Unterhaltung: Brücke zwischen Musik und Gastronomie
Kurt Führer ist seit Langem Hauspianist von Haus Kuckenberg.
Burscheid. Etüden von Liszt oder Czerny - für die meisten Klavierschüler nur lästige Übel, für den Pianisten Kurt Führer sind sie auch heute noch gute Übungen zur Erhaltung seiner Fingerfertigkeit auf seinem Lieblingsinstrument.
Mitten im 2. Weltkrieg, man schrieb den September 1940, hielt Betty Führer ihren Sohn in den Armen. Zwei Tage später wurde der junge Vater eingezogen. So ging es dem Kleinen wie vielen Kindern damals: der 1947 heimgekehrte Vater war zuerst einmal ein fremder Mann.
Die Welt des heranwachsenden Kurt waren ohnehin die Räume der Gaststätte, die seine Mutter mit viel Herz und Geschäftssinn leitete. Was in den Kriegsjahren als Lazarett für Kriegsgefangene umfunktioniert war, hieß wieder "Tante Betty" und war weit über Neuenhaus hinaus ein Begriff für gemütliche Gastlichkeit.
Es gab aber eine Musik, die Kurt noch besser gefiel als das Klingen der Gläser im Schankraum: das Klavierspiel der Mutter und der weiche Bassbariton seines Vaters.
Bereits seit seinem elften Lebensjahr hatte sich für ihn die Welt der klassischen Musik geöffnet. Hermann Assmann, der damalige Musikdirektor des Ölberger Instrumentalvereins (später fusioniert mit der Musicalischen Academie) hatte ihn unter seine Fittiche genommen. Von 1949 bis 1953 war die Freizeit von Kurt Führer völlig ausgefüllt mit Klavierspiel.
Führers Karriere als Orchestermusiker und Solo-Pianist endete abrupt. Dies hing mit dem Tod seines vertrauten Mentors Assmann zusammen. Assmanns Nachfolger konnte den damals 13-Jährigen nicht dazu bewegen, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen. So blieb das Klavierspiel viele Jahre lang nur ein Privatvergnügen.
Obwohl er keine Berufslaufbahn als Gastwirt anstrebte, wurde er seiner Mutter zu ihrer besten Stütze im Lokal "Tante Betty". Sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg wurde er zum Berufskellner und arbeitete in verschiedenen Restaurants der Umgebung. Später war er für einen Schaumstoff-Verarbeiter tätig.
Inzwischen hatte er seine Liebe zur Unterhaltungsmusik jeder Couleur entdeckt. Heute ist sein Terminkalender gut bestückt. So ist er als Hauspianist im Haus Kuckenberg schon lange eine feste Institution und einmal im Monat mit seinem Repertoire auch im Herta-von-Diergardt-Haus in Leverkusen-Alkenrath zu hören. Dazu kommen auch immer wieder Auftritte im Altenzentrum Auf der Schützeneich.
Was sind seine Pläne für 2008? "Im Juni ist ein Aufenthalt in St. Petersburg geplant. Stammgäste hörten, wie gerne ich russische Volks- und Kunstlieder spiele und luden mich ein, ihre Heimat zu besuchen und auch dort aufzutreten."
Oft begleitet er auch die Liedvorträge der ausgebildeten Opladener Sängerin Kathrin Mantke oder der Jazzsängerin Steffi Steglich, seit Kurzem auch des Bassbaritons Alfred Rüßmann. "Als Höhepunkt des Jahres inszenieren wir gemeinsam die kölsche Weihnacht."
Auch die Poesie bindet Führer in seine Nachmittage ein. Seine Lebenspartnerin Dagmar Erbslöh trägt Gedichte und Kurzgeschichten vor. Und "Tante Betty" lächelt jeden Tag von ihrem Bild auf dem Übungskeyboard herab - als Erinnung an die Zeit, als Kurt Führer noch vierhändig mit seiner Mutter musizierte.