Das Stahlwerk will zurück zur Musik

Stefan Prill hat ein neues Konzept für die Halle an der Ronsdorfer Straße entwickelt — mit mehr Sub-, Ess- und vor allem Musikkultur.

Das Stahlwerk will zurück zur Musik
Foto: Sigi Tischler/dpa

Düsseldorf. Das Stahlwerk ist nach seinen 23 Jahren ein einsamer Leuchtturm im Düsseldorfer Nachtleben geworden. Es hat überlebt, während rundherum Institutionen wie Tor 3 und Consum die Türen schlossen. Nicht zuletzt durch Mainstream-Partys von 80er über 90er bis Ü30. Aber jetzt ist es für Macher Stefan Prill an der Zeit, sich auf die Wurzeln zurückzubesinnen. Er will ein bisschen Sub-, ein bisschen Esskultur in seine Hallen an der Ronsdorfer Straße bringen. Vor allem aber ganz viel Musikkultur.

„Stahlwerk 3.0“ nennt Prill das neue Konzept, für das er sich auch einen alten Bekannten an Bord geholt hat: Unique-Kopf Henry Storch, der das Stahlwerk einst mitbegründet hatte, aber ausgestiegen war, als das Programm immer kommerzieller wurde, wird neuer künstlerischer Leiter. Nachdem sein legendärer Unique Club in der Altstadt geschlossen hatte, auch sein neuer Anlauf mit dem „Blue Note“ in der Kurze Straße nicht von dauerhaftem Erfolg und das Golzheim-Fest gestorben war, hatte der sich eigentlich weitgehend aus der Düsseldorfer Kulturlandschaft zurückgezogen.

Jetzt mischt er in Lierenfeld wieder kräftig mit — und schwupps stehen große Musikernamen wie Element of Crime (20. April), The Brand New Heavies und Osaka Monaurail (21. Mai), Grandmaster Flash (25. Mai) und De La Soul (18. Juni) auf der Konzertliste des Stahlwerks. Namen, die für gute Musik mit großer Tradition stehen — und für eine Nische, die in Düsseldorf seit Jahren quasi brach lag.

Das Stahlwerk startet aber auch eine eigene Partyreihe unter dem Titel „Different Strokes“. So heißt das Künstlerkollektiv, dessen Projektleiter Najib Belgacem auch für die Veranstaltungen verantwortliche zeichnet. Es gehe darum, so sagt er, „echter DJ-Kultur“ wieder ein Zuhause in der Landeshauptstadt zu geben — aus der er selbst vor zehn Jahren weggezogen ist, weil er keine Räume für Gigs mehr fand. Die neue Reihe, die am 2. April startet (mehr Infos siehe Kasten „Termine Partyreihe“), soll stets Hip-Hop, Elektro und Soul verbinden. „Damit man auch mal an einem Abend mit Freunden, die unterschiedliche Musik hören, ausgehen kann“, erklärt Belgacem. Noch in der Mache sind Planungen für einen neuen Bar- und Restaurantbereich an der großen Halle sowie sonntägliches Schlemmen mit Musik zu Brunch-Zeiten unter dem Arbeitstitel „Surf and Turf“.

Den Auftakt zur neuen Ära im Stahlwerk bildet ein Abend am 31. März ab 20 Uhr mit Pianist Clifford Slapper. Er hat die Biografie über Mike Garson geschrieben, der wiederum David Bowie über 40 Jahre am Klavier begleitet hat — im Stahlwerk wird er spielen, aber auch Anekdoten über den Rockstar teilen. Unterstützt wird er von lokalen Sängern wie Mayo Velvo und Linda Hergarten. „Was passieren wird, weiß ich selbst nicht genau“, sagt Caroline West, die den Abend arrangiert hat. „Das ist ja Kunst.“

Und das ist es, was Stahlwerk-Chef Prill will. Ohne sich von seinen Kommerz-Zugpferden wie der 90er-Party zu trennen. „Das hat das Geld eingespielt, um immer noch da zu sein“, sagt er unumwunden. Und davon will er sogar noch mehr, wirbt deshalb um die Karnevalisten: Nach der erfolgreichen Fortuna-Sitzung vergangene Session soll es in der nächsten auch eine Veranstaltung mit der DEG geben, ein eigener Ball im Stahlwerk kommt hinzu. „Wir wollen eine höhere Auslastung — ganz klar“, sagt Prill. Die Pflichtübung für die Kasse. Und dann den Rücken frei für die Kür. Für die Liebe zur guten Musik. „Jetzt“, sagt Prill, „machen wir das, was wir immer wollten.“