Achenbach: Männerfreundschaft und Sündenfall

Helge Achenbach und sein emotionales Geständnis. Die Sammlung sei Albrechts Idee gewesen.

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Düsseldorf. Lange hat sich Helge Achenbach auf den Tag vorbereitet. Mit leicht zitternden Händen liest er die mehrseitige Erklärung vor, mal stehen ihm Tränen in den Augen, einmal muss der Richter die Verhandlung für 20 Minuten unterbrechen.

Sehr emotional schildert der Kunstberater, wie es zu den Geschäften mit dem verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht kam, die Achenbach auf die Anklagebank des Essener Landgerichtes brachten. 2007 hatte man sich bei einem Abendessen kennengelernt. Daraus sei sehr schnell eine „Männerfreundschaft“ geworden. „Wir haben über sehr persönliche Dinge gesprochen“, so Achenbach. Es sei nie angedacht gewesen, dass daraus eine geschäftliche Beziehung werden könne.

Ein Jahr später sei die Initiative von Albrecht ausgegangen. Der habe Geld „frei“ gehabt und sei mit den Zinsen der Banken nicht zufrieden gewesen. Gemeinsam wurde der Aufbau einer Sammlung geplant. Schon beim ersten Ankauf habe sich gezeigt, dass der Kunstgeschmack von Berthold Albrecht und seiner Ehefrau Babette völlig unterschiedlich gewesen sei.

Einen Kokoschka für 950 000 Euro und einen Kirchner für 1,8 Millionen Euro vermittelte Achenbach nach langen Verhandlungen — und er räumte dem Ehepaar ein langfristiges Rückgaberecht ein. Der Kunstberater gestand, dass er seinem Freund hätte sagen müssen, dass die vereinbarte Fünf-Prozent-Provision für dieses Risiko nicht ausreiche: „Das habe ich nicht getan.“

Dafür gelang es Achenbach, die Preise für die beiden Kunstwerke noch herunterzuhandeln. Per Hand fertigte er von der Rechnung eine „Collage“ an, wie der 62-Jährige es nennt: „Diese beiden Geschäfte waren für mich der Sündenfall.“ Danach habe es noch mehrfach „Collagen“ gegeben. Achenbach habe aber immer darauf geachtet, dass er die Kunstwerke an seinen Freund immer unter dem Marktwert weiterverkauft habe.

Als Beispiel nannte er den Picasso. Der sei in Besitz einer Witwe in New York gewesen, die dringend Geld brauchte. Darum sei es gelungen, den Preis für das Bild von sieben auf fünf Millionen Dollar herunterzuhandeln. An Albrecht hatte er den Picasso dann für 5,5 Millionen Euro weitergegeben. Das sei immer noch ein guter Preis gewesen. Ein Jahr später habe ein Galerist zehn Millionen Dollar für den Picasso geboten. Ob sein „Freund Berthold“ davon wusste, dass der Kunstberater mehr als die abgesprochenen fünf Prozent kassierte, ließ Achenbach offen. Teilweise habe er aber — wie bei der Vermittlung von zwei Roy Lichtenstein-Werken — ein Jahr gebraucht, um ein Projekt abzuschließen. Es sei völlig klar gewesen, dass die vereinbarte Provision dafür nicht ausreiche.

Unter Dach und Fach gebracht wurden die Geschäfte oft bei Treffen in Achenbachs Monkey’s-Restaurants. Und ohne Ehefrau Babette: „Albrecht wollte vor seiner Frau nicht über Geld reden.“ Entweder ging sie an der Kö einkaufen, oder die Männer machten die Sache bei einer Zigarette vor der Türe klar.

Dass es Unregelmäßigkeiten bei der Vermittlung von Oldtimern gegeben habe, bestreitet der Kunstberater. Achenbach räumte ein, das Vertrauen der Familie Albrecht missbraucht zu haben. Das tue im leid. Er habe das Geld gebraucht, weil die drei Monkey’s-Restaurants tiefrote Zahlen schrieben.