10 000 Manga-Comics unter einem Dach

Tatsuhiro Mizutani betreibt an der Oststraße Deutschlands erstes Manga-Café. Auch deutsche Hefte gehören zum Angebot.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Neulinge fühlen sich beim ersten Betreten von Tatsuhiro Mizutanis Manga-Café von den langen bunten Bücherschlangen vielleicht etwas erschlagen — für eingefleischte Fans der japanischen Comics ist es dagegen ein Paradies. Mehr als 10 000 Bücher warten hier darauf, gelesen zu werden.

Seit zwei Monaten ist der „Manga-Hof“, Deutschlands erstes Café dieser Art, an der Oststraße eröffnet. Eigentlich wirkt es mehr wie eine Bibliothek: Die Gäste sitzen in der offenen Leseecke auf Hockern oder in Sitzecken, immer ein Comicheft in der Hand. Bezahlt wird nach Stundentarif.

„Die erste Stunde in der offenen Leseecke kostet fünf Euro, Getränke inklusive“, sagt Mizutani. Jede weitere Stunde sei dann günstiger. Wer möchte, kann sich gegen Aufpreis auch eine private Kabine mieten.

In Mizutanis Heimat gibt es das Konzept schon lange. „In Japan heißen die Cafés Manga-Kissa und sind meist 24 Stunden geöffnet“, erzählt er. Dort gebe es auch Gäste, die über Tage in den Comicbibliotheken bleiben und sich regelrecht häuslich einrichten. Ganz so lange blieb zwar noch kein Besucher bei Mizutani, er habe aber auch schon einen Gast gehabt, der mehr als sechs Stunden am Stück mit Comics und Internetspielen verbrachte.

Bevor Mizutani die Idee zum Manga-Hof kam, arbeitete er in einer Karaoke-Bar. „Aber hier ist es jetzt deutlich ruhiger, das gefällt mir“, sagt er. Für Mangas habe er sich früher nicht so sehr interessiert. „Jetzt freue ich mich, in einer ruhigen Minute auch mal ein bisschen hier zu sitzen und zu lesen.“

In Düsseldorf hofft er auf große Nachfrage nach seinem Konzept: „Es gibt natürlich viele Japaner hier, die sich bei mir wie zu Hause fühlen sollen.“ Chisato Igarashi und Yuri Yanaga sind genau deshalb im Manga-Hof. Die Freundinnen reisen gerade durch Deutschland und wollen auch hier ihren Lieblingscomic lesen. „Zur Erholung vom Sightseeing ist es gut, jetzt hier zu sein“, findet Yuri. Die beiden sitzen bereits seit einer Stunde im Café.

Die meisten der Comics sind auf Japanisch. „Es kommen viele deutsche Japanologiestudenten, die bei mir ihre Kenntnisse aufbessern und ein Stück japanische Kultur kennenlernen wollen“, erzählt Mizutani. Auch wer der Sprache nicht mächtig ist, findet im Café genug Lesestoff: „Zurzeit habe ich 500 deutsche Mangas, es werden aber noch mehr“, verspricht Mizutani.