Bauarbeiten: 2018 beginnt der Umbruch im Düsseldorfer Bahnhofsviertel
In diesem Jahr starten an mehreren Stellen die Bauarbeiten für das, was das Rathaus das „Neue Tor der Stadt“ nennt.
Düsseldorf. Wenn in dieser Stadt jemand sagt, dass sich vor dem Hauptbahnhof jetzt aber mal endlich etwas tun muss, dann zuckt der erfahrene Düsseldorfer kaum noch. Zu oft schon gab es Visionen und Wettbewerbe für „die Visitenkarte“ oder „das Tor“ der Stadt — und am Ende änderte sich wenig bis nichts. Zu Beginn dieses Jahres aber scheint die Situation eine andere zu sein. Für 2018 sind so viele Baustarts rund um den Hauptbahnhof geplant, dass am Ende tatsächlich ein Umbruch für das Viertel dabei herauskommen müsste. Die Projekte im Überblick:
Die größte Anziehungskraft am Konrad-Adenauer-Platz wird in etwa drei Jahren die Haus ummer 1 haben. Die Post zieht dort bald aus, dann beginnt der Umbau, an dessen Ende (voraussichtlich 2021) ein mittleres Kulturzentrum steht. Darin findet die Stadtbücherei ihr neues Zuhause, sie bezieht gut die Hälfte der insgesamt 25 000 Quadratmeter. Außerdem wird das Forum Freies Theater (FFT) eine neue Spielstätte plus Proberäume erhalten, das Theatermuseum soll dort angesiedelt werden, Heine-Institut, Stadtmuseum und das benachbarte Stadtarchiv erhalten Flächen, auf denen sie Teile ihrer Sammlungen unterbringen können. Die Stadt wird Mieter und zahlt mehr als vier Millionen Euro pro Jahr an den Eigentümer. Beim Umbau übernimmt sie den Innenausbau und geht aktuell von weiteren Ausgaben in Höhe von neun Millionen Euro aus. Um diese Lösung war lange politisch gerungen worden, komplett glücklich sind Kulturpolitiker und Freunde des Theatermuseums nicht damit.
Zwischen Stresemann- und Worringer Platz, parallel zum Hauptbahnhof, entsteht eine Achse für Radfahrer. Start der Arbeiten am neuen Radweg soll Anfang dieses Jahres sein, deren Dauer wird auf 18 Monate geschätzt. Die Gesamtkosten liegen bei rund drei Millionen Euro, darin enthalten sind aber auch rund 1,3 Millionen Euro für die Karl- und die Worringer Straße. Sie erhalten während des Umbaus einen neuen Asphalt. Diese Ausgaben finanziert die Stadt über die „Stellplatzablöse“. Entwickler von Immobilienprojekten müssen Geld zahlen, wenn sie nicht die erforderliche Zahl an Parkplätzen für die neuen Bewohner schaffen können.
Bisher nehmen viele Radfahrer Nebenstraßen, wenn sie zwischen Friedrichstadt und Flingern unterwegs sind, weil es auf der Karlstraße keine Spur für sie gibt, wohl aber bis zu sieben Fahrstreifen für Autos, Lkw und Busse.
Viele Nutzer der neuen Bibliothek und des neuen Radwegs werden von der Rückseite des Hauptbahnhofs kommen. Dort, in der Nähe von Tanzhaus und Capitol, wird eines der größten Wohnprojekte der nächsten Jahre Wirklichkeit. Rund 1000 Einheiten plant der Investor Catella und nimmt dafür 500 Millionen Euro in die Hand. Zielgruppe ist der Mittelstand, der das komplette Spektrum von frei finanzierten, preisgedämpften und öffentlich geförderten Wohnungen vorfindet. Viele davon liegen in den drei Türmen, die das Grand Central prägen werden. Dazwischen gibt es auch so genannte Townhouses für Familien einschließlich Kita. Es wächst ein neues Viertel mit neuen Bewohnern, die das Areal rund um den Hauptbahnhof ähnlich verändern wie die Bauten auf der Vorderseite.
Hotels Harkortstraße Auf dem Parkplatz neben dem Hauptbahnhof steht ein großes Schild, das erklärt, was dort in Blickrichtung Harkortstraße bald passiert. Drei neue Hotels oder 700 zusätzliche Betten entstehen ab diesem Jahr. Die Ketten Adina, Hampton by Hilton und Premier Inn werden dort mit ihren Konzepten vertreten sein: Adina wendet sich an Menschen, die länger in der Stadt sind und deshalb auch eine Küchenecke im Zimmer brauchen. Hampton geht in das Segment der Touristen und Geschäftsreisenden, die etwas höhere Rechnungen verkraften, Premier Inn setzt nach eigenen Angaben auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Fläche zwischen Hinterausgang des Hauptbahnhofs und der heutigen Zentralbibliothek schaffte es lange locker in jede Top Ten der schangeligsten Plätze Düsseldorfs. Das Gegenprogramm startete im Oktober und sah und sieht vor, dass Dächer, Wände und Böden gesäubert werden und eine anständige Menge Licht eingesetzt wird. Der Verwandlung zweiter Teil vollzieht sich, wenn der Animationskünstler Manuel Graf den Bertha-von-Suttner-Platz zu einem Ort aus tausendundeiner Nacht macht.
Es gibt unter den beiden Eisenbahnbrücken rechts und links des Hauptbahnhofs zwar Fußwege, viel oder gar gerne werden diese aber nicht benutzt. An der Ellerstraße gibt es zumindest noch Street-Art zu bewundern — das war es dann aber auch in puncto Aufenthaltsqualität. Das hat die Stadtspitze inzwischen erkannt und plant, in den Unterführungen für besseres Licht zu sorgen und die Gestaltung anzugehen. Das ist auch entscheidend, um die Rückseite des Hauptbahnhofs mit dem neuen Tor der Stadt zu verknüpfen, wenn es denn fertig ist.