Düsseldorf-Reisholz Bahn und Feuerwehr proben Zugunglück

In Reisholz wird ein Güterzug-Unfall simuliert. Wenn etwas passiert, ist immer der Notfallmanager der Bahn vor Ort.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Abgesperrte Gleise, drei einsame Bahnwaggons und drei Dutzend Feuerwehrleute: Die Szenerie am Dienstagvormittag an den Gleisen im Reisholzer Industriegebiet zwischen BASF und IDR wirkt bedrohlich. Tatsächlich ist die Feuerwehr nur zum Training erschienen.

An einem Gefahrgutzug üben die Wehrleute den Ernstfall: Was ist wie zu tun, wenn ein Güterwaggon „leckt“ und giftige Substanzen, etwa Propan, ausströmen? Wie dichtet man am besten ab, wie fängt man umweltschädliche Flüssigkeiten auf? Das ganze Jahr hindurch rollt der Zug zur Gefahrgut-Simulation durch Deutschland und besucht Berufs- und Freiwillige Feuerwehren.

Wenn wirklich etwas passiert, sind die Notfallmanager der Deutschen Bahn der wichtigste Partner der Feuerwehr. Die Bahn verspricht, immer einen in spätestens 30 Minuten vor Ort zur Verfügung zu stellen. Denn Bahnanlagen sind gefährlich und nur die Experten von der Bahn kennen sich auf dem Terrain wirklich gut aus. Thorsten Kloß ist seit neun Jahren Notfallmanager im Bezirk Düsseldorf. In der Regel ist sein Dienst ruhig, aber es gibt eben die Ausnahmen — zum Beispiel den 2. Juli 2013, als auf den Bahngleisen in Derendorf ein Zug mit Propan (Gas) entgleiste (siehe Artikel unten): „Mein größter Einsatz bisher, zum Glück ist da nichts weiter passiert“, sagt Kloß.

Bei „normalen“ Einsätzen führt ihn ein Spezial-Navi in seinem Dienstauto auch zu entlegensten Streckenabschnitten, meist ist einfach nur ein Zug liegen geblieben. Dann muss Kloß entscheiden, ob die Gleise in beide Richtungen zu sperren sind, die Oberleitung abzuschalten ist, ob die Fahrgäste aussteigen dürfen, ob ein Ersatzzug oder Busse bestellt werden. „Die Leute sind bisweilen ungeduldig und wollen raus — ohne die großen Gefahren auf den Gleisen zu kennen.“

Erst letzte Woche kam die Meldung: Spielende Kinder im Abschnitt Reisholz-Benrath, Kloß und die Bundespolizei brachten sie schließlich weg. Leider regelmäßig sind — auch wenn die Bahn darüber nicht gerne redet — Menschen, die sich vor einen Zug werfen, der Einsatzgrund. Kloß spricht von drei Suiziden im Jahr, zu denen er gerufen wird. „Vor meinem ersten Einsatz haben Kollegen mich immer wieder gewarnt: Guck da bloß nicht. Und dann kam ich am Wehrhahn an und musste doch hinschauen“, erinnert er sich. Längst schafft er es, Leid nicht so an sich ranzulassen: „Es geht immer darum: Wie kann ich helfen? Deshalb macht mir die Aufgabe Spaß.“