Abriss oder Denkmalschutz: WZ-Mobil kommt zum Bilker Bunker

Abriss oder Denkmalschutz? Die Zitterpartie um den Bunker geht weiter. Diskussion am Donnerstag vor Ort um 12 Uhr am WZ-Mobil.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Denkmalschutz oder Abriss? Was wird aus dem markanten Bauklotz an der Aachener-/Ecke Karolingerstraße? Anfang 2013 kaufte die Emscher Wohnbau den Bunker, will ihn jetzt abreißen lassen. Ein fünfgeschossiges Wohnhaus mit 18 Wohnungen und Tiefgarage soll hier nach dem Abriss entstehen. Gegen diese Pläne hat sich die Bürgerinitiative „Bilk pro Bunker“ formiert, die bis heute rund 3000 Unterschriften für den Erhalt sammelte.

Zeitzeugin Helene Struth. Screenshot: Youtube

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Ob und wie die Geschichte des Bunkers weitergeht, ist weiter unklar. Begonnen hat sie am 31. März 1941 mit einem Besuch des Generalfeldmarschalls Erhard Milch in Bilk. Er beschließt damals, einen siebengeschossigen Bunker an genau jener Stelle errichten zu lassen, an der wenige Wochen zuvor, am Abend des 4. Februar 1941, eine einzige Sprengbombe der britischen Luftwaffe das Leben vieler Bilker dramatisch verändert.

Es ist 20.04 Uhr, als die Luftschutzsirenen aufheulen. Eine einzige Sprengbombe der britischen Luftwaffe zerstört das Haus an der Karolingerstraße 78 völlig, das Nachbarhaus Aachener Straße 41 wird schwer beschädigt. Zeitzeugin Helene Struth (90) erinnert sich in einem Interview mit „Bilk pro Bunker“ an die schreckliche Nacht: „Alles hat furchtbar gequalmt, lauter Ruß fiel vom Himmel in den Schnee. Dann die furchtbare Nachricht, dass fast alle Bewohner des Eckhauses ungekommen sind.“ Insgesamt sterben in jener Nacht 35 Menschen.

Bis zu dem verheerenden Angriff betreibt Konditormeister Ernst Felgner im Erdgeschoss des Hauses an der Aachener Straße seine Bäckerei. Im Nebenhaus ist die Metzgerei Kox beheimatet. Im Keller lagert Familie Kox ihren Warenbestand in Kühlräumen.

Die Sprengbombe schlägt bis hierher durch und sorgt dafür, dass das Kühlmittel Ammoniak in den Kühlmaschinen freigesetzt wird. Viele Menschen, die im Keller Schutz suchen, werden nicht unmittelbar durch die Bombe, sondern durch das giftige Gas getötet.

Nach seiner Fertigstellung 1942 finden im Katastrophenfall bis zu 1900 Menschen Schutz im Hochbunker. Schon damals polarisiert er. „Nachdem der Bunker gebaut worden war, kamen die schrecklichen Angriffe. Wenn man drin war, war man froh. Viele hatten Koffer oder Klappstühlchen mit“, erinnert sich Helene Struth. Viele andere Anwohner hingegen meiden ihn aus Angst, im Panikfall nicht mehr entkommen zu können.

Vor Bomben schützen kann der Bunker heute nicht mehr, ist aber ein Mahnmal, das an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert. Allein deswegen dürfe er nicht verschwinden, argumentiert die Initiative „Bilk pro Bunker“. „Der Bunker gehört dahin“, findet auch Helene Struth. Viele Anwohner befürchten derweil bleibende Gebäudeschäden durch den Abriss. Außerdem sei die Belastungsgrenze für Bilker Bürger überschritten.

Die Bezirksvertreter segneten die Investor-Pläne zunächst ab, durch den folgenden Bürger-Protest wird der Denkmalschutz jetzt aber von der Stadtverwaltung geprüft. Sie muss jetzt Farbe bekennen.