Zeugnisse: Am Freitag zeigt sich - Wer war ordentlich und fleißig?
Erstmals gibt es Kopfnoten. Die Schulleiter sehen das System kritisch, rechnen aber nicht mit Einsprüchen.
Burscheid. Selten zuvor wurden die Halbjahreszeugnisse mit solch großer Spannung erwartet wie jetzt. Der Grund: Erstmals werden nicht nur Fachwissen, sondern auch Sozialverhalten und Arbeitsbereitschaft der Schüler bewertet. Für die Schüler der Evangelischen Realschule in Burscheid ein alter Hut. Seit 2004 gibt es hier bereits ein ähnliches Modell und abgesehen von einigen wenigen Einsprüchen sind die Erfahrungen durchweg positiv.
"Auf jedem Zeugnis steht, dass der Schüler in seinem Sozial- und Arbeitsverhalten den Erwartungen der Schule in besonderem Maße, in einigen Bereichen oder leider überhaupt nicht entspricht", erklärt Schulleiter Bernd Siegele. Sechs Abstufungen gibt es insgesamt. Außerdem erhalten die Schüler einen so genannten Diagnosebogen, auf dem sie in zehn Bereichen wie Leistungsbereitschaft oder Verantwortungsbewusstsein bewertet werden.
Eine Kritik, die von der Mehrheit der Schulleiter der Leverkusener Gymnasien und Gesamtschulen geteilt wird. Bemängelt wird außerdem die Art und Weise der Einführung. "Normalerweise wird eine Änderung nur bis zur Stufe elf eingeführt und dann aufgebaut", erklärt Ludwig Malecki, Schulleiter der Marienschule.
"Die Schüler brandmarken", nennt Guido Sattler, Leiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, die neuen Noten. "Was bringt es, wenn ich einem Kind, von dem ich weiß, dass es zu Hause nicht lernt, sorgfältig zu arbeiten oder Konflikte zu lösen, dieses Manko auch noch ins Zeugnis schreibe?" Die Zeit, die für die Notengebung benötigt werde, könne sinnvoller für diese Kinder genutzt werden.
Ein anderer positiver Effekt: Die Zahl der unentschuldigten Fehlstunden der Oberstufenschüler ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Denn neben den Kopfnoten tauchen auch sie nun in jedem Zeugnis auf und das scheint den Schülern doch unangenehm.