JVA Willich II in Anrath Neue JVA-Leiterin nimmt sich viel vor

Willich · Seit 27. November ist Michaela Voßhagen die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Willich II mit 198 weiblichen Inhaftierten.

Die neue Leiterin der JVA Willich II, Michaela Voßhagen, freut sich auf ihre neue Aufgabe.

Die neue Leiterin der JVA Willich II, Michaela Voßhagen, freut sich auf ihre neue Aufgabe.

Foto: Nadia Joppen

„Ich bin eine sehr neugierige Person mit einem starken Wunsch, eine sinnhafte Tätigkeit auszuüben – der Justizvollzug reizte mich daher als Berufsfeld.“

So beschreibt die 48 Jahre alte Michaela Voßhagen, seit 27. November Leiterin der JVA Willich II, ihren Berufsweg, der schon im Studium begonnen hat. Als sie Psychologie an der Uni Köln studierte, belegte sie bereits die Fächer Rechtspsychologie und Psychopathologie, in denen kriminologische Themen behandelt werden. Nach dem Studium arbeitete sie als Anstaltspsychologin in der JVA Siegburg, danach in der Jugendvollzugsanstalt Ronsdorf und in der JVA Hagen. Außerdem war sie Dozentin in der Ausbildung von Anwärtern des Allgemeinen Vollzugsdienstes. Nach einer Tätigkeit im Justizministerium NRW arbeitete sie seit Mai 2021 und bis zum Wechsel in die JVA Willich II, als Leiterin des Psychologischen Dienstes in der JVA Köln.

„Die Arbeit ist für mich Berufung. Im Justizvollzug sind wir mit einer besonderen Spielart menschlichen Verhaltens konfrontiert“, sagt sie. Ihr Gegenpart seien „Menschen, die gescheitert sind und normabweichend gehandelt haben“. Dabei treffe man auf „spannende, tragische, manchmal auch verrückte (Kriminal-) Geschichten, wie sie nur das Leben zu schreiben vermag.“ Wichtig ist ihr der Begriff „Behandlungsvollzug“ – damit die Frauen nicht „weggesperrt“ werden. Es geht ihr darum, in der Haftzeit „mit ihnen Auswege für ihre zukünftige legale Lebensführung zu entwickeln.“ Diese Aufgabe sei nicht nur spannend und herausfordernd, sondern sie mache letztlich die Gesellschaft sicherer. Allerdings ist die neue JVA-Leiterin Realistin: Trotz aller Arbeit gebe es Rückfälle. Gegebenenfalls sei eine Reduzierung von Straffälligkeiten oder Gewaltbereitschaft bereits ein Erfolg.

Ein anderer Aspekt ist für Voßhagen die Frage, wie die Haftbedingungen für langjährig inhaftierte Frauen im Alter zu gestalten sind. Wer 24 oder 25 Jahre Haft verbüßt, wird unweigerlich älter. Damit stellen sich Fragen wie die Behandlung von Rollatoren oder Krankheiten.

Erste eigenständige
Frauenanstalt in NRW

Die Arbeit in der JVA Willich II hat Michaela Voßhagen noch aus einem anderen Grund gereizt: Die JVA Willich II ist die erste eigenständige Frauenanstalt in NRW und der 2009 fertig gestellte Neubau hat eine besondere bauliche Gestaltung mit begrünten Innenhöfen, die bei der täglichen Freistunde genutzt werden können. Außerdem hat sie die NRW-weit einzige sozialtherapeutische Abteilung für Frauen und es gibt ein umfassendes Angebot an schulischen und beruflichen Maßnahmen. Das sei wichtig, damit die Frauen ein „selbstbewusstes und finanziell unabhängiges Mitglied der Gesellschaft werden“. Aber auch dabei gilt es, den Spagat zwischen Medienkompetenz – eine Alltagsanforderung „draußen“ – und Sicherheit zu bewältigen: Denn zum Beispiel die am Arbeitsmarkt gefragte Qualifizierung „Büromanagement“ muss ohne Internet-Zugang absolviert werden.

Sie werde viel Kontakt zu den Inhaftierten halten und selbst die Sozialtherapie leiten, hat sich die neue JVA Willich II-Leiterin vorgenommen. Auch ein Gespräch mit der „Gefangenen-Mitverantwortung“ hat schon stattgefunden.

Neben dem Blick auf die Inhaftierten ist Voßhagen der Blick auf das Team wichtig. Sie habe bereits positiv festgestellt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr engagiert sind und eine „auf Behandlung ausgerichtete Arbeitsmoral“ gelebt wird. Allerdings ist auch in der JVA Willich II der Fachkräftemangel spürbar. Deswegen gehöre die Gewinnung neuer Kolleginnen und Kollegen zu ihren ersten Prioritäten. Als Erfolg sieht sie, dass das Berufsbild der Justiz in der Bevölkerung heute besser akzeptiert werde. Gerade der Allgemeine Vollzugsdienst habe mehr Verantwortung und mehr Aufgaben erhalten. Auf der anderen Seite müssten für die Mitarbeiter zeitgemäße Arbeitsmodelle entwickelt werden, die den Bedürfnissen der „Generation Z“ entsprächen. Diese auf „Nachhaltigkeit ausgerichtete und verantwortungsbewusste“ Generation habe ein großes ethisches Selbstverständnis und könne das Team einer JVA sehr bereichern.