Bäume, Blumen, gute Luft: „Ich lebe nirgends lieber als hier“

Bei WZ mobil forderten die Bürger mehr als eine Entschuldigung für die Einstufung Garaths als „Ghetto“.

Düsseldorf-Garath. Selten haben ein paar Zeilen so viel Aufregung verursacht, wie das Garather Stadtteilpotrait in dem Heft „Düsseldorf für Kinder“. In manchen Garather Zeitschriftenläden ist es nicht mehr zu bekommen, denn die Händler haben es an den Verlag zurückgeschickt. Alexander Unger, Fußballtrainer für die Bambinis beim Garather Sportverein hat sogar schon rechtliche Schritte überlegt, die Folgen der Negativberichterstattung seine Kinder zu spüren bekämen. Unger sagt: „Bei jedem Spiel in anderen Stadtteilen werden wir jetzt als Ghettokinder bezeichnet. Vor drei Wochen brüllte eine Mutter über den Platz, dass man bei den Garather ,Asis’ nie wieder spielen solle.“

Entsprechend unzufrieden ist er mit der zurückhaltenden Reaktion der offiziellen Politik. „Die Forderung des Oberbürgermeisters, das Heft einzustampfen ist ja schön und gut, aber besser wäre es, den Verlag aufzufordern, als Wiedergutmachung ein Event für die Kinder zu organisieren.“

Denn in einem sind sich bei WZ mobil alle einig: Garath ist alles andere als ein Ghetto, in dem man aus purer Not wohnen bleibe. „Ich wohne seit 1967 an der Neubrandenburger Straße — dort ist es wie im Park. Natürlich ist manches nicht optimal, aber das ist es in anderen Stadtteilen auch nicht“, sagt Ursula Presche. „Ich kenne niemanden, der freiwillig weggezogen ist, Umzüge sind meist durch den Arbeitsplatz bedingt“, glaubt Edith Gillessen-Schneider.

Dabei ist der Wohnraum in Garath heute längst nicht mehr so preiswert wie früher, da die öffentlichen Förderungen ausgelaufen sind. Norbert Brinner wohnt seit 1970 in Garath — mit einer Pferdeweide vor der Haustür. „Wo hat man das sonst?“ „Der Artikel entspricht absolut nicht der Wahrheit, er liest sich so, als würde er aus zusammengestellten Plagiaten bestehen“, sagt Jürgen Bohrmann von den Garather Jonges zusammen.

Die Bewohner kennen die Vorurteile gegenüber Garath. „Ich selbst wollte wegen des schlechten Rufs vor 40 Jahren gar nicht hierhin ziehen. Meine Frau aber hat mich überzeugt, und die Klischees haben sich nicht bestätigt“, sagt Willi Pöstges. Auch Irmi Drawert ärgert sich über die ewige Mäkelei an ihrem Stadtteil. „Es gibt hier natürlich einige Ecken an denen mal ’was gemacht werden könnte, aber welcher Stadtteil hat die nicht“, sagt sie. Vor allem die Grünflächen, da sind sich die Anwohner, tragen zur Lebensqualität bei. „Ich wohne nirgends lieber als hier. Hier gibt es viele Bäume und Pflanzen, Parks. Die Luft ist gut, und überall wachsen Blumen. Randalierer kann man überall in Düsseldorf finden“, sagt Elisabeth Klähn. „Alle, die ich kenne, sind gerne hier“, betont sie. Margret und Gerhard Vogt zum Beispiel. Sie haben auch gleich einen Vorschlag parat: „Wissen die eigentlich, was ein Ghetto ist? Die können gerne mal bei uns vorbeikommen, dann sehen sie wie schön es hier ist.“