Bank-Umbau: Zehn Kilo Gold spurlos verschwunden
Trinkaus feuerte Tresor-Aufseherin fristlos. Freitag gab es einen Vergleich.
Düsseldorf. Auf einer großen Baustelle gibt es schon mal Schwund. Wenn ein Privat-Bankhaus wie HSBC Trinkaus an der Königsallee grundrenoviert, ist das nicht anders. Doch dort verschwanden im September gleich zehn Kilo Goldbarren im Wert von rund 300 000 Euro. Das wäre vermutlich ein gut behütetes Geheimnis geblieben, wenn das Unternehmen nicht Mitarbeiterin Sabine S. (43) fristlos gekündigt hätte.
Als Tresoraufsicht sollte sie dafür sorgen, dass die Barren sicher in den Safe kommen, und verstieß gegen die Vorschriften. Freitag wehrte sich die Frau, die seit 20 Jahren beim Unternehmen ist, vor dem Arbeitsgericht gegen die Kündigung — so wurde der Fall bekannt.
Wegen der Bauarbeiten bei Trinkaus herrscht dort offenbar ein ziemliches Durcheinander. Die Lieferung Gold sei „überraschend“ gekommen, so der Rechtsanwalt von Sabine S., die für den Weitertransport der Barren verantwortlich war. Nach den Vorschriften hätte sie einen Kollegen rufen müssen, um die kostbare Fracht dann gemeinsam zum Tresor zu bringen. Doch nach einem Gespräch mit dem Bauleiter, bei dem die Angestellte offenbar abgelenkt wurde, steckte sie das Gold einfach in ihren persönlichen Container, der nicht einmal abschließbar ist.
„Da kriegt man doch schweißnasse Hände“, kommentiert Arbeitsrichter Ralf Bommermann das Geschehen in der Bank und das Verhalten der Angestellten. „Spätestens nachts wäre man dann doch aufgewacht!“ Doch das Gold blieb offenbar einfach im Container — und war dann verschwunden, tauchte bis heute nicht wieder auf.
Die 43-Jährige wurde fristlos entlassen, allerdings hatte der Betriebsrat nur einer fristgerechten Kündigung zugestimmt. Vor dem Arbeitsgericht einigten sich die Parteien jetzt. Die Kündigung von Sabine S. wird erst zum 30. Juni wirksam. Bis dahin ist die Frau freigestellt. Außerdem verzichtet HSBC Trinkaus darauf, Schadensersatzansprüche gegen sie geltend zu machen.
Der Vergleich kann in den nächsten vier Wochen noch widerrufen werden. Dass die Tresoraufseherin selbst etwas mit dem Verschwinden des Goldes zu tun hat, wird übrigens ausgeschlossen. „Gegen die Frau besteht kein Tatverdacht“, erklärte Polizeisprecher Andreas Czogalla. Die Kripo hofft, den rätselhaften „Baustellen-Diebstahl“ bald aufklären zu können: „Es gibt einen Ermittlungsansatz. Mehr können wir im Moment nicht sagen“, so Czogalla.