Ärger: Schriftsteller werden ist teuer

Düsseldorf.Florian (14) hat ein Buch geschrieben. Ein Verlag will es drucken – wenn 3800 Euro bezahlt werden.

Düsseldorf. Florian Hück macht Judo, mag die Fortuna Düsseldorf, ist Messdiener und spielt Gitarre. Daran ist noch nichts ungewöhnlich. Aber: Der 14-Jährige hat bereits sein erstes Buch geschrieben. Der Titel lautet "Alles ganz normal".

Der Düsseldorf-Krimi handelt von einem Jungen namens Lukas, der die Star-Sängerin Jamie-Lee vor einer penetranten und aggressiven Reporterin versteckt. Dabei geht es drunter und drüber. "Das Buch hat ein Happy-End", sagt der Gymnasiast, "aber nicht für jede Figur." Einige Menschen verlieren in dem Krimi ihr Leben.

Florians Mutter, Martina Hück, ist wahrscheinlich sein größter Fan. Weil sie das Werk ihres Sohnemanns richtig gut findet, hat sie das Manuskript an den R. G. Fischer Verlag in Frankfurt geschickt. Man weiß ja nie. Die Antwort kam prompt: Das Buch gefalle dem Verlag "ganz ausgezeichnet", aber da die Finanzmittel fürs Programm verplant seien, müsse die Familie Hück einen Kostenzuschuss beitragen. Eine Verlagsofferte lag dem Schreiben direkt bei.

Das günstigste Angebot liegt bei 3891,30 Euro. Dafür liefert R. G. Fischer 500 gedruckte Exemplare, der Autor muss sie aber selbst an den Mann bringen. Das "Modell 1 A" für satte 8389,50 Euro umfasst die "volle Dienstleistungspalette des Verlags inklusive Werbung und Vertrieb" und eine 30-prozentige Erlösbeteiligung des Autors ab dem ersten verkauften Exemplar. "Ich bin direkt stutzig geworden", sagt Martina Hück am Ärgertelefon der WZ. "Finden die das Buch wirklich gut oder wollen die nur unser Geld?"

Wer auf www.forumromanum.de den Suchbegriff R. G. Fischer eingibt, findet zahlreiche Beiträge von Nachwuchsautoren. Sie haben alle exakt das gleiche Anschreiben bekommen wie Florian. Wer das Geld bezahlt hat, hat damit seine Schriftstellerkarriere wohl kaum voran gebracht.

Der Verband deutscher Schriftsteller warnt auf seiner Internetseite vor solchen Druckkostenzuschussverlagen. Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW sagt: "Diese Verlage verdienen damit richtig Geld und achten deshalb eher nicht auf Qualität."

Fast jeder kriege ein positives Feedback. "Man könnte die Gedichte seiner Großmutter dahin schicken und sie würden schreiben: ’Toll, Sie sind ein Super-Talent, wir verlegen Sie - gegen Geld.’" Seriöse Verlage würden grundsätzlich das Risiko übernehmen und sich um Werbung, Lektorat sowie Vertrieb kümmern.

Verlegerin Rita Fischer von R. G. Fischer gibt zu, dass es durchaus Verlage gäbe, die nur abkassieren wollten. "Aber wir sind seriös", betont sie. Ihr Verlag könne nicht alle Neuerscheinungen finanzieren, weil er die Neuauflagen von vergriffenen Büchern komplett selbst bezahle.

"Und wir verlegen auch nicht alles: Rund die Hälfte der Manuskripte geht mit der Notiz ’Passt nicht ins Programm’ an die Autoren zurück." Dabei handle es sich aber größtenteils um pornographische oder rechtsextreme Texte.

"Die Druckkostenzuschussverlage machen nichts Illegales", sagt Jungclaus. "Aber die Anschreiben sind nicht fair." Sie vermittelten auch weniger talentierten Autoren den Eindruck, als hätten sie echte Chancen. "Die nehmen dann das Geld in die Hand und machen große Augen, wenn sie kein einziges Exemplar verkaufen."

Florian Hück traut dem Braten R. G. Fischer nicht und wird jetzt erst einmal sein Manuskript an ein paar Düsseldorfer Verlage schicken. Der Nachfolge-Krimi "Alles ganz anders" ist schon in Arbeit. Und wenn es mit der Schriftstellerkarriere nichts wird, macht das auch nichts: "Eigentlich will ich ja Architekt werden", sagt er.

Das WZ-Ärgertelefon ist unter 8382-2336 erreichbar.