Can you help me, Düsseldorf?

Können die Einwohner der Landeshauptstadt Touristen helfen, die nur Englisch sprechen? Ein Vokabel-Test am Rhein.

Düsseldorf. Seine drei Wochen Urlaub hat Christian Prado (25) in Deutschland verbracht. Genauer gesagt hat es den Mediziner aus Mexiko nach Düsseldorf verschlagen. So wie rund 3,6 Millionen andere Touristen, die 2010 in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens übernachteten.

Deutsch spricht Prado zwar nicht, aber mit Englisch sollte er doch gut über die Runden kommen — dachte er sich vorher. „Ganz so einfach ist es aber nicht“, sagt er. „Ich glaube, die meisten Deutschen trauen sich gar nicht, mit Fremden Englisch zu reden — obwohl sie es doch alle in der Schule gelernt haben.“

Unsere Zeitung wollte wissen, ob das wirklich so ist — und bittet Düsseldorf zum Vokabeltest. Wie weit kommt ein Tourist ohne Deutschkenntnisse? Und sind die Düsseldorfer tatsächlich so wenig polyglott? Unser Volontär hat die Probe aufs Exempel gemacht und nachgefragt, wie er zum Aquazoo, in die Altstadt und zu Schloss Benrath kommt — auf Englisch. Of course.

Erste Hürde: Wie geht’s vom Hauptbahnhof zur Touristeninformation. „Do you speak english?“ Zögerlich antwortet der Service-Mitarbeiter der Bahn. „Yes, a little bit.“ Es reicht aus, um den Weg zur Info zu finden.

Für die junge Frau am Schalter sind Gäste aus der Fremde hingegen Routine. Englisch? Kein Problem. Sie nimmt einen Stadtplan und erklärt den Fußweg zum Rhein, die Strecken nach Benrath und zum Aquazoo. Mit dem Plan bewaffnet kann es losgehen.

Am Hauptbahnhof antwortet eine Frau in gutem Englisch, muss nur ab und zu nach einem Wort suchen. Auf der Karte erklärt die Ortskundige den Weg zum Rheinufer. Wie lange wird’s dauern? Sie schätzt den Weg auf zwanzig Minuten oder eine halbe Stunde. Was gibt es am Rhein zu sehen? Die Düsseldorferin empfiehlt den Süd-Weg: Rheinturm, Medienhafen. „And there is the Landtag.“

Mit diesen Infos kann wohl jeder Tourist entspannt zum Ufer spazieren. Von dort aus soll es dann nach Benrath gehen. Ein älteres Ehepaar bleibt stehen. „Schloss Benrath? Oh . . .“ Sie grinsen, deuten gen Süden. Es sei weit weg. Und der Weg? Mit dem Schiff?, fragt die Frau. Vielleicht mit dem Zug? Sie wissen es nicht genau, da sie aus Wuppertal kommen. Die Suche geht weiter.

„Excuse me, do you speak english?“ Eine ältere Frau wendet ihren Blick vom Fluss ab. „A little bit.“ Ein bisschen. Auf die Frage nach dem Schloss antwortet sie in einer Mischung aus Englisch und Deutsch. Vermutlich kein guter Weg zum Laufen, oder? „No, no“, sagt sie und zeigt Richtung Altstadt. „Da her, to the steps.“ Die Frau nennt die Bahnlinie. „Es steht oben dran“, sagt sie und stellt mit ihrer Gestik die Anzeige an der Bahn dar. „Bis ,Benrath’.“

Last but not least: Der Aquazoo. Viele Passanten schwächeln, aber eine Kellnerin am Rheinufer beweist, wie sie sich auskennt. Sie schreibt den Namen der richtigen Haltestelle auf einen Zettel, die richtige U-Bahn-Linie kennt sie auch. Ihr Englisch ist verständlich. Ist die Arena das Fußballstadion?“ „Yes.“

Nun geht’s zur Haltestelle. Zwei Abiturientinnen erklären den Weg zur Heinrich-Heine-Allee — und liefern im besten Oxford-Englisch auch noch die Erklärung, wer Heine war. „A poet, an author.“ Ein Dichter, ein Schreiber. Die Uni sei nach ihm benannt und er wurde in Düsseldorf geboren. So kann der Tourist zum Aquazoo gehen, sogar mit neuem Wissen im Gepäck. Fazit: Düsseldorf traut sich doch, Englisch zu sprechen.