Kunst Die Kunstsammlung Düsseldorf zeigt ihre Schätze

Düsseldorf · Die Klassiker gehen in K20 ein Rendezvous mit der außereuropäischen Kunst ein, die neu hinzugekommen ist.

„Knüppelschläge“ nennt der Ägypter Mayo sein Gemälde von 1937, das die Kunstsammlung nach ihrer ägyptischen Surrealistenschau nun in der Dauerausstellung zeigen kann. Es fügt sich gut zu den europäischen Surrealisten.

Foto: Kunstsammlung

Der Trubel mit der Ai Weiwei-Ausstellung, die 230000 Besucher in die Kunstsammlung brachte, ist vorüber. Direktorin Susanne Gaensheimer ist glücklich. Die hohen Einnahmen durch die Eintrittsgelder tragen dazu bei, dass die Finanzierung der teuren Schau gesichert ist. Wie erleichtert führt sie nun durch die ständige Sammlung, die neu gehängt ist und deren Werke sehr sensibel aufeinander bezogen sind. Gleichzeitig präsentiert sie die vielen Neuerwerbungen, zu denen auch die Freunde der Kunstsammlung beigetragen haben.

Der Holzfußboden ist abgezogen und frisch gekalkt, die Wände sind gestrichen. So erhalten die Meisterwerke von Picasso bis Warhol und Sieverding ihren perfekten Auftritt. „Ich liebe diese Sammlung“, sagt Gaensheimer. Sie startet mit Paul Klee, dessen Ankäufe einst den Grundstock der Landesgalerie bedeuteten. Wie Kleinode hängen die Gemälde nebeneinander. Viel Platz ist frei gelassen, damit sie atmen können.

Klassische Moderne im Dialog mit einer Künstlerin aus Beirut

Der Rundgang führt zu den frühen Landschaften von Braque und Matisse, dazwischen sind die ersten Beispiele außereuropäischer Kunst zu entdecken. Die kleinen Abstraktionen von Etel Adnan, Jg. 1925, einer Künstlerin aus Beirut, die in Paris lebt, passen gut zu den Impressionisten.

Die Museumschefin sorgt für Überraschungen. Da sind etwa zwei Holz-Büsten von Kader Attia, einem Franzosen algerischer Abstammung. Majestätisch, beherrschend und grausam schauen die Köpfe auf den hohen rostigen Stahlständern in den Raum. Sie weisen auf eine schreckliche Zeit zurück, denn der Künstler nahm als Vorbilder Fotografien verwundeter Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, die mit zerschossenem Gesicht durch die Städte liefen, als Mahnwachen gleichsam. Diese Fotos ließ er von afrikanischen Bildhauern in hartem Holz schlagen, schneiden und schnitzen. Nun treten die Geschundenen in einen imaginären Dialog mit den Bildern von Picasso, der sich einst von afrikanischen Skulpturen in seiner dekonstruktivistischen Kunst inspirieren ließ.

Hassan El-Telmisanis Bild von 1946 wurde über die Freunde der Kunstsammlung erworben und hängt als Dauerleihgabe in K20.

Foto: Kunstsammlung

„Knüppelschläge“, das kolossale Bild aus der ägyptischen Surrealistenschau des Hauses, bleibt in Düsseldorf. Es enthält eine köstliche Szene sich fetzender, abstrahierter Figuren in himmlischen Farben. Das Bild bereichert die Sammlung ebenso wie das surreale Bild des Ägypters Hassan El-Telmisani mit der hockenden Frau, deren Gesicht durch eine Uhr mit Stunden- und Minutenzeiger ersetzt ist und deren nackte Beine verlockend aus einem Schleier hervorschauen.

Die Ausstellung ist nicht chronologisch gehängt, es geht vielmehr um inhaltliche und stilistische Parallelen. So rücken etwa die „Liegende Figur“ von Francis Bacon und die „Sitzende Annette“ von Alberto Giacometti nebeneinander, waren die Künstler doch befreundet und hatten ähnliche Vorstellungen von Figuren in einem umgrenzten Raum.

Imi Knoebel kann aufatmen. Sein Genter Raum ist in den ursprünglichen Maßen wieder hergestellt. Gaensheimer ließ eine genau passende Kammer mit Oberlicht bauen, so dass die 440 lackierten Holzteile wie ein Triumph der Malerei wirken. Das Tageslicht von oben sorgt dafür, dass die farbigen Lackplatten je nach dem Stand der Sonne strahlen und reflektieren.

Knoebel muss so beglückt über seinen Raum gewesen sein, dass er mit seinen Leihgaben eine wunderbare Palermo-Ecke ermöglicht. Der viel zu früh verstorbene „Blinky“ ist nun u. a. mit dem ersten Gemälde vertreten, auf dem er Quadrate durch einen himmlischen Untergrund segeln lässt.

Wie ein Pfeil schießt die Arbeit von Genzken durch den Raum

Auch Katharina Fritsch kann sich freuen, denn ihre Dreiergruppe mit Mönch, Doktor (Tod) und Händler ist wieder da, nach einer Absenz von über 15 Jahren, in denen die Restaurierung auf sich warten ließ. Die Gruppe wird begleitet von den „Acht Bildern in acht Farben“, die mit ihrem metallischen Glanz den Raum zum Leuchten bringen.

In der Nachbarschaft sorgt Isa Genzkens „Blau-grün-gelbes Elipsoid Jama“ für Furore. Es handelt sich um eine frühe Arbeit von 1981, die noch in der Kunstakademie geschliffen und gefärbt wurde. Wie ein schmales, abstrahiertes Rennboot schießt das Objekt durch den Raum. Im Wettstreit mit der Tate in London entschied sich die Künstlerin, diese Arbeit nach Düsseldorf zu geben.