Kreativ Bei Eigenlob wird jeder zum Keramik-Künstler

Düsseldorf · Im Laden von Regula Velte können Teller, Tassen, Dosen, Kannen und Schalen individuell bemalt werden.

Regula Velte hinter ihrer Theke in ihrem Laden Eigenlob an der Hüttenstraße.

Foto: Carolin Scholz

Stolz wie Oskar haben wohl schon viele Menschen den Laden von Regula Velte verlassen. Denn dort gibt es nicht einfach bunte Keramik zu kaufen, hier bemalt der Kunde Tassen, Kannen und Teller selbst. Ihre eigene Chefin zu werden, war ursprünglich nicht ihr Plan. Doch heute möchte die Inhaberin die selbstständige Arbeit nicht mehr missen.

Zu ihrem eigenen Geschäft kam Regula Velte eher über Umstände, wie sie erzählt. „Keramik bemalen habe ich in Österreich kennengelernt“, sagt sie. Plötzlich seien ihr die gemalten Stücke überall aufgefallen. Als dann ein Bekannter ihr berichtet habe, dass er seinen Laden am Fürstenplatz verlassen werde, ergab sich für die gelernte Einzelhandelskauffrau die Gelegenheit. Das war vor 13 Jahren. Seitdem kann man bei ihr kreativ werden.

Und das geht so. Wer in den Laden kommt, sich ein bisschen Zeit genommen hat, sucht sich zuerst ein Stück aus, dass bemalt werden soll. Etwa 300 gibt es. Teller, Tassen, Schalen, Zuckerdosen, Teekannen – die Auswahl ist groß. An einem der Tische kann man dann Platz nehmen und bei einer Tasse Kaffee loslegen.

Dazu gibt es jede Menge Material und Tipps von den Expertinnen. Eine große Palette Farben steht bereit, außerdem Pinsel, Stempel und allerlei andere Utensilien, mit denen sich Farbe auf die Keramik bringen lässt.

„Manche haben schon eine Vorstellung, was sie wollen. Anderen erklären wir einfach die verschiedenen Techniken“, sagt Regula Velte. Zum Beispiel kann man auch mit farbigen Seifenblasen arbeiten. Verschiedene Bereiche abkleben und so ein Muster gestalten. Oder kleine und große Punkte mit einer Flasche auftragen. „Mit einfachen Mittelchen kriegt so jeder etwas Schönes hin“, sagt Regula Velte. Wer sich nicht direkt an sein Keramikstück traut, kann auch auf kleinen Fliesen probieren.

Besonders beliebt ist das Angebot auch bei Gruppen. Da kommen Junggesellinnenabschiede, Kinder- oder Erwachsenengeburtstage, Schulklassen oder Firmen, die ein Teamevent organisieren. Denn beim Malen lässt es sich auch gut quatschen – aber auch schweigen und entspannen.

Weil aber der alte Laden am Fürstenplatz nur Raum für etwa 15 Personen hatte, zog Regula Velte vor vier Jahren mit Keramik und Öfen an die Hüttenstraße um. „Ich dachte erst, der Raum ist vielleicht ein bisschen groß“, erinnert sie sich, „aber als ich hereinkam, konnte ich mir alles genau vorstellen.“ Die hellen Fenster, der Platz für die Werkstatt - und hier falle der Laden auch mehr Leuten auf, als vorher.

Doch sie lebt nicht nur von Neuentdeckern. Auch ein paar Stammkunden hat „Eigenlob“, welche, die fast jede Woche kommen und beim Malen Ruhe suchen. Wieder andere begleiten die Inhaberin schon über eine längere Zeit. „Da sind welche, die haben Baby-Fußabdrücke hier gemacht und die feiern jetzt den Kindergeburtstag dieser Babys hier.“ Die sind natürlich keine Babys mehr, sondern Schulkinder.

Dass sie einmal ihr eigenes Geschäft aufmachen würde, dass hatte Regula Velte vorher nicht geplant. „Das kam einfach zu mir.“ Wenn sie vorher alles gewusst hätte, was das Inhaberin-Sein mit sich bringt, hätte sie vielleicht zu viel Angst gehabt. Immerhin gebe es heute viele Läden, die sich nicht halten können und bald wieder schließen. Auch mache sie der Laden vielleicht nicht steinreich. „Da gehört viel Leidenschaft dazu.“

Heute findet sie diese freie und selbstständige Arbeit einfach nur herrlich. Und auch wenn abends die Kasse vielleicht auch mal nicht prall gefüllt sei – immer wieder kommen die Leute, wenn sie ihre gebrannten Stücke abholen und bedanken sich für den entspannten Nachmittag und die tolle Erinnerung. Und das sei dann am Ende einfach mehr wert.