23.000 Besucher feierten ein frühlingshaftes Kunstfest
Kulturbegeisterte amüsierten sich bei Breakdance und Musikkabarett.
Düsseldorf. Dieser Kunstgenuss vom Samstag auf den Sonntag war traumhaft, dank der sommerlichen Temperaturen, des bunt gemischten Publikums und des außergewöhnlichen Programms. 23 000 Gäste besuchten diese Nacht der Museen, deren Medienpartner die Westdeutsche Zeitung ist. Die Kunstfans pilgerten durch Altstadt und Hafen oder ließen sich im Shuttle-Bus herumkutschieren.
Ein Wärter in der Kunsthalle staunte über die vielen Jugendlichen: „Sie wollen möglichst viele Attraktionen abarbeiten.“ Bei 200 Punkten keine leichte Aufgabe. Fridolin Müller war mit der S-Bahn gekommen und machte die ersten Häkchen in seinem Plan im „Foyer“ am Worringer Platz, einem Off-Raum, wo er sofort auf die ersten Künstler stieß. Fachmännisch erklärte ihm Heiko Räpple, wie ein Wellblech in Gips abgegossen wird. „Ein guter Tipp“, meinte Fridolin.
Im Stadtarchiv wunderte sich Hausherr Clemens von Looz-Corswarem über 2000 Neugierige, die partout im Keller die Geschichte von der „Mumie von Düsseldorf“ hören wollten. „Toll und makaber“ fand Marita Franz das Spiel vom Doktor Mancini, der seine mumifizierte Liebste keinem herkömmlichen Grab übereignen wollte. Um die Fantasie der Besucher anzuheizen, hatte der Archivchef einen Sarg des Schauspielhauses vor die feuersichere Archivtür gestellt.
Schlangen bildeten sich am Heine-Institut, wo Ben Süverkrüp einen Heimsieg feierte. Der Sohn des Liedermachers Dieter Süverkrüp hat am Carlsplatz gelebt, am Görres-Gymnasium sein Abitur gemacht und sich zum berühmten Pianisten ausbilden lassen, bevor er jetzt mit seiner Frau Tina Teubner alle renommierten Kleinkunstbühnen unsicher macht. Seine Eltern saßen in der ersten Reihe, um ihre Kinder zu erleben. „Ich bin im Gegensatz zu meinem Mann recht glücklich verheiratet“, parlierte die Diseuse, und der Schwiegervater lachte vor Freude. Als das 1,62 Meter große Energiebündel die Frauen einschließlich Angela Merkel verhohnepipelte, kam der Beifall von allen Zuhörern.
Im Theatermuseum begrüßte „Freifrau von der Kö“. Im Goethe-Museum faltete Origami-Meisterin Mayumi Sato mit Kindern und Erwachsenen bunte Kraniche. Und im Filmmuseum lud Hausherr Bernd Desinger zu surrealistischen Animationsfilmen ins Wanderkino.
An den Hauptschauplätzen Ehrenhof und Grabbeplatz war kein Durchkommen. Im K 20 erzielte Ernst & Young, der Hauptsponsor der langen Nacht, 60 000 Euro bei einer Benefiz-Auktion, deren Erlös jungen Künstlern zugutekommt. Im Kunstpalast führte Markus Kottmann nonstop jeweils 70 Zuhörer vor allem durch die Ausstellung von Heinz Mack. Am Brunnen im Ehrenhof aber ging die Post ab. Der Breakdancer Ardit Gjikaj und seine „jungen wilden Straßenkünstler“ zogen eine Open-Air-Schau ab, bei der das Publikum am Brunnenrand saß und Zugaben einforderte. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hatte das Gefühl, „die ganze Stadt feiert ein großes Kunstfest unter freiem Himmel“.