Comeback der Weihnachtskarte
Im Düsseldorfer Briefverteilzentrum werden jetzt täglich bis zu 4,5 Millionen Sendungen verschickt.
Düsseldorf. Disko-Post nennen die Mitarbeiter des Düsseldorfer Briefzentrums Briefe und Postkarten, die bunt bemalt oder mit netten Stickern beklebt werden — und damit kaum zu lesen für Mensch und Maschine sind.
„Im Codierfeld hätten wir gerne keine gemalten Tannenbäume stehen“, wünscht sich deshalb Abteilungsleiter Wilfried Mooren anlässlich von Millionen Weihnachtswünschen, die in den nächsten Wochen dort verteilt werden.
Bis zu 4,5 Millionen Sendungen aus 2758 Briefkästen in der Region werden in den kommenden Wochen an Spitzentagen in dem riesigen Betrieb im Langenfelder Gewerbegebiet nahe Hellerhof auf den Weg gebracht. Sonst sind es durchschnittlich zwei Millionen.
Weihnachtsgrüße per Karte oder Brief haben dann Hochkonjunktur. „Die Postkarte ist persönlicher als eine Mail, in der ein animiertes Rentier durch das Feld huscht“, glaubt Mooren. Auch Geschäftsleitungen hätten erkannt, dass der klassische Gruß per Post nachhaltiger sei.
„Die Firmen schicken wieder Weihnachtskarten. Das hat spürbar zugenommen.“ Allerdings merke auch die Post, dass in vielen Unternehmen der Gürtel enger geschnallt wird: „Früher waren die Sendungen mit den Weihnachtsgeschenken dicker.“ Dafür seien es heute zumeist Kalender — für den Tisch oder auch im DIN-A2-Format.
Auch Kurzentschlossene könnten damit rechnen, dass ihre frohen Wünsche rechtzeitig ankommen: „55-Cent-Sendungen sind definitiv am nächsten Tag beim Empfänger“, verspricht Mooren.
Während die Zeit der privaten Grüße noch anstehe, seien die Werbebotschaften für den Konsum zum Heiligen Fest bereits verschickt. „Das Weihnachtsgeschäft beginnt bereits nach den großen Ferien. Den Höhepunkt haben wir schon überschritten“, sagt Mooren.
Über das gesamte Jahr betrachtet, haben die Briefzustellungen durch das Internet allerdings verloren. Dafür haben die Paketzustellungen zugenommen. Onlinedienste wie Amazon oder Zalando machen es möglich. 17 Prozent plus betrage das Paket-Plus bei der Post bereits im ersten Halbjahr.
1000 Mitarbeiter hatte das Briefzentrum in Hochzeiten. „Heute haben wir nur noch halb so viel Personal“, sagt Niederlassungsleiter Werner Berghüser. Auf die Straße gesetzt worden sei für modernste und zuverlässigste Technik allerdings niemand. Sogar die Gangfolge der Briefzusteller, in welcher Straße sie zuerst den Brief einwerfen müssen, bestimmten Maschinen.
„Aus wirtschaftlichen Gründen“, sagt Mooren. Eins jedoch können die Maschinen noch nicht. Sendungen zustellen, bei denen die Postleitzahl nicht vorhanden ist, oder bei denen andere wichtige Beschriftungen vergessen wurden. Dafür sorgen die „Postdetektive“ — ein Team aus sechs zum Teil behinderten Mitarbeitern, die in der Nachforschungsstelle arbeiten.