Burscheid Vorschulkinder machen jetzt am Tisch eine gute Figur

Richtiges Essen und Verhalten am Tisch ist nicht selbstverständlich. Das Projekt Kinder-Knigge in der Kita Sonnenblume macht Kinder fit.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Simon schüttelt seinen Kopf als die Fotografin ihn nach seinem Namen fragt. Mit vollem Mund spricht man doch nicht, hat er ihm Projekt Kinder Knigge der Kita Sonnenblume gelernt. Und so leicht lässt er sich ausgerechnet an diesem Tag nicht aufs Glatteis führen. Der Mund bleibt zu, das leckere Fleisch des Spießes wird weiter genüsslich gekaut.

Reden dürfen die Kinder freilich am Tisch. Auch heute im Restaurant Korfu, wo sie unter Beweis stellen sollen, was sie in den vergangenen Monaten in ihrer Kita gelernt haben — und später dafür sogar eine Urkunde bekommen. „Sie können sich mit ihrem Nachbarn in angemessener Lautstärke unterhalten. Das gehört ja auch zum Essen dazu“, erklärt Kita-Leiterin Brigitte Sartingen-Kranz. Und tatsächlich: Es klappt, ohne dass mahnende Worte gesprochen werden müssen. Wer das Restaurant an der Höhestraße gestern Mittag betritt, glaubt nicht, dass 30 Kinder ungeduldig auf ihr Essen warten. Sie tuschen und reden — aber niemand schreit.

Das war im vergangenen Jahr noch anders, erläutert die Einrichtungsleiterin. Abgesehen von dem Lärmpegel hätten viele Kinder Verhaltensweisen am Tisch in der Kita an den Tag gelegt, die offensichtlich zur Gewohnheiten geworden seien. Ganz auffällig: Viele hätten seitlich zum Tisch gesessen. „Ich habe mir das immer mit dem Blick auf den Fernseher erklärt“, sagt Brigitte Sartingen-Kranz. Und viele hätten dabei eine Hand fast auf dem Boden hängen gehabt. Nun müssen sich alle artig an Gabel und Messer festhalten, auch wenn das teilweise noch ulkig ungelenk dreinschaut.

Übrigens: Die Parole, was auf dem Teller ist, wird auch aufgegessen, gilt in dem Restaurant nicht. „Die Kinder konnten ihre Portionen ja heute nicht selbst bestimmen“, erläutert die Kita-Leiterin. Am Buffet in der Einrichtung oder wenn der Topf auf dem Tisch stehe, gelte aber: „Die Kinder müssen lernen, ihr Hungergefühl einzuschätzen.“ Die Flasche sollte, nachdem das eigene Glas gefüllt worden ist, an an den Nachbarn weitergegeben werden

Und natürlich gehört auch die richtige Kleidung zum Besuch im Restaurant dazu. Der fünfjährige Matteo hat sogar eine Krawatte angezogen. „Die haben wir extra für den heutigen Tag gekauft“, sagt er. Na, ja, beim nächsten Knigge wird vielleicht mal etwas übers Flunkern gelernt . . .