Nettetal Ein Chor verbindet die Kulturen in Nettetal
Nettetal. · Beim Projekt „Music is the Key“ singen deutsche und geflüchtete Kinder gemeinsam in verschiedenen Sprachen.
Füße trampeln im Takt, Arme wedeln im Rhythmus, Köpfe wiegen zur Melodie: „Singen macht Freude, Singen tut gut“, trällern die Kinder und haben einen Mordsspaß. Dann das Ganze nochmal, klingt irgendwie nach „alghinamumatae“, arabisch jedenfalls. Und genau das ist das Besondere an diesem Chorprojekt: Nettetaler Kinder aus Familien unterschiedlicher kultureller Herkunft singen gemeinsam in verschiedenen Sprachen, üben für eine CD. „Music ist the Key“ heißt das außergewöhnliche Projekt.
Jeden Freitagnachmittag proben fünfzehn deutsche und geflüchtete Kinder, singen mit Begeisterung“, freut sich Chorleiterin Nicole Schröder. Die unter ihrem Künstlernamen Lilli Morgenstern bekannte Kinderlieder- und Kinderbuchautorin hat zusammen mit dem Liedermacher Wolfgang Bierbaums aus Niederkrüchten eigens neue Songs für dieses Projekt geschrieben. Und „Singen macht Freude“ heißt eben eines dieser Lieder, das Dolmetscherin Muna ins Arabische übersetzt hat.
Dass es um mehr geht als um den Spaß beim Singen, erläutert Stephan Pläp, Pädagogischer Leiter im Katholischen Kirchengemeindeverband Nettetal (KGV): „Es handelt sich um ein Projekt des KGV in Kooperation mit dem Integrationswerk Nettetal, angesiedelt in unserem Lobbericher Jugendzentrum Arche, in dem wir schon verschiedene Aktionen mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen durchgeführt haben.“ Gefördert werde die Aktion von der Landesarbeitsgemeinschaft Musik (LAG), die künstlerische Durchführung liege bei Nicole Schröder.
Inhaltlich bedeutet das: „Das interkulturelle Projekt soll eine frühe nachhaltige Integration bewirken, Kinder zwischen acht und zwölf Jahren sind miteinander kreativ, unabhängig von ihrer Herkunft, musizieren und singen in verschiedenen Sprachen“, so Stephan Pläp. Die Kontakte zu den Kindern stellte Sandra Breuer vom Integrationswerk her: „Die Familien der Nettetaler Kinder stammen von hier oder kamen als Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien oder Eritrea.“ Breuer weiter: „Das gemeinsame Singen lässt Integration gelingen, auch die Eltern kommen so in Kontakt miteinander.“
Moki zum Beispiel kommt aus Schaag: „Das ist lustig und schön, wenn wir singen, alle sind nett.“ Die Familie des Neunjährigen ist aus Eritrea geflüchtet, er hat schnell Anschluss gefunden: „Hier sind auch Kinder aus meiner Schule.“ Sidney geht wie Moki zur Gemeinschaftsgrundschule Breyell (GGS): „Wir lachen viel, und die Lilli ist so nett.“ Lilli Morgenstern hat halt Erfahrung mit Musikprojekten für Kinder, initiierte auch das jährliche Nettetaler Kindermusikfestival.
Auch Liedermacher Bierbaums ist überzeugt vom Projekt – und beeindruckt: „Das motiviert uns Künstler, auch zu erleben, mit wieviel Eifer die Kinder dabei sind, und ich staune, dass manche Flüchtlingskinder erst vier Monate hier sind und schon prima Deutsch
sprechen.“
In seinem Studio soll Ende Oktober dann die CD „Music ist the Key“ aufgenommen werden: „Und vielleicht treten wir mit dem Kinderchor auch mal auf“, sagt der Liedermacher. Musikalisch unterstützt wird das Projekt von Udo Schröder am Keyboard, der selbst verschiedene Chöre leitet, so den beliebten gemischten Chor Kosimi der evangelischen Gemeinde. International soll es zugehen, daher auch der englische Projekttitel, der „Musik ist der Schlüssel“ bedeutet. Einige Strophen werden in Sprachen wie Arabisch gesungen. Jessica (8): „Das ist gar nicht leicht, aber wir üben, und jetzt klingt das schon toll.“
Zunächst indes geht es auf Deutsch weiter bei dieser Probe: „Ich habe Musik in meinem Kopf, ich habe Musik in meinem Fuß.“ Und wieder trampeln alle Füße gemeinsam im Takt.