Brudermord: Täter hatte eine „leicht depressive Verstimmung“

Psychologe stellte zudem einen Hang zur Computerspiel-Sucht fest. Am Montag sagten Mitschüler und Lehrer aus.

Düsseldorf. Eine „leicht depressive Verstimmung“ hatte ein Psychologe dem 16-jährigen Masud (Name geändert) attestiert. Dass der Gymnasiast kurz danach ausrasten und seinen vier Jahre jüngeren Bruder umbringen würde, ahnte er nicht. Mitschüler, sein Vertrauenslehrer und eine Polizistin sagten am Montag in dem Prozess vor dem Landgericht aus.

Wie der Pädagoge erklärte, sei Masud in seiner alten Klasse sehr beliebt, aber unauffällig gewesen. Nach dem Selbstmord seines Vaters habe er ein Jahr wiederholen müssen. Gleich am ersten Tag sei er nicht zur Schule gekommen. Wie der Vertrauenslehrer berichtete, habe der heute 17-Jährige unter seinen neuen Mitschülern keinen Anschluss gefunden — und ihn später dann wohl auch nicht mehr gesucht.

Das habe ihm leid getan, denn der Schüler hätte das Gymnasium von seinen Fähigkeiten her problemlos schaffen können.

Vor Gericht hatte die Mutter von Masud zur Tat nichts sagen wollen, um ihren Sohn nicht zu belasten. Am Montag schilderte eine Polizeibeamtin, was die 51-Jährige kurz nach der Tat erzählt hatte. Masud hatte versucht, auch seine Mutter zu töten und soll dabei mehrfach gerufen haben: „Stirb endlich“.

Außerdem habe er gesagt: „Ich tue das nicht, weil ich dich hasse, sondern weil ich dich liebe.“ Erst als die 51-Jährige zusagte, dass sie ihm bei der Flucht in die Türkei helfen werde, konnte sie sich losreißen und entkommen.

Zuvor hatte sie ihren Sohn überreden können, einen Psychologen aufzusuchen. Der erklärte, Masud habe wesentlich aufgeschlossener gewirkt, wenn seine Mutter nicht anwesend war. Sie wollte aber bei den Gesprächen unbedingt dabei sein.

Neben seiner depressiven Verstimmung hatte der Psychologe einen Hang zur Computerspiel-Sucht festgestellt. Vor der schrecklichen Tat schloss sich Masud drei Wochen lang in seinem Zimmer ein.