Temperament und Zartheit im Einklang

Ds Geschwisterduo Kirill Troussov und Alexandra Troussova gastierten auf Einladung der Musicalischen Academie im Haus der Kunst. Die Gäste wurden von den Stühlen gerissen.

Foto: D. Siewert

Burscheid. Der Name Kirill Troussov allein ist ein Magnet für die Freunde der klassischen Musik in Burscheid, fünfmal hat er schon zusammen mit der Musicalischen Academie von 1812 in großen Solokonzerten musiziert.

Nun ist der Weltklassegeiger zum ersten Mal als Kammermusiker im Haus der Kunst aufgetreten — zusammen mit seiner nicht minder berühmten Schwester, der Pianistin Alexandra Troussova. Und es war eine Sternstunde der Musik, die die Zuhörer von den Stühlen und zu lautem Jubel hinriss.

Fulminant schon der Beginn des Konzertes mit dem Scherzo für Violine und Klavier des jungen Johannes Brahms: Was für ein Temperament, was für eine Zartheit. In vollendetem Zusammenspiel ergänzten sich Alexandra Troussova und Kirill Troussov. Das war Romantik pur.

Beethovens Sonate für Klavier und Violine op.12 Nr.3 schloss sich an, auch dies ein Jugendwerk, in dem das Klavier besondere Bedeutung hat: Alexandra Troussova zuzuhören und zuzusehen war reine Freude: sparsam im Gebrauch des Pedals verlieh sie ihrem kraftvoll virtuosen Spiel mit den halsbrecherischen Läufen luftige Spannung. Kirill Troussov übernahm im Zwiegespräch diesen musikalischen Charakter und entlockte seiner wunderbaren Stradivari tänzelnde Beschwingtheit im ersten Satz, zarten Schmelz und bis in die Pausen spannungsgeladene Innigkeit im Adagio. Übermütig dann beide Interpreten im Rondo.

Dann wandte sich der Künstler an das Publikum. Burscheid empfinde er als einen Teil seines Lebens, bekannte er unter lautem Beifall, und das folgende Werk, die „Chaconne“ für Violine und Klavier von Tomas Antonio Vitali, bearbeitet von Ferdinand David, liege ihm besonders am Herzen. Es ist ein Bravourstück für die Geige — wie er es schwelgerisch und feurig mit Herzblut füllte, riss die Zuhörer zu begeisterten Bravorufen hin.

Ein weiterer Höhepunkt des Konzertes folgte mit der Sonate für Violine und Klavier A-Dur von César Franck. Poetisch und romantisch der leise Beginn am Klavier, der sich zu schier atemloser Wildheit steigerte — darüber in sanfter Zartheit die Violine. Fast das Atmen vergaß man im folgenden Moderato, bis sich die Spannung im letzten Satz — Allegretto wieder löste.

Frenetisch jubelnd erklatschten sich die Zuhörer noch zwei Zugaben „ohne Ansage“, eine „schnelle“, den wild-virtuosen Säbeltanz von Aram Khachaturian und die wiegende „Vocalise“ von Sergei Rachmaninoff.