Die Höhner sind in Düsseldorf – und haben in ihrer ersten Show gleich klar gemacht, wie schön die Mitglieder der Kölner Kultband Düsseldorf finden. Mit ihrem „Höhner Rock and Roll Circus“ gastieren sie bis zum 4. Mai auf dem Festplatz Rath. Bei der Premiere am Donnerstagabend konnten sich die Kölner natürlich einige Kommentare zu Düsseldorf nicht verkneifen.
„Köln und Düsseldorf haben so viele Gemeinsamkeiten“, sagte Höhner-Frontmann Patrick Lück. „Wir haben den Rhein, hohe Mietpreise und obergäriges Bier – eins davon schmeckt sogar.“ Dass er damit nicht das Altbier meinte, wurde später klar, und trotzdem wurde betont, dass die Show im wirklich „schönen Düsseldorf“ stattfand.
Doch solche Späße waren bei der Zirkusshow eher Nebensache, denn bei der Premiere zeigten Artisten aus der ganzen Welt zu kölscher Musik ihre Kunststücke und begeisterten damit die Zuschauer. Dabei sorgten sie für atemberaubende Momente, bei denen den 1000 Besuchern im Zirkuszelt schon mal der Mund offen stehen blieb.
Spätestens als die vier Artisten der Mesa Group als Highlight der Show am Ende auf einem Hochseil in acht Metern Höhe Springseil sprangen, übereinander hüpften oder tanzten, kamen die Zuschauer nicht mehr aus dem Staunen heraus. Auch Schlagzeuger Heiko Braun traute sich in luftige Höhen bis unter das Zeltdach, was für ihn immer wieder mit Nervosität verbunden sei. Und das, obwohl er – anders als die Mesa Group – gesichert war. Auch für Saxofonist Jens Streifling ging es ganz nach oben: Im Todesrad präsentierte das Duo Vanegas waghalsige Sprünge, Streifling fuhr mehrere Runden mit und spielte dabei Saxofon.
Wie sehr die Band live auf die Artisten eingehen und reagieren muss, wurde gleich beim ersten Auftritt sichtbar. Die Togni Brüder, Michael und Dario, zelebrieren in ihren Shows die sogenannten Ikarischen Spiele, bei denen einer der Brüder auf der Trinka liegend mit beiden Füßen den anderen in die Luft hochkatapultiert, wo er seinen Flug mit waghalsigen Saltos krönt, heißt es in der Erklärung der Show. Doch bei der Premiere wollte das nicht die ganze Zeit gelingen, und einer der Brüder fiel aus der Luft auf die Matte, statt auf seinen Bruder. Aufhören war allerdings keine Option, mit einem noch lauteren Publikum ging es weiter – noch höher und schneller als vorher. Begleitet wurde dieser Auftritt vom bekannten Höhner-Hit „Jetzt geht’s los“. Für die Togni Brüder und die Band schließt sich ein Kreis: In der ersten Höhner-Zirkusshow vor 25 Jahren war der Vater der beiden dabei.
Die ganze Show war eine Mischung aus Live-Musik, atemberaubender Artistik und Comedy – alles war genau aufeinander abgestimmt. Das ist es auch, was den Höhner-Zirkus so besonders macht, denn die Artisten bringen nicht ihre eigene Musik mit, sondern performen eben zu der Musik der Kölner.
Auf dem Boden überzeugten außerdem auch das spanische Duo Loyalty mit packender Paar-Artistik und Yulia Rasshivkina mit bis zu 50 Hula Hoop Reifen. Für Lacher sorgten Georg Leiste, der unter anderem als Primaballerina angekündigt wurde, und auf einem Seil, das von zehn Männern aus dem Publikum gespannt wurde, in einem Frauenkostüm balancierte, und der „Automaten“-Mann Olivier Taquin, der mit Frontmann Patrick Lück eine Show einstudiert hatte. In der Luft begeisterte Valeriia Koshova unter anderem mit einem Spagat, den sie mehrere Sekunden lang hielt.
Zu jedem Artisten spielte die Band passende Lieder, alles war auf Werte wie Vertrauen, Mut, Dankbarkeit, Humor und Zufriedenheit ausgerichtet. Fehlen durften die bekanntesten Hits der Band wie „Viva Colonia“, „Schenk mir dein Herz“ und „Wenn nicht jetzt, wann dann“ nicht, bei denen die Zuschauer nichts mehr auf den Plätzen hielt und sie mitsangen. Aber auch Lieder, die eigens für den Zirkus entstanden sind, waren dabei. Unter anderem der namensgebende Song „Viváce“, der kürzlich erst veröffentlicht wurde, wurde mehrfach gespielt. Für die Fans geht das Höhner-Erlebnis schon am Eingang los, im Vorzelt stehen Figuren der Bandmitglieder mit ausgeschnittenen Köpfen, in denen für Fotos posiert werden kann, ein Film wird gezeigt und es gibt eine Fotowand. Diese wird auch nach der Show genutzt: Nur wenige Minuten nach der Premiere kamen die Höhner dorthin und nahmen sich Zeit, mit ihren Fans für Fotos zu posieren. Ein gelungener Auftakt der Gastspiele.