Wie gut sprechen unsere Kinder?

Sprachtest: Eltern in Burscheid sind verunsichert, Lehrer müssen unbezahlt mehr arbeiten und nur wenige Erzieher wissen, was ab März auf sie zukommt.

<strong>Burscheid. "Ah-Oh!": So habendie Teletubbies Tinky Winky, Laa-Laa, Dipsy und Po im Kinderkanal lange Zeit ihre jungen Zuschauer begrüßt. Und ihr Babygeplapper hat damals die Diskussion um die Sprachentwicklung von Vorschulkindern neu entfacht. Nun testet NRW ab März seine Vierjährigen: Wie gut können sie sprechen? Auch Burscheid bereitet sich auf den Delfin-Test vor.

171 Vierjährige müssen sich in Burscheid unter Beweis stellen

Knapp 3000 Vierjährige Kinder aus 150 Kitas müssen kreisweit zur ersten Teststufe erscheinen. In Burscheid sind es 171. "Etwa zehn Prozent werden auffällig sein", schätzt Schulamtsdirektorin Uta Faßbender.

Die Arche Noah rechnet wegen eines geringen Ausländeranteils mit wenigen sprachaufälligen Kindern. Anders sieht das bei der Regenbogen- und der Johanniter-Kita Auf der Schützeneich aus: 50 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund. "Aber es werden nicht mehr sein, als wir jetzt schon wissen", glaubt Erzieherin Nadine Treskow.

In der Testphase eins beobachtet ein fortgebildeter Lehrer die Kinder während eines Zoo-Brettspiels. Alle, die vermutete Sprachprobleme haben und jedes Kind ohne Kitaplatz, rutschen in die zweite Testphase: Dort wartet ein 45-minütiges Einzelgespräch. Von Fall zu Fall verpflichten Lehrer zur Teilnahme an einem Sprachförderkurs.

"Das ist in der Praxis aber nicht realisierbar", meint Ulrike Kresster, Leiterin der Kita Kleine Strolche. Sie versteht nicht, wo die Lehrer die Zeit herholen sollen und warum nicht Erzieher die Kinder beurteilen. "Es ist ein Unding, dass die Verantwortung an die Schulen abgegeben wird. Das wertet unsere Arbeit ab."

Brigitte Sartingen-Kranz von der Kita Sonnenblume hat damit keine Probleme. "Ich hoffe, dass wir mit den Lehrern auf Augenhöhe beraten." Sie irritiert eher der Zeitdruck: Am 1. März gibt es für die Kitas ein Infogespräch in der Montanusschule, vom 5. bis 9. März einen Vorbereitungskurs. Die Testzeit dauert vom 12. bis 30. März, schon nach den Osterferien startet die Stufe zwei.

Die Lehrer sehen für ihren zusätzlichen Job während desTests keinen Cent. Unterricht darf auch nicht ausfallen. "Die Lehrer werden einfach zu erheblicher Mehrarbeit gezwungen", sagt Friedhelm Julius Beucher, Rektor der Montanusgrundschule. "Das Konzept ist gut, aber die Umsetzung ist völlig unzureichend." Für eine Neuerung brauche man speziell ausgebildetes Personal und das nötige Geld.

Test Der Delfin-Test (Diagnostik, Elternarbeit, Förderung der Sprachkompetenz Vierjähriger in NRW) überprüft bei Vierjährigen vier Fähigkeiten: Narration, Arbeitsspeicher, Wortschatz/Grammatik und Verständnis.

Geld 350 Euro pro Kind und Jahr will das Schulministerium für die Förderkurse in den Kitas zahlen.