Julians Blut hat Gabriel gerettet

uni-klinik Eine Stammzellen-Spende heilte den Brasilianer. Jetzt lernten sich die „Blutsbrüder“ kennen.

Eines gleich vorweg: Julian spielt lieber Fußball, Gabriel Basketball. Die beiden 13-Jährigen sind also grundverschieden. Zumal der eine Brasilianer ist, der andere Deutscher - verständigen können sich die Jungen nicht. Und doch: In ihren Adern fließt das gleiche Blut. Julians Mutter Petra Blinne spendete nach dessen Geburt die Nabelschnur, das Blut wurde in der Stammzellbank der Uni-Klinik eingelagert. Dann reiste es nach Brasilien und rettete dem todkranken Baby Gabriel das Leben. Jetzt haben sich die "Blutsbrüder" kennengelernt.

Die Geschichte von Gabriel und Julian ist gespickt mit kleinen Wundern, großen Premieren und Superlativen: Die Düsseldorfer José-Carreras-Stammzellbank war die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland, ist noch heute die größte in Europa. Gabriel Belo-Santos war in Brasilien der erste Patient, der mit Nabelschnur-Stammzellen behandelt wurde. Und er ist schließlich der Erste in Brasilien, der den angeborenen Immundefekt SCID überlebt hat. Zwei seiner älteren Brüder waren an der Krankheit bereits gestorben.

Auch für Gabriel sah es 1998 ernst aus. Er wurde praktisch ohne Immunsystem geboren, ein Knochenmarkspender fand sich nicht. Dann suchten die Mediziner in Düsseldorf - und hatten Erfolg: Nabelschnurblut wird vom fremden Körper eher akzeptiert als "erwachsene" Stammzellen. Julians Blut ging im Stickstofftank auf Reisen. Acht Jahre später klingelte 2006 das Telefon in der Uni-Klinik. "Ohne Julian gäbe es meinen Sohn heute nicht mehr", sagt Gabriels Mutter Luciana Belo-Santos (38). Sie wollte endlich Danke sagen.

Stammzellenspenden sind eigentlich eine hoch-anonyme Angelegenheit. Doch Prof. Dr. Gesine Kögler, Leiterin der Stammzellbank, machte eine Ausnahme. Auch weil bei Gabriel keine Rückfallgefahr mehr besteht: Sein krankes Blutsystem ist komplett gegen Julians gesundes ausgetauscht. Er ist heute ein gesunder Junge. Kögler rief Petra Blinne an.

Julian erfuhr erst damals, dass sein Blut ein Leben gerettet hatte. "Zuerst war ich total stolz", sagt der 13-Jährige. "Aber dann wurde mir klar, dass ich ja gar nichts gemacht habe." Trotzdem ist er froh, Gabriel jetzt endlich selbst kennenzulernen. Seit Donnerstag ist die gesamte Familie Belo-Santos zu Gast im Hause Blinne bei Brüggen. Gemeinsam geht es ins Phantasialand, auf den Kölner Dom - und natürlich in die Düsseldorfer Stammzellbank. Im nächsten Sommer fährt Julian zum Gegenbesuch einen Monat nach Brasilien. Wenn man dort schon Blutsverwandte hat, muss man das schließlich genießen.