NRW „vor riesiger Bewährungsprobe“ Coronavirus: Schulen und Kitas schließen - Diese Maßnahmen hat NRW beschlossen
Düsseldorf · NRW-Ministerpräsident Laschet bezeichnet die Epidemie als die größte Herausforderung der Landesgeschichte. Entsprechend weitgehende Einschränkungen habe die Landesregierung beschlossen.
Nordrhein-Westfalen steht wegen der Ausbreitung des Coronavirus vor einer beispiellosen Lahmlegung des öffentlichen Lebens. Ministerpräsident Laschet versuchte der Bevölkerung die Dimension der Corona-Krise in dramatischen Formulierungen zu verdeutlichen und warb bei der Bevölkerung um Verständnis: „Es muss jetzt darum gehen, möglichst viele Menschenleben zu retten. Wir müssen Zeit gewinnen. Eine Überlastung des Gesundheitssystems muss unbedingt verhindert werden. Dazu muss man die Verbreitung des Virus möglichst verlangsamen.“ Eben diesem Ziel dienten die jetzt von der Landesregierung beschlossenen Maßnahmen. Laschet betonte auch, dass jetzt der Anfang ist für eine „nie dagewesenen Solidarität im Land.“
Folgende Maßnahmen hat das Land NRW beschlossen:
Schulen, Kitas und Unis
Die Schulen sind ab Montag bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen. An die Abiturienten gerichtet sagte Laschet, dass alle geplanten und nötigen Prüfungen wie etwa Vorklausuren „regulär“ abgeschlossen werden könnten.
Auch die Kitas werden ab Montag geschlossen. Ab Montag dürfen Laschet zufolge in Nordrhein-Westfalen zudem Kinder im Vorschulalter keine Kindertageseinrichtung, Kindertagespflegestelle oder heilpädagogische Kindertageseinrichtung betreten.
Die Eltern seien verpflichtet, ihre Aufgabe zur Erziehung der Kinder wahrzunehmen und müssten dafür Sorge tragen, dass ihre Kinder die Kindertagesbetreuungsangebote nicht nutzen.
Betreuungsangebote sind vorgesehen für Kinder von Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, die Menschen intensivmedizinisch betreuen und für Eltern, die in Bereichender öffentlichen Ordnung odre anderer wichtiger Infrastruktur arbeiten.
Der Start des Sommersemesters an den Hochschulen wird gleichfalls bis zum 19. April aufgeschoben. Das Ende der Vorlesungszeit am 17. Juli ändere sich nicht, gab das NRW- Ministerium für Kultur und Wissenschaft bekannt.
Alten- und Pflegeheime
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus dürfen Alten- und Pflegeheime in NRW grundsätzlich nicht mehr besucht werden. Besuche seien nur in dringenden Ausnahmefällen möglich
Kultur
Alle landeseigenen Kultureinrichtungen (Schauspielhaus Düsseldorf, Stiftung Kunstsammlung NRW, Kunsthaus NRW Kornelimünster) bleiben bis zum 19. April geschlossen. „Gleichzeitig empfiehlt die Landesregierung dringend für alle anderen Kultureinrichtungen (...), Gleiches zu beschließen.“
Messen
Alle Messen, die noch nicht abgesagt seien, sollten jetzt gecancelt werden.
Veranstaltungen
Veranstaltungen auch mit weniger als 1000 Teilnehmern sollen abgesagt werden.
ÖPNV
Der öffentliche Personennahverkehr in NRW wird wegen der Corona-Krise nicht eingeschränkt.
Lebensmittel
Supermärkte in NRW werden nach Worten von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) trotz der Einschränkung des öffentlichen Lebens durch das Coronavirus weiter beliefert. Das Lkw-Verbot an Sonntagen sei dafür gelockert worden. Jeder sollte nicht an sich selbst denken, sagte der Regierungschef zu möglichen Hamsterkäufen.
Krankenhäuser
Alle nicht zwingend nötigen Operationen in NRW sollen wegen der Coronakrise auf absehbare Zeit verschoben werden. Die Regelung gilt auf unbestimmte Zeit und betrifft nicht die Notfallversorgung und die geburtshilfliche Versorgung.
So werden die Mediziner der Uniklinik Düsseldorf verantwortungsvoll prüfen, bei welchen Patienten eine Verschiebung des geplanten Termin möglich ist und welche Behandlungen notwendig seien, weil es sich um eine begonnene oder dringliche Therapie wie zum Beispiel eine Chemotherapie handelt, gab die Uniklink am Freitag bekannt.
Krankenhausbesuche sollen auf das Notwendigste beschränkt werden. Patientinnen und Patienten dürfen daher in der Uniklinik Düsseldorf nur in absoluten Ausnahmefällen besucht werden.
Informationsveranstaltungen und Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen der Uniklinik Düsseldorf werden bis zum 5. April abgesagt.
Landesverwaltung
In Ministerien und Behörden wird möglichst mobil gearbeitet.
Krisenmanagement
Es wird ein „Krisenkoordinationrat Corona“ eingerichtet, dem alle Staassekretäreinnen und Staatsekretäre der Landesregierung angehören. Das Corona-Lagezentrum setzt seine Arbeit fort.
Corona-Wirtschaftsgipfel
Laschet (CDU) will in der kommenden Woche zu einem Wirtschaftsgipfel einladen. Er wolle mit Vertretern der Unternehmen und Verbände besprechen, „welche Maßnahmen wir noch ergreifen können, damit die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen durch diese Krise kommt“
Appell an die Bevölkerung
„Mit dem Rückzug in die eigenen vier Wände darf kein Rückzug der Menschlichkeit einhergehen“, sagte Laschet. „Damit diese Krise ein Ende findet, müssen wir jetzt den Anfang für eine nie da gewesene Solidarität machen.“
Auf keinen Fall dürften Eltern jetzt die Großeltern zur Kinderbetreuung einschalten, denn für ältere Menschen sei die Gefahr durch das Virus am größten. „Mir ist bewusst, dass diese Distanzierung einer jeden Familie, die Distanzierung von Enkeln zu ihren Großeltern, das die jedes Herz beschwert.“