht 2008 und der damals als schmerzlich empfundene zweite Platz von Hildesheim im Jubiläumsjahr 2012 machen den aktuellen Wettbewerb in Kombination mit dem neuen Dirigenten zu einer herausfordernden Standortbestimmung. Und die reißt offenbar bereits jetzt alle Beteiligten mit: „Es war schon nach den ersten Takten klar, dass das was wird“, erzählt der OVH-Vorsitzende Martin Mudlaff. Vom Orchester sei eine ungeheure Energie ausgegangen — und vom Dirigenten auch: „Chadik hat alles hineingelegt in sein Dirigat.“
Die fünf von sechs Sätzen der 1937 entstandenen Percy-Grainger-Komposition „Lincolnshire Posy“ und die vierte Sinfonie von Alfred Reed begeisterten nicht nur Publikum und die dreiköpfige Jury mit dem alten OVH-Bekannten Scott Lawton in ihren Reihen. Auch Christian Topp, Dirigent des zweitplatzierten Orchesters aus Havixbeck bei Münster, sprach anerkennend von einer „beeindruckenden Leistung“ und einem „verdienten Sieg“. Selbst Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Philharmoniker, gratulierte enthusiastisch: „Der Orchesterverein Hilgen hat umwerfend gut gespielt. Bravissimo!“
Nach dem durchschlagenden Erfolg in dem Fünferfeld nordrhein-westfälischer Blasorchester richten sich beim OVH jetzt alle Sinne auf den Bundeswettbewerb im kommenden Frühjahr in Ulm. Vorgeschaltet ist vorerst nur noch am 8. November das Konzert im Altenberger Dom. „Aber wir werden versuchen, noch ein bis zwei Vorbereitungskonzerte für Ulm zu organisieren“, kündigt Mudlaff an.
Außerdem ist auch schon länger (im Vertrauen auf den Erfolg in Duisburg) ein Proben-Wochenende vom 15. bis 17. April in Oberwesel angesetzt — als letzter Feinschliff vor dem knapp zwei Wochen später beginnenden Bundeswettbewerb. Das ist dann Teil zwei der Mission, die in Duisburg begonnen hat. Kein Zweifel, dass der Ehrgeiz besteht, sie in gleicher Form zu beenden.