Gericht 37-Jähriger steht nach Todesfahrt vor Gericht – sein Bruder starb bei dem Unfall

Düsseldorf · Der Angeklagte hatte sich betrunken ans Steuer gesetzt. Er wurde bei dem Unfall schwer verletzt. Und leidet unter dem Tod seines Bruders. Aber das Gericht fällte ein Urteil.

 Symbolbild.

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Foto: picture alliance / dpa/Peter Steffen

Rachid F. (37, Name geändert) setzte sich betrunken und ohne Führerschein ans Steuer. In einer Abfahrt der A 59 verlor er bei 120 Kilometern pro Stunde die Kontrolle über seinen Firmenwagen. Das Auto überschlug sich. Sein Bruder (40) saß auf dem Beifahrersitz. Er starb noch am Unfallort.

Seitdem ist das Leben von Rachid F. zerstört. Dazu saß er jetzt wegen fahrlässiger Tötung auf der Anklagebank. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meinen Bruder denke“, so Rachid F. „Bei jedem Familientreffen denke ich daran. Und ich fühle mich meiner Familie gegenüber schuldig.“ Dabei wurde auch er selbst schwer verletzt. Durch die schwere Kopfverletzung bleibt eine Narbe im Gesicht und die Hälfte ist taub. Er sieht schlecht. Kann kaum laufen. Um das Bein zu retten, wurde ein Bypass gelegt. Bis an sein Lebensende wird er Tabletten nehmen müssen, Blutverdünner und schwere Opiate gegen die Schmerzen. Sein kleiner Handwerksbetrieb war zunächst stillgelegt. Heute, knapp zwei Jahre nach dem Unfall, versucht er, ihn mit Hilfe von Mitarbeitern wieder aufzubauen. Selber arbeiten kann er nicht.

Bisher hat er eine Psychotherapie vermieden. „Es fällt mir schwer, darüber zu reden, mich zu öffnen.“ Dabei vergoss er immer wieder Tränen um seinen toten Bruder. „Es tut mir unendlich leid.“

Vor Gericht wurde lange darüber diskutiert, ob Rachid F. nicht bestraft genug ist. Doch da er bereits wegen Trunkenheit am Steuer zwei Mal vorbestraft ist, kam für die Staatsanwaltschaft eine Einstellung des Verfahrens nicht in Frage. Die Richterin verurteilte den Todesfahrer am Ende zu elf Monaten auf Bewährung. Außerdem wird der Führerschein für fünf Jahre eingezogen. Doch fahren wird er tatsächlich nie mehr, denn selbst als Beifahrer bricht jedes Mal die Panik aus, wenn er in einem Auto sitzt. BK