Wächterpreis: Ruhrgas-Affäre - Im Graubereich der Korruption

Aufsichtsratsreisen werden sensibler bewertet als früher.

<strong>Burscheid. Die Affäre um die von Eon Ruhrgas finanzierten Aufsichtsratsreisen kommunaler Stadtwerke ist ein Beispiel dafür, wie sich das Verständnis von Korruption verändert hat. Was früher selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr. Selbstverständlich hatten Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Burscheider Stadtwerke 2005 eine Einladung des norwegischen Öl- und Gaskonzerns Statoil und der Eon Ruhrgas AG auf eine norwegische Förderplattform angenommen. Selbstverständlich - weil solche Reisen in der Branche gang und gäbe waren.

Durchsuchung der Stadtwerke und der Ruhrgas-Zentrale

Als die WZ die Reise im April 2005, also zwei Monate vor dem geplanten Termin, thematisierte, wurde der Artikel im Zusammenhang mit einer anonymen Anzeige an die Staatsanwaltschaft Köln geschickt. Es kam zur Durchsuchung der Stadtwerke und der Ruhrgas-Zentrale in Essen. Die Reise fand trotzdem statt.

Anfang 2006 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsnahme auf 159 Kommunalpolitiker und Manager von 28 Stadtwerken ausgedehnt hatte. In die bundesweite Diskussion um die moralische Bewertung dieser Reisen drängte sich auch die juristische Frage, ob Ratsmitglieder denn überhaupt Amtsträger und damit bestechlich sind oder nicht.

1.Preis (12 000 Euro) Marion Girke und Christian Denso (Hamburger Abendblatt): Missstände im Betreuungswesen.

2. Preis (8000 Euro) Hans Leyendecker und Nicolas Richter (Süddeutsche Zeitung): der Fall Khaled el-Masri.

3. Preis (6000 Euro) Ekkehard Rüger (Westdeutsche Zeitung): Eon finanziert teure Reisen von Stadtwerke-Aufsichtsräten.

Verleihung Der Wächterpries wird am 15. Mai in Frankfurt durch den Jury-Vorsitzenden Hermann Rudolph (Herausgeber Berliner Tagesspiegel) überreicht.