Das letzte Stückchen Subkultur gibt’s auf dem Schlachthof
Auf dem Schlachthof-Gelände an der Rather Straße trifft sich die Szene. Nun hat sie mit dem Koyote auch einen eigenen Club.
Düsseldorf. Einst war das Zakk in der Nachbarschaft der Hausbesetzer-Szene an der Kiefernstraße das Zentrum der Subkultur. Doch in dem mit Steuergeldern geförderten und politisch korrekten Zentrum ist es mit dem Charme des Anarchismus’ nicht mehr weit her.
Aber es gibt ihn noch, den letzten Rest Subkultur. Der hat sein neues Zuhause auf dem Schlachthof-Gelände an der Rather Straße gefunden. Bislang am Rande der Legalität. Nun hat Roger Erdmenger dort mit dem Koyote Music Support einen Club eröffnet, ganz offiziell, für ganz normale Besucher, die Kultur abseits der eingefahrenen Routen erleben möchten.
Vor 15 Jahren entstanden an der Rather Straße die ersten Proberäume. Noch heute ist "der dicke Horst" Legende, der sich um die Bands kümmerte und in einem ehemaligen Lagerhaus die ersten Konzerte organisierte. Nach seinem Tod wurde der Kulturverein Schlachthof gegründet, der inzwischen 60 Mitglieder hat.
Schnell sprach es sich in der Musikszene herum, dass dort mittwochs bis sonntags Sessions gespielt werden, wo jeder auf die Bühne darf, der möchte.
Offiziell öffnet der Kulturverein nur für Mitglieder und Gäste. "Aber eine Gitarre, ein Keyboard oder Schlagzeugstöcke gehen als Eintrittskarte durch", so Willi Kroes, der zweite Vorsitzende. Szene-Größen wie Bassist Ufo Walter, Gitarren-Virtuose Pierre Wrobbel, Saxofonist Jürgen Eminger oder auch mal Ricky Shayne mit seinen Söhnen trifft man im Kulturschlachthof an.
An schlechten Tagen kann der Besucher auch mal Pech haben und Musikanten erleben, die bei der Session mit "Sweet home Chicago" die Grenzen ihrer Fähigkeiten erreicht haben. "Es ist nicht immer ein Genuss", weiß Kroes. Aber das gehört bei einer offenen Bühne halt dazu.
Wo das Programm im Kulturschlachthof aufhört, geht es bei Roger Erdmenger weiter. "Bei uns spielen die Bands, die schon etwas können und einen Namen haben", erläutert der 50-Jährige sein Konzept. Musikalische Grenzen gibt es in seinem Koyote-Club nicht. Vom Punk bis zum Plattenpapzt gilt: Alles ist erlaubt. Auch die im Zakk unerwünschten Reggae-Fans dürfen in dem neuen Club auflegen.
Oder es geht mit dem Ufo-Club zurück in die 60er Jahre, mit psychedelischen Lichteffekten, Peace-Zeichen an der Wand und Pink Floyd auf dem Plattenteller. "Der Ufo-Club wurde 1966 in London gegründet. Und es gibt ihn heute noch", sagt Christian Koch, Spitzname Doktor, der die Partyreihe organisiert. Für ihn ist das auch ein Stück Philosophie: "In den 60er Jahren wurden die gesellschaftlichen Probleme deutlich gemacht, aber bis heute nicht gelöst." So steckt im Ufo-Club auch eine Botschaft.
Konkurrenz sind Club und Kulturschlachthof nicht. Im Gegenteil. Zur Finissage einer Ausstellung russischer Künstler wurde am Wochenende eine große gemeinsame Party organisiert. Schließlich verbindet beide auch das Bewusstsein, das letzte Stückchen Subkultur zu sein.