Konzerte Sofa-Symphonien statt Besuche
Düsseldorf · Das Konzerthaus verlegt seinen klingenden Adventskalender ins Digitale: Live, mitmenschlich, von Herzen musikalisch und persönlich.
Eigentlich wollten die Düsseldorfer Symphoniker in diesem Dezember mit einem „klingenden Adventskalender“ von Tür zu Tür ziehen. Kleine Konzerte im privaten Rahmen geben, in Vorfreude auf die festlichen Tage in schweren, von Corona überschatteten Zeiten. Mit der Botschaft: Wenn ihr nicht zu uns in die Tonhalle kommen könnt, wegen der Beschränkungen oder der Angst, euch anzustecken, dann kommen wir zu euch. Als Geschenk. Ganz intim. Zu jedermanns Freude. Mit dem zweiten Lockdown der Kultur hatten sich diese Pläne erledigt, erzählt Katharina Höhne, die seit einem Jahr in der Tonhalle neben der „altgedienten“ Ariane Stern für Musikvermittlung zuständig ist. Die „Sofa-Symphonien“ sind ihr Kind, ein ziemlich verwegenes, nicht weniger charmantes Ersatzformat für den leibhaftigen Advent-Besuch der DüSys zu Hause. Und das geht so:
Bei den 24 kleinen Konzerten soll es bleiben. Nur das Wohnzimmer, das geht auf digitale Reisen. Es steht – samt namensgebenden Sofa – in der Tonhalle und begibt sich, nach Terminabsprache mit 24 Auserwählten, zu abgesprochenen Terminen live auf Sendung.
Das Format erinnert
eher an Konferenzen
Diese Zusammenkünfte müssten eigentlich besser Konferenz heißen. Denn, so der Plan für technisch ausgerüstete Gäste, es landen nicht nur die Musiker auf irgendeinem Bildschirm im Lande, sondern den Musikern sind live die Zuhörer zugeschaltet und umgekehrt. Zoom (oder so) soll‘s möglich machen. Und notfalls geht das auch per Telefon. Mit dem Videokonferenz-Format jedoch hätte eine Sofa-Symphonie den Charme, dass nicht nur die Oma im Altenheim oder der Vetter aus Dingsda, sondern auch die Tante aus New York oder der Schachverein in Yokohama dabei sein könnten, wenn etwa die Blechfraktion der DüSys ein Weihnachtsmedley schmettert. Oder ein Streichquartett Schubert intoniert. Oder die Geigerin eine Bach-Partita. Oder, oder, oder. Insgesamt rund 40 Orchestermusikerinnen haben sich Termine in der Adventszeit freigehalten, an denen sie auf dem Sofa musizieren können. Geplant sind virtuelle Zusammenkünfte im Format von rund 30 bis 40 Minuten.
„Wir wollen Leute zusammenbringen, die sonst so nicht zusammensein können“, erklärt Frau Höhne die Idee. Es soll eine einzigartige Situation entstehen, mit Plausch bei Tee oder Kaffee und Stollen beispielsweise, natürlich mit live gespielter Musik und ein bisschen Prosa oder Lyrik zum Advent. „Ein ganz privater Moment des Miteinanders, der Mitmenschlichkeit“, sagt sie. Denn trotz aller Technik ist Intimität, Einmaligkeit wesentlicher Teil dieses Formats. Und das selbst dann, wenn die Tonhalle auf ihrer Ausschreibung die Interessenten darum bittet, so ein Konzert nach Absprache medial begleiten zu dürfen. „Wir möchten eben auch gern darauf hinweisen, dass dannunddann irgendwo ein besonderes Konzert stattfindet oder -fand“, sagt Katharina Höhne.
Und damit sind wir bei der anderen, der Zuhörerseite. Denn wer so eine „Sofa-Symphonie“ gewinnen oder verschenken will, muss sich bewerben, bis zum 27. November eine E-Mail schreiben mit seiner Idee: wen er einladen möchte, wen beschenken, wann und warum überhaupt. Und weil wahrscheinlich mehr Anfragen als Termine eintreffen, wird Höhne auswählen müssen. Uhrzeiten absprechen, Fragen nach Technik klären und helfen. Dabei hofft sie auch zu erfahren, welches Weihnachtslied der oder dem Beschenkten besonders am Herzen liegt. Das könnte man bei der Gelegenheit dann auch gleich gemeinsam singen und musizieren.