Schuhhaus Kramer: Der Schuster packt seine Sachen

Ende des Monats schließt das Geschäft in der Hauptstraße nach 78 Jahren.

<strong>Burscheid. Heinz Kramer macht aus seiner Gemütslage kein Hehl: "Mir geht es furchtbar." Am Samstag, 24. März, enden am Markt 78 Jahre Handwerkstradition. Dann wird Kramer zum letzten Mal sein Schuhhaus in der Hauptstraße 42 öffnen und Reparaturen annehmen. Danach bleibt ihm noch eine Woche, seine Siebensachen zu packen. Zum Monatsende ist das Haus verkauft.

Dabei schmerzt ihn nicht so sehr der Abschied von dem Gebäude, in dem sich sein Vater Fritz 1929 als Schuhmacher selbstständig gemacht hat. "Im vergangenen Jahr musste ich mich von meinem alten Auto verabschieden, das ich immer sehr gerne gefahren habe. Da hat mein Schwiegersohn gesagt, das ist doch nur ein Stück Blech. So geht mir das ein bisschen jetzt auch mit dem Haus. Der Verkauf fällt mir gar nicht so schwer."

So ganz wird er das Schusterhandwerk aber doch nicht an den Nagel hängen. Die Maschinen nimmt er mit in sein Privathaus am Raderweg, in dem er seit bald 50 Jahren lebt. Und ab Anfang April können für ihn dann Schuhe zur Reparatur beim Schuhhaus Firenze Moden in der unteren Hauptstraße und bei der Textilreinigung Mehren im Kaufpark abgegeben werden.

Dennoch rechnet Kramer damit, dass sich die Belastung deutlich reduziert - nicht nur wegen des fehlenden Schuhverkaufs, sondern auch durch die vielen auswärtigen Kunden, die dann wohl nicht mehr kommen werden.

Was bleibt, sind Erinnerungen - zum Beispiel an Alfred Henrichsmann, von 1958 bis 1971 sein Geselle. "Ein sehr zuverlässiger und fleißiger Mann." Ausgebildet hat Kramer aber selbst nie, weil ihm der Meisterbrief fehlt.

Jetzt freut er sich darauf, mehr Zeit für den Garten zu haben. "Aber das käme an zweiter Stelle, wenn ich noch weitermachen könnte." Und Enkelsohn Max (10) wird auch mehr von seinem Opa haben.

Im heutigen Schuhhaus soll aber wieder ein Geschäft unterkommen. Die Blumenwerkstatt Mo Schmitt wird, auch aus Sorge vor den Folgen der Kanal- und Straßenarbeiten, von der Höhestraße in die Innenstadt ziehen. Noch sind nicht alle Verträge und Genehmigungen in trockenen Tüchern, aber nach jetziger Planung könnte womöglich schon Ende Mai Eröffnung gefeiert werden.

Schuster Kramer dagegen will an seinem letzten Tag nach heutigem Stand nicht feiern. "Danach ist mir im Augenblick nicht zumute."