Christoph Rocholl: Der Patenonkel vom Costa-Rica-Star

Der Düsseldorfer Christoph Rocholl arbeitete lange als Trainer in Costa Rica — und hat bis heute beste Kontakte in das kleine Land.

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Düsseldorf. 1986 kam der Düsseldorfer Sportwissenschaftler und Trainer Christoph Rocholl zur universitären Sportlehrerausbildung nach Costa Rica. Später arbeitete der heute 65-Jährige für den Fußballverband des Landes und baute dort die Jugendarbeit auf. Danach wechselte er nach Honduras, wo er aktuell unter anderem für die Jugendnationalteams und die Trainerausbildung zuständig ist. Bei der WM in Brasilien hat der gebürtige Düsseldorfer die Beobachtung der Schweiz als Gegner von Honduras in der Gruppenphase übernommen.

Christoph Rocholl kennt viele Nationalspieler noch aus Jugendzeiten. Foto: privat

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Herr Rocholl, Sie haben am Sonntag das Spiel gegen Griechenland vor Ort in Costa Rica verfolgt. Wie war dort die Stimmung?

Celso Borges ist der Patensohn des Düsseldorfer Trainers. Foto: dpa

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Christoph Rocholl: Einfach unglaublich. Das hat sich beim Public Viewing in der Gruppenphase immer mehr gesteigert und am Sonntag seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Im Land liegt bei den Spielen alles brach. Der Staatspräsident hat den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst freigegeben — obwohl die Spiele anders als hier nicht am Abend, sondern mitten am Tag laufen.

Welche Bedeutung hat das Erreichen des Viertelfinales für ein Land wie Costa Rica?

Rocholl: Das kann man gar nicht ermessen. Als Costa Rica 1990 bei der WM in Italien das Achtelfinale erreicht hatte, war das schon das Non plus ultra. Das kam sogar als Film in die Kinos. Jetzt wurde das mit dem Viertelfinale noch mal übertroffen. Fußball ist der Sport in Costa Rica und bestimmt den Alltag genauso wie die Politik.

Kennen Sie aus Ihrer Arbeit im Jugendbereich noch Spieler, die bei der WM jetzt auf dem Platz stehen?

Rocholl: Ja, Bryan Ruiz und Michael Umana, der am Sonntag den letzten Elfer verwandelt hat, kenne ich noch aus den Jugendnationalmannschaften. Celso Borges ist mein Patensohn, sein Vater war früherer Nationaltrainer von Costa Rica. Außerdem habe ich einen guten Kontakt zum Coach Jorge Luis Pinto und zu dessen Assistenten Luis Marín. Der ist mit 128 Spielen Rekordnationalspieler Costa Ricas.

Honduras ist inzwischen ausgeschieden, Costa Rica siegt weiter. Wo liegt der Unterschied zwischen den Teams?

Rocholl: Honduras ist derzeit leider von der Form aus 2010 in Südafrika weit entfernt. Costa Rica profitiert von der Erfahrung, die seine Legionäre bei internationalen Topclubs sammeln. Ich befürchte allerdings, beim Spiel gegen die Niederlande ist für Costa Rica Schluss. Das Spiel vom Sonntag hat das Team enorm viel Kraft gekostet.

Wo werden Sie sich das Spiel anschauen?

Rocholl: Bei meiner Tochter Nina in Düsseldorf, wo ich gerade meinen im März geboren Enkel besuche. Ich war eine Woche vor Ort in Brasilien und bin jetzt über Honduras und Costa Rica in der Nacht zu gestern hierher geflogen. Aus London kommt mein Sohn Marius am Wochenende. Er und meine Tochter sind in Costa Rica aufgewachsen und echte Costa-Rica-Fans bei der Weltmeisterschaft.

Wie sehen Sie die Chancen des deutschen Teams?

Rocholl: Deutschland ist seit jeher eine Turniermannschaft, die sich im Laufe des Turniers immer weiter steigern kann. Sobald sie aber gegen Frankreich im Viertelfinale antreten müssen, wird es sehr schwer für Löws Spieler.