NRW Nach dem Lockdown kommt die Baustelle

Stadtmitte · 15 Monate hatte Eiscafé-Besitzer Roberto Tomasella kaum Einnahmen. Seine Terrassensaison muss er jetzt auch abschreiben.

Roberto Tomasella an der Baustelle, wo normalerweise bis zu 75 Gäste auf seiner Terrasse Platz finden.

Foto: Marc Ingel

(arc) Seit 1977 betreibt Roberto Tomasella das Eiscafé Stefan Da Roberto an der Worringer Straße, und seitdem hat er schon so einiges erlebt – nicht immer Schönes. Denn der Standort seiner Gelateria direkt gegenüber des verrufenen Worringer Platzes ist nicht unbedingt ideal. Aber der 65-Jährige hat sich seinen Idealismus nicht nehmen lassen – nicht einmal durch Corona. „Aber das jetzt, das ist mein Todesstoß“, sagt er.

Denn nach 15 Monaten Pandemie und keinen nennenswerten Einnahme fieberte der Gastronom nun dem nahenden Ende des Lockdowns entgegen und hoffte ganz auf die Terrassensaison. Doch Ende April kam dann die Hiobsbotschaft: Die Stadt kündigte den letzten Bauabschnitt des Radweg-Lückenschlusses Karlstraße/Worringer Straße an – und die am Montag gestarteten Bauarbeiten schließen auch jenen Vorplatz des Eiscafés ein, auf dem Tomasella unter normalen Umständen bis zu 75 Terrassenplätze anbieten kann. Bis Ende August geht nun gar nichts mehr. „Das bedeutet für mich den Genickbruch, das ist existenzbedrohend, jetzt kann ich wohl einpacken“, sagt Tomasella.

Was er nicht versteht: „Die Pläne für den Ausbau des Radweges gibt es schon seit sieben, acht Jahren. Warum müssen die ausgerechnet jetzt umgesetzt werden? Warum hätte die Stadt nicht wenigstens im Spätherbst damit beginnen können?“, fragt er verzweifelt. Außerdem habe er in Erfahrung bringen können, dass die Stadt den Auftrag an die Firma Eurovia vergeben hat, die aber wiederum einen Subunternehmer einschaltete. „Und jetzt sind auch noch zusätzlich Probleme aufgetaucht, von denen die gar nichts wissen konnten: Leitungen der Telekom und eine Abwasserrohr müssen verlegt sowie eine Ampel versetzt werden. Das dauert doch bestimmt jetzt noch alles viel länger“, sagt der Italiener betrübt.

Immerhin: Roberto Tomasella erfährt von vielen Seiten Solidarität – der ISG Worringer Platz, CDU-Lokalpolitikern von Sabine Schmidt bis Josef Hinkel, auch der Kontakt zu dem Bauunternehmen vor Ort sei in Ordnung. „Der gute Wille ist da“, sagt Tomasella. Nur etwas ändern an dem Status quo, das können sie alle auch nicht. Über den Kontakt zu dem Gastro-Vermittler Markus Eirund hofft der 65-Jährige nun, Überbrückungshilfe III beantragen zu können. „Ansonsten kann nur helfen, dass die Arbeiten einfach so schnell wie möglich über die Bühne gebracht werden“, sagt Missagh Ghasemi, der für die CDU in der Bezirksvertretung 1 sitzt.

Auf Anfrage sah sich die Stadt bis gestern Abend zu einer detaillierten Stellungnahme nicht in der Lage, ein Sprecher verweist jedoch auf das große Ganze.