„Mussten die Reißleine ziehen“ Stilwerk ist jetzt offiziell gescheitert

<irglyphscale style="font-stretch 985%;">Stadtmitte </irglyphscale> · Im Möbel-Einkaufszentrum nahe der Kö wechselt der Betreiber, damit ist das bisherige Konzept Geschichte. Geplant ist ein Neuanfang.

Grünstraße 15, zwischen Berliner Allee und Kö: Hier steht seit 25 Jahren das Stilwerk, ab April wird das Gebäude anders heißen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Dieses Jubiläum hatte sich das Stilwerk anders vorgestellt. Im Februar 2000 wurde das Einkaufszentrum für Designmöbel in Düsseldorf eröffnet, direkt an der Kö, in einem architektonisch aufsehenerregenden Gebäude. Doch zum 25-jährigen Bestehen gibt es statt einer Geburtstagsfeier eine Beerdigung: Das bisherige Konzept ist offiziell gescheitert.

Der Eigentümer – das börsennotierte Immobilienunternehmen Aroundtown – hat sich zum Jahreswechsel von dem bisherigen Betreiber Stilwerk getrennt. Das Gebäude wurde am 1. Januar an Völkel Real Estate aus Hamburg übergeben. Diese Informationen stammt von drei verschiedenen Personen aus dem Umfeld des Hauses. Aroundtown bestätigt auf Anfrage, dass „die Nutzung der bisherigen Marke ,Stilwerk’ nicht fortgeführt“ werde und das Center Management „neu aufgestellt“ sei.

Das Objekt an der Grünstraße 15 besteht aus sieben Etagen, das Erdgeschoss und die ersten beiden Obergeschosse sind als Verkaufsfläche für hochwertige Möbelhändler vorgesehen. Einer der Mieter sagt, dass am 31. Dezember eine Mail des Eigentümers eingetroffen sei, in der über den Betreiberwechsel informiert wurde. „Das kam völlig überraschend, Hals über Kopf.“

Aus Kreisen des Eigentümers heißt es, dass erst in der letzten Woche des vergangenen Jahres ein Auflösungsvertrag mit dem bisherigen Betreiber beschlossen wurde. Stilwerk stammt aus Hamburg und hatte zu seinen besten Zeiten in sechs großen Städten jeweils ein großes Design-Einkaufszentrum. Doch mit Stuttgart, Wien, Dortmund und Berlin scheiterten in den vergangenen Jahren immer mehr dieser Konzepte. Nun also auch in der Landeshauptstadt. Übrig bleibt bald nur noch das Stamm-Stilwerk in Hamburg.

Büro-Eingang des Stilwerk-Gebäudes in Düsseldorf: Drei von sieben Etagen mieten Unternehmen für Arbeitsflächen an.

Foto: Maximilian Nowroth

Was ist der Grund für die Trennung? Stilwerk-Geschäftsführer Alexander Garbe ließ eine Anfrage bisher unbeantwortet. Eine Sprecherin von Aroundtown schreibt, man wolle das Gebäude „neu positionieren“ und die Attraktivität für Mieter und Nutzer steigern. Eine Person, die mit der Angelegenheit vertraut ist, drückt sich deutlicher aus: Das bisherige Management sei nicht gut gewesen, „da mussten wir irgendwann die Reißleine ziehen“.

Was der Insider meint, kann jeder Besucher vor Ort sofort nachempfinden – der Leerstand ist unübersehbar. Im Erdgeschoss hat sich vor ein paar Wochen das Möbelgeschäft Kartell nach vielen Jahren verabschiedet. Im vergangenen Frühjahr war direkt am Eingang Bang & Olufsen ausgezogen, ein Mieter der ersten Stunde. Und im zweiten Obergeschoss lief im Dezember der Ausverkauf bei der Möbelmanufaktur Team 7.

Jede zweite Verkaufsfläche im Haus ist nicht mehr vermietet

Mittlerweile ist jede zweite Verkaufsfläche im Haus nicht vermietet. Je weiter nach oben man geht, desto größer werden die Lücken. Die Herausforderung für das neue Center-Management sei nun, den „Standort weiterzuentwickeln“, heißt es von Aroundtown.

Offiziell will der MDax-Konzern noch nicht verkünden, wer neuer Betreiber des Hauses ist. Die Mieter aber wissen es schon, und im Untergeschoss-Büro des Center-Managements ist das neue Gesicht des Gebäudes im Auftrag von Völkel auch schon vor Wochen an die Arbeit gegangen: Sylvia Nielius, promovierte Kunsthistorikerin und sehr erfahren im Wandel von Einkaufszentren.

Die Immobilien- und Marketingexpertin leitete jahrelang das (mittlerweile umgeflaggte) Stilwerk in Berlin, war als „Head of Shopping Center Germany“ bei der Immobilienberatung CBRE unter anderem für das Hanseviertel in Hamburg verantwortlich und will nun für einen Neustart an der Grünstraße sorgen. Über konkrete Pläne möchte sie nicht sprechen und verweist an den Eigentümer.

Doch auch die Aroundtown-Sprecherin hält sich bedeckt, nur eines sei schon klar: Es stehe ein „Rebranding des Objekts unter einem neuen Namen“ an. Der große schwarze Schriftzug am Gebäude wird verschwinden, zum 1. April werde das Haus einen anderen Auftritt bekommen, sagt ein Insider. Eine Agentur ist mit dem Kreativprozess beauftragt.

Der neue Name soll ausdrücken, dass in dem Gebäude künftig neben stilvollen Einrichtungsläden auch Schönheitskliniken und Fitness-Angebote vorgesehen sind. Eine Option dafür wäre das zweite Obergeschoss. Außerdem könnte es womöglich einen Verweis auf die vollvermieteten Etagen drei bis sieben geben, wo nicht in Geschäften gehandelt, sondern in Büros gearbeitet wird. In jedem Fall soll die neue Bezeichnung keine Assoziationen mehr mit der fast 25-jährigen Geschichte des Hauses wecken.

(now anbu)