Frauen-Zimmer: Aktiv für ein Leben ohne Gewalt

Der Verein berät ab Mitte April auch im Internet. Ein neues Plakat soll Frauen im Gewaltfall helfen.

Burscheid. Blutige Striemen im Nacken, eine Platzwunde an der Nase und blaue Flecken an Armen und Beinen: Immer wieder werden Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Erst im Januar hat das Landgericht Köln einen Burscheider zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, weil er seine Ehefrau über Jahre hinweg gewürgt, gefesselt und verprügelt hatte.

Über Gewalt in den eigenen vier Wänden wird immer noch ungern gesprochen. "Wir wollen das Tabu brechen", sagt Lysann Häusler, Mitarbeiterin des Vereins Frauen-Zimmer, im Hinblick auf die von Innenminstier Ingo Wolf veröffentlichen Zahlen: In NRW musste die Polizei im vergangenen Jahr 8300 Menschen wegen gewaltsamen Verhaltens für zehn Tage verbieten, in die Wohnung ihres Partners zurückzukehren. In 95 Prozent waren Frauen die Opfer.

Helfen beim Reden übers Tabuthema soll ein neues Plakat der Frauenberatungsstelle Bergisch Gladbach: Wer Gewalt an Frauen beobachtet oder selbst betroffen ist, findet darauf die entsprechenden Kontaktadressen. BAn dieser Initiative beteiligt sich auch das Burscheider Frauen-Zimmer. "Denn keine Frau muss sich heute noch Prügel gefallen lassen. Das wird sanktioniert", bekräftigt Ruth Busch, die als Juristin bei Frauen-Zimmer arbeitet.

In Burscheid, Wermelskirchen, Leichlingen und Odenthal hängt sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lysanna Häusler 130 der gelben Din-A3-Plakate in Kindergärten, Geschäften und Rathäusern auf. 80 davon hat allein die Firma Wiedenhoff für ihre Busse geordert.

Zudem bietet Frauen-Zimmer ab Mitte April als erste der 55 Beratungsstellen in NRW einen neuen Service an: Mädchen und Frauen können ihre Sorgen dann auch im Internet loswerden. "Dort gibt es ein Wartezimmer, einen Beratungsraum und themenspezifische Angebote", erzählt Häusler.

Man kann eine E-Mail senden, einen Termin im Einzelchat vereinbaren oder sich im Gruppenchat treffen. "Wir waren absolut begeistert, was man damit alles machen kann", sagt Busch, die mit Häusler eine Fortbildung besucht und dabei über 25 Zeichen der Internetsprache gelernt hat. "Allerdings ersetzt der Chat keine Therapie", weiß Soziotherapeutin Häusler. "Aber es erleichtert dem ein oder anderen den ersten Kontakt."

Zum Internationalen Frauentag steht am Donnerstag um 18 Uhr noch etwas anderes auf dem Programm: Frauen-Zimmer lädt zum gemeinsamen Bildermalen ein. Wie im vergangenen Jahr wird das Kunstwerk dann versteigert. Johnson Controls blätterte damals 1000 Euro hin. Solche Spenden kann der Verein - auch für den neuen Internetauftritt - gut gebrauchen.